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Evergrande: Das Ende eines 300-Milliarden-Imperiums

Der einst größte chinesische Immobilienentwickler China Evergrande wurde nach einem Wertverlust von über 99 Prozent von der Hongkonger Börse genommen. Das Unternehmen hinterlässt Schulden von 300 Milliarden Dollar und erschüttert den gesamten Immobiliensektor.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Börsendelisting nach mehr als 99 Prozent Wertverlust
  • Über 300 Milliarden Dollar Schulden belasten den Konzern
  • Liquidatoren erzielten bisher nur 255 Millionen Dollar
  • Immobiliensektor in tiefster Krise seit Jahrzehnten

Die Hongkonger Börse hat vollendete Tatsachen geschaffen: China Evergrande, einst Chinas größter Immobilienentwickler, wurde am Montag endgültig von der Börse genommen. Was als Symbol für Chinas rasanten Immobilienboom galt, ist nun Geschichte – mit dramatischen Folgen für Millionen von Anlegern und Käufern.

Der Absturz ist beispiellos: Von einer Marktkapitalisierung von über 50 Milliarden Dollar im Jahr 2017 blieb zum Zeitpunkt der Streichung nur noch ein Bruchteil von 280 Millionen Dollar übrig. Die Aktie verlor mehr als 99 Prozent ihres Wertes – ein vernichtender Totalverlust für alle, die auf das Unternehmen gesetzt hatten.

Der Anfang vom Ende: 300 Milliarden Dollar Schulden

Bereits im August 2021 begannen die ersten Bauprojekte zu stocken, als Evergrande seine Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte. Die aggressive Expansionsstrategie, finanziert durch Kredite von über 300 Milliarden Dollar, wurde dem Konzern zum Verhängnis. Pekings „Drei rote Linien“-Politik, die Entwickler zu weniger Verschuldung zwang, traf Evergrande besonders hart.

Im September 2021 verpasste das Unternehmen erste Zinszahlungen in Höhe von 131 Millionen Dollar. Was folgte, war eine Spirale aus ausgesetztem Handel, Liquidationsverfahren und der Verhaftung von Gründer Hui Ka Yan im September 2023. Im Januar 2024 ordnete ein Hongkonger Gericht schließlich die Liquidation an.

Milliardenschwere Verluste erschüttern den Markt

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 476 Milliarden Yuan Verlust in 2021, weitere 105,9 Milliarden Yuan in 2022. Zum Vergleich – 2020, als der Betrieb noch normal lief, erwirtschaftete Evergrande einen Gewinn von 8,1 Milliarden Yuan.

Doch auch 18 Monate nach Beginn des Liquidationsverfahrens zeigt sich das wahre Ausmaß der Katastrophe: Die Liquidatoren haben bisher nur 255 Millionen Dollar aus dem Verkauf von Vermögenswerten erlöst, während Gläubigerforderungen von 45 Milliarden Dollar vorliegen.

Chinas Immobiliensektor im freien Fall

Was als Evergrande-Krise begann, hat sich zu einem branchenweiten Kollaps entwickelt. Der Immobilienmarkt, der einst fast ein Drittel von Chinas Bruttoinlandsprodukt ausmachte, steckt in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten. Verkäufe, Preise und Bautätigkeiten sind dramatisch eingebrochen.

Besonders bitter: Millionen chinesischer Familien, die ihre Ersparnisse in unfertige Evergrande-Projekte investiert hatten, stehen vor dem Nichts. Die Behörden vermieden eine direkte Rettung und setzten stattdessen auf staatliche Banken und staatsnahe Entwickler, um den Markt zu stabilisieren.

Die Streichung von der Börse markiert das endgültige Ende von Chinas einstigem Immobilien-Imperium – und ein warnendes Signal für alle, die auf schnelle Gewinne in Chinas Markt gesetzt hatten.

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Felix Baarz

Felix Baarz ist Wirtschaftsjournalist mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in der Berichterstattung über internationale Finanzmärkte. Als gebürtiger Kölner begann er seine Laufbahn bei einer deutschen Fachpublikation, bevor er für sechs Jahre nach New York zog.

In New York berichtete er direkt aus dem Zentrum der globalen Finanzwelt über Entwicklungen an der Wall Street und wirtschaftspolitische Entscheidungen von internationaler Tragweite. Diese Zeit prägte seine analytische Herangehensweise an komplexe Wirtschaftsthemen.

Heute arbeitet Baarz als freier Journalist für führende deutschsprachige Wirtschafts- und Finanzmedien. Seine Schwerpunkte liegen auf der fundierten Analyse globaler Finanzmärkte und der verständlichen Aufbereitung wirtschaftspolitischer Zusammenhänge. Neben seiner schriftlichen Arbeit moderiert er Fachdiskussionen und nimmt an Expertenrunden teil.

Sein journalistischer Ansatz kombiniert tiefgreifende Recherche mit präziser Analyse, um Lesern Orientierung in einer sich wandelnden Wirtschaftswelt zu bieten.