Die Erste Bank steht vor einer finanziellen Nagelprobe: Gleich zwei Unternehmensanleihen mit einem Gesamtvolumen von 200 Millionen Euro erreichen diese Woche ihre Fälligkeit. Während die erste Tranche bereits gestern planmäßig zurückgezahlt wurde, steht heute die deutlich größere zweite Anleihe an. Kommt die Bank mit ihrer Liquiditätssteuerung problemlos durch diese Phase – oder könnte der Kapitalabfluss die ohnehin angespannte Stimmung an der Wiener Börse weiter belasten?
Anleihe-Rückzahlungen: Routine oder Risiko?
Die Erste Bank managt aktuell zwei bedeutende Anleihefälligkeiten:
- 50 Millionen Euro (1,0% Kupon) wurden am 8. Juni fällig und bereits zurückgezahlt
- 150 Millionen Euro (3,2% Kupon) stehen heute zur Rückzahlung an
Diese Transaktionen sind zwar regulärer Bestandteil des Schuldenmanagements, fallen jedoch in eine Phase, in der der österreichische Aktienmarkt unter Druck steht. Die Timing-Frage stellt sich: Muss die Bank in einem ungünstigen Marktumfeld möglicherweise frisches Kapital aufnehmen?
Wiener Börse: Dämpfer zu Wochenstart
Die negative Grundstimmung macht sich bereits bemerkbar:
- Sowohl ATX als auch ATX Prime starteten die Woche mit Verlusten
- Die Erste Bank-Aktie zeigt sich widerstandsfähig, notiert aktuell bei 72,95 € (+0,07%)
- Langfristig bleibt der Titel stark: Seit Jahresanfang legte er 25,6% zu
Doch der Rücksetzer am Gesamtmarkt wirft die Frage auf: Könnten die Anleihezahlungen zusätzlichen Verkaufsdruck erzeugen? Immerhin liegt die Volatilität des Papiers bei beachtlichen 38%.
Zwischen Robustheit und Risiken
Während der ATX am Freitag noch von positiven US-Daten profitierte, zeigt sich zu Wochenbeginn eine deutliche Ernüchterung. Die Erste Bank navigiert zwischen diesen Marktströmungen – einerseits gestützt durch ihre solide Performance, andererseits belastet durch die Kapitalabflüsse.
Steht dem Titel nach dem jüngsten Höhenflug (+63% in 12 Monaten) nun eine Konsolidierungsphase bevor? Die nächsten Handelstage werden zeigen, ob die Bank ihre Liquidität ohne Blessuren managen kann – oder ob die Anleihefälligkeiten zum Stolperstein werden.