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Micron verdoppelt Gewinn: Warum das erst der Anfang ist

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

während viele Technologieunternehmen über künstliche Intelligenz sprechen, liefert Micron Technology knallharte Zahlen. Der Speicherchip-Hersteller hat soeben Quartalszahlen vorgelegt, die selbst optimistische Erwartungen pulverisieren. Das Unternehmen verdoppelt seinen Gewinn im nächsten Quartal nahezu. Diese Ankündigung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Investoren zunehmend skeptisch gegenüber KI-Versprechungen werden.

Micron erzielte im ersten Geschäftsquartal einen bereinigten Gewinn von 4,78 Dollar je Aktie. Analysten hatten lediglich 3,95 Dollar erwartet. Der Umsatz kletterte um 57 Prozent auf 14,34 Milliarden Dollar. Auch hier lagen die Prognosen mit 12,95 Milliarden deutlich darunter. Doch die eigentliche Sensation steckt im Ausblick.

Ein Ausblick, der seinesgleichen sucht

Für das laufende zweite Quartal prognostiziert Micron einen Gewinn von 8,42 Dollar je Aktie. Das entspricht einer Verdopplung innerhalb von drei Monaten. Der erwartete Umsatz soll zwischen 18,3 und 19,1 Milliarden Dollar liegen. Diese Prognose übertrifft die Erwartungen um mehr als 4 Milliarden Dollar. Solche Abweichungen sind selbst in der volatilen Halbleiterindustrie außergewöhnlich.

Die treibende Kraft hinter diesem Wachstum trägt die Bezeichnung HBM. High Bandwidth Memory revolutioniert derzeit die Rechenzentren weltweit. Diese speziellen Speicherchips sind für KI-Anwendungen unverzichtbar. Sie werden direkt auf Grafikprozessoren gestapelt und ermöglichen extrem schnelle Datenübertragungen. Ohne HBM könnten die leistungsstärksten KI-Modelle nicht funktionieren.

CEO Sanjay Mehrotra verkündete eine bemerkenswerte Prognose. Der HBM-Markt soll bis 2028 auf 100 Milliarden Dollar anwachsen. Das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von rund 40 Prozent. Noch wichtiger: Dieser Meilenstein wird zwei Jahre früher erreicht als ursprünglich erwartet. Im Jahr 2025 beträgt das Marktvolumen noch 35 Milliarden Dollar.

Die Margen explodieren

Micron hat bereits alle Kapazitäten für das Kalenderjahr 2026 verkauft. Das Unternehmen schloss langfristige Verträge mit seinen Hauptkunden ab. Diese Vereinbarungen decken die gesamte HBM-Produktion ab, einschließlich der kommenden HBM4-Generation. Diese neue Technologie verspricht noch höhere Leistung und damit auch höhere Preise.

Ein Aspekt verdient besondere Beachtung: die Bruttomargen. Im abgelaufenen Quartal stiegen sie von 45,7 auf 56,8 Prozent. Für das laufende Quartal peilt Micron 68 Prozent an. Das bedeutet einen weiteren Sprung um mehr als elf Prozentpunkte. Zum Vergleich: Nvidia und Broadcom kämpfen mit Margendruck. Während diese beiden Schwergewichte ihre Bruttomargen stabilisieren müssen, expandiert Micron weiter.

Diese Entwicklung unterstreicht die strukturelle Stärke von Micron. Das Unternehmen kann seine Preise deutlich anheben. Der Grund liegt in der anhaltenden Knappheit von Speicherchips. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem. Mehrotra erwartet, dass diese Situation bis über das Jahr 2026 hinaus anhält.

Investitionen für die Zukunft

Micron erhöht seine Investitionen deutlich. Die Kapitalausgaben für das Geschäftsjahr 2026 steigen von geplanten 18 auf 20 Milliarden Dollar. Diese zusätzlichen zwei Milliarden fließen hauptsächlich in HBM-Kapazitäten. Zudem investiert das Unternehmen in die 1-Gamma-DRAM-Technologie. Diese neue Fertigungstechnik ermöglicht effizientere und leistungsfähigere Chips.

Die erhöhten Investitionen senden ein wichtiges Signal. Micron baut seine Kapazitäten aus, aber nicht übermäßig. Das Unternehmen vermeidet die Fehler vergangener Zyklen. Damals führte Überkapazität regelmäßig zu Preisverfall. Diesmal agiert Micron disziplinierter. Die Industrie insgesamt zeigt sich zurückhaltend bei Erweiterungen.

Der operative Cashflow erreichte im ersten Quartal 8,41 Milliarden Dollar. Im Vorjahr waren es lediglich 3,24 Milliarden. Der freie Cashflow stellte einen neuen Quartalsrekord auf. Er übertraf sogar den bisherigen Höchstwert aus dem vierten Quartal 2018 um mehr als 20 Prozent. Diese Entwicklung ermöglicht es Micron, Schulden abzubauen und in Wachstum zu investieren.

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Der Markt für Speicherchips wandelt sich

Micron hält etwa 21 Prozent des HBM-Marktes. Marktführer SK hynix kommt auf 62 Prozent. Samsung folgt mit 17 Prozent auf dem dritten Platz. Bei einem geschätzten HBM-Marktvolumen von 49 Milliarden Dollar im Jahr 2026 würde Micron allein mit HBM über zehn Milliarden Dollar umsetzen. Das entspricht einem erheblichen Teil des Gesamtumsatzes.

