Startseite » News zu Unternehmen » Analystenstimmen » Zentralbanken-Marathon: Entscheidungswoche für Märkte

Zentralbanken-Marathon: Entscheidungswoche für Märkte

Fünf Notenbanken verkünden ihre Zinspolitik, während verspätete US-Konjunkturdaten und Chinas Immobilienkrise die Märkte bewegen. Die EZB signalisiert eine mögliche Kehrtwende.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Fed senkt Zinsen trotz verzerrter Arbeitsmarktdaten
  • EZB hält Zinsen, Spekulationen über Anstieg 2026
  • Bank of Japan plant historische Zinserhöhung
  • Chinas Immobiliensektor belastet Marktstimmung

Die Finanzmärkte stehen vor einer der ereignisreichsten Wochen des Jahres. Gleich fünf große Zentralbanken verkünden ihre Zinsentscheidungen, während eine Flut verspäteter US-Wirtschaftsdaten endlich Licht ins Dunkel der weltweit größten Volkswirtschaft bringen soll. Doch während Investoren auf Klarheit hoffen, mehren sich die Unsicherheiten – von enttäuschenden KI-Zahlen bis hin zu Chinas schwächelndem Immobiliensektor.

Fed-Daten aus dem Lockdown-Nebel

Nach dem rekordlangen US-Regierungsstillstand werden diese Woche endlich die seit Wochen überfälligen Wirtschaftszahlen veröffentlicht. Am Dienstag steht der November-Arbeitsmarktbericht an, bei dem Ökonomen mit mageren 35.000 neuen Stellen rechnen – die Oktober-Daten werden direkt mitgeliefert. Besonders brisant: Die Arbeitslosenquote wird erstmals wieder ermittelt, nachdem die 43-tägige Schließung selbst deren Erhebung verhindert hatte.

„Schwächer als erwartete Daten könnten die Erwartungen für die nächste Fed-Zinssenkung nach vorne ziehen“, warnen Analysten von ING. Doch die Aussagekraft der Zahlen bleibt fragwürdig. Fed-Chef Jerome Powell hatte in der vergangenen Woche selbst betont, wie verzerrt die aktuellen Arbeitsmarktdaten seiner Ansicht nach sind. Die Zentralbank hatte zwar die weithin erwartete Zinssenkung um 25 Basispunkte beschlossen, signalisierte aber zugleich eine Pause bei weiteren Schritten.

Am Donnerstag folgen die monatlichen Inflationsdaten – ein Gradmesser, an dem die Fed ihre nächsten Schritte ausrichten wird. Für die stark gespaltene Notenbank hat sich die Arbeitsmarktlage als wichtiger erwiesen als die hartnäckig erhöhten Preise. Mehrere Fed-Mitglieder äußern sich im Laufe der Woche, darunter der einflussreiche New Yorker Fed-Präsident John Williams am Montag und Gouverneur Christopher Waller am Mittwoch – ein möglicher Kandidat für die Powell-Nachfolge.

Micron als KI-Lackmustest

Während die US-Daten wichtig sind, könnte ausgerechnet ein Quartalsbericht zum entscheidenden Katalysator werden. Die Micron-Zahlen dürften die Märkte stärker bewegen als manch Konjunkturdatum, glauben Analysten von Vital Knowledge. Der Grund: Die Stimmung rund um künstliche Intelligenz hat zuletzt Kratzer bekommen.

Enttäuschende Quartalsupdates von Oracle und Broadcom hatten vergangene Woche frische Zweifel an der Nachhaltigkeit massiver KI-Investitionen geweckt. Bei Micron ist die Erwartungshaltung hingegen „extrem bullish“. Viele rechnen mit einem mehrjährigen Boom-Zyklus für die High-Bandwidth-Memory-Chips des Unternehmens, die hochmoderne KI-Prozessoren antreiben. Die Micron-Aktie ist 2025 bereits um über 176 Prozent gestiegen – maßgeblich dank der Rolle als Lieferant für Nvidia-Chips.

Europas Notenbank vor Richtungswechsel?

Auf der anderen Seite des Atlantiks vollzieht sich eine bemerkenswerte Kehrtwende. Plötzlich spekulieren Händler, dass die Europäische Zentralbank 2026 die Zinsen wieder anheben könnte – eine dramatische Wende nach dem Senkungszyklus. Die EZB dürfte am Donnerstag ihre Leitzinsen bei zwei Prozent belassen, das vierte Mal in Folge.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Eurozone wuchs im dritten Quartal um 0,3 Prozent, deutlich schneller als die EZB im September prognostiziert hatte. Die Inflation erweist sich als klebriger als erhofft. EZB-Chefin Christine Lagarde wiederholte vergangene Woche ihre Botschaft von der „guten Position“ – faktisch eine Absage an weitere Zinssenkungen. Händler preisen mittlerweile eine 30-prozentige Chance für eine Zinserhöhung