Auch wenn sich die Aktien des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer im Rahmen starker US-Börsen am gestrigen Nachmittag etwas von ihrem Kurssturz erholen konnten, am Ende des Tages stand beim Schlusskurs von 34,01 Euro ein kapitales Minus von 18 Prozent auf der Kurstafel. Im Tagestief sind die Aktien sogar bis auf 32,60 Euro abgerutscht, dem tiefsten Stand seit 17 Jahren!
Zwei gleich schlechte Nachrichten verstimmte dabei die Aktionäre: Zum einen muss Bayer einen weiteren Rückschlag beim Unkrautvernichter Glyphosat hinnehmen. Wie Bayer mitteilt, hat ein US-Geschworenengericht den Konzern zur Zahlung von 1,56 Milliarden US-Dollar verurteilt. Glyphosat, dass durch die Monsanto-Übernahme mit in den Bayer-Konzern gebracht wurde, und seitdem im Grunde nur Probleme verursacht, soll Krebs verursachen und deshalb klagen diesmal vier Kläger in Zusammenhang mit Krebserkrankungen, die durch den Monsanto-Unkrautvernichter ausgelöst worden sein sollen. Bayer will jetzt gegen das Gerichtsurteil rechtlich vorgehen.
Zum anderen hat Bayer mitgeteilt, dass der Konzern seine klinische Phase-III-Studie (Oceanic-AF) mit dem Medikamentenkandidaten Asundexian aufgrund mangelnder Wirksamkeit abbrechen wird. Dabei waren hier die Hoffnung groß, dass sich das Medikament zum Blockbuster entwickeln und milliardenschwere Umsätze erzielten könnte, da damit Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko behandelt werden sollten. Von denen es weltweit Millionen gibt.
Nach den Hiobsbotschaften von Bayer haben sich gestern zahlreiche Analysten zu Wort gemeldet und vielfach trotz der Nachrichten mehrheitlich ihren positiven Blick auf die mittelfristigen Chancen bestätigt. Bei einigen sinken dagegen die Kursziele und vereinzelt auch die Einstufung für die Aktie.
UBS bestätigt Kaufempfehlung
Analyst Geoff Haire hat nach einer hauseigenen Analystenkonferenz die dort von Experten getroffenen Aussagen zusammengefasst und im Anschluss Bayer unverändert mit „Buy“ eingestuft. Sein Kursziel für die Aktie belässt er vorerst bei ambitionierten 90 Euro.
DZ Bank bleibt bei „Kaufen“
Bei der DZ Bank hat sich gestern Analyst Peter Spengler die Lage nach den Meldungen von Bayer genauer angeschaut und:
hält den Kursrutsch am Montag für übertrieben.
Er kalkuliert die Belastungen aus beiden Vorfällen auf insgesamt 3,5 Milliarden Euro. Für das nächste Jahr rechnet er mit einer neuen Strategie und am Ende mit einer Aufteilung von Bayer in Consumer Health und Crop Science. Deshalb bleibt Bayer bei ihm auf „Kaufen“, das Kursziel senkt er allerdings leicht von 59 Euro auf 56 Euro ab.
JEFFERIEs senkt Kursziel kräftig
Nach den Zahlen hatte sich gestern als einer der ersten Carlie Bentley vom Analysehaus JEFFERIES zu Wort gemeldet, die Ereignisse eingeordnet und seine Kaufempfehlung vorerst empfohlen. Heute allerdings rudert er bereits zurück und stuft Bayer von „Buy“ auf „Hold“ und senkt das Kursziel kräftig von vormals 60 Euro auf 37 Euro. Er glaubt, dass vor allem der Stop der Testreihe von Asundexian Veräußerungen notwendigen machen wird. Aber damit wird man seiner Meinung nach:
strategisch lediglich Zeit gewinnen, aber nicht ausreichend Mittel, um das Pharmaproblem mit der Patentklippe zu lösen.
JPMorgan behält Bayer auf „Neutral“
Nach dem Studienrückschlag bei Hoffnungsträger Asundexian belässt Analyst Richard Vosser von JPMorgan Bayer vorerst weiter auf „Neutral“ und belässt sein Kursziel für die Aktie zunächst bei 47 Euro. Auch für ihn ist die Beendigung der Studie:
eine herbe Enttäuschung,
da damit:
das Umsatzpotenzial des Mittels, das bisher mit 11,70 Euro je Aktie in seinem Bewertungsmodell gestanden habe, sinke.
Er rechnet jetzt damit, dass das Wachstum im Pharmageschäft noch weiter erschwert wird, da bald wichtige Patente (Xarelto, Eylea) auslaufen.
Bayer-Aktie vorbörslich kaum verändert
Nach dem gestrigen Kurssturz liegen Bayer-Aktien vorbörslich aktuell bei 34,22 Euro und dürften damit nur wenig erholt in den neuen Handelstag starten.
Offenlegung potenzieller Interessenskonflikte: Der Verfasser dieses Beitrages besitzt oder besaß direkte Anteile an Finanzinstrumenten an den in diesem Artikel erwähnten Unternehmen. Diese Beteiligung könnte einen Einfluss auf die Marktbewegungen im Zusammenhang mit der Berichterstattung haben. Besprochener Wert: Bayer