Die Speicherindustrie durchläuft einen fundamentalen Wandel. Jahrzehntelang galten DRAM und NAND als Commodity-Produkte. Der Markt war zyklisch und von Preisschwankungen geprägt. Mit dem Aufstieg von HBM ändert sich diese Dynamik. Hochspezialisierte Chips ersetzen zunehmend Standardprodukte. Das ermöglicht stabilere Margen und vorhersagbareres Wachstum.

Micron zieht sich gleichzeitig aus weniger profitablen Bereichen zurück. Das Unternehmen beendete sein Engagement im Consumer-Geschäft. Diese Entscheidung macht Sinn. Die Margen im Endkundengeschäft sind deutlich niedriger. Der Fokus auf Rechenzentren und KI-Anwendungen verspricht höhere Renditen.

Was bedeutet das für Investoren?

Die Bewertung von Micron erscheint moderat. Die Aktie handelt mit einem Forward-KGV von etwa 12,6. Der Branchendurchschnitt liegt bei 24,4. Selbst nach der jüngsten Kursrally von über 100 Prozent bleibt die Aktie günstig. Das liegt an der rasanten Gewinnentwicklung. Bei einem annualisierten Gewinn von rund 34 Dollar je Aktie läge das KGV bei gerade einmal sieben.

Die Risiken sollten nicht verschwiegen werden. Die gesamte Halbleiterindustrie bleibt zyklisch. Wenn die KI-Nachfrage einbrechen sollte, würde auch Micron leiden. Zudem gibt es Unsicherheiten bezüglich neuer Zölle und geopolitischer Spannungen. Das Unternehmen räumt ein, die Nachfrage nicht vollständig bedienen zu können.

Die DRAM- und NAND-Auslieferungen sollen im Kalenderjahr 2026 um etwa 20 Prozent wachsen. Gleichzeitig bleiben Versorgungsengppässe bestehen. Diese Diskrepanz zeigt das Dilemma. Die Nachfrage wächst schneller als die Produktionskapazitäten. Das stützt zwar die Preise, begrenzt aber das Mengenwachstum.

Der strukturelle KI-Gewinner

Micron profitiert von einem fundamentalen Trend. Künstliche Intelligenz ist extrem speicherintensiv. Große Sprachmodelle benötigen gewaltige Mengen an Arbeitsspeicher. Je leistungsfähiger die Modelle werden, desto mehr HBM wird benötigt. Dieser Zusammenhang ist unvermeidlich und unumkehrbar.

Die Konkurrenz bleibt überschaubar. Nur drei Unternehmen weltweit können HBM in großem Maßstab produzieren. Der Markteintritt neuer Wettbewerber ist unwahrscheinlich. Die technologischen Hürden sind zu hoch. Die erforderlichen Investitionen sind gewaltig. Diese Markstruktur begünstigt die etablierten Anbieter.

Micron steht am Beginn eines mehrjährigen Zyklus. Das Unternehmen liefert nicht nur Versprechungen, sondern harte Zahlen. Die Bruttomargen expandieren weiter. Die Auftragsbücher sind gefüllt. Der freie Cashflow sprudelt. Diese Kombination ist in der Halbleiterindustrie selten.

Fazit: Zwischen Euphorie und Realität

Micron ist mehr als nur eine weitere Chip-Aktie. Das Unternehmen sitzt an einer Schlüsselstelle der KI-Revolution. Ohne Microns Speicherchips bleiben die Rechenzentren der Hyperscaler hungrig. Die Versorgungsengpässe werden noch Jahre anhalten. Die Margen steigen weiter.

Natürlich gibt es keine Garantien an der Börse. Die KI-Euphorie könnte sich als übertrieben erweisen. Aber die aktuellen Zahlen sprechen eine klare Sprache. Micron transformiert sich von einem zyklischen Commodity-Hersteller zu einem strukturellen Wachstumsunternehmen. Diese Entwicklung wird die Bewertung langfristig stützen.

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Carsten Müller

Senior Kapitalmarktanalyst & Finanzpublizist

Expertise: Fundamentalanalyse globaler Kapitalmärkte | Zukunftstechnologien | Strategische Asset-Allokation

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Mit drei Jahrzehnten Kapitalmarkterfahrung gehört Carsten Müller zu den führenden Finanzanalysten im deutschsprachigen Raum. Der Berliner Kapitalmarktexperte verfügt über fundierte Kenntnisse in der Bewertung internationaler Aktien- und Anleihemärkte und hat sich insbesondere auf die Identifikation langfristiger Megatrends spezialisiert.

Seine Analysemethodik basiert auf einem bewährten Zweisäulenmodell: Fundamentale Unternehmensanalyse kombiniert mit präzisen Timing-Strategien. Dieser integrative Ansatz ermöglicht es ihm, strukturelle Wachstumschancen frühzeitig zu identifizieren und optimal zu nutzen.

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Nach seinem Einstieg in die Finanzbranche bei der n-tv Telebörse prägte er maßgeblich die redaktionelle Ausrichtung führender Börsenpublikationen. Als Chefredakteur und Herausgeber verantwortet er heute mehrere Fachpublikationen, darunter den renommierten Börsendienst "Future Money", der sich auf disruptive Technologien und deren Kapitalmarktpotenzial fokussiert.

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Neben seiner analytischen Tätigkeit vermittelt Carsten Müller Kapitalmarktwissen in verschiedenen Formaten. Sein Podcast "Papa, erklär mal Börse" überbrückt generationenübergreifend die Kluft zwischen komplexer Finanztheorie und praktischer Anwendung. Diese Kombination aus tiefgreifender Expertise und verständlicher Kommunikation macht ihn zu einem gefragten Experten für institutionelle und private Anleger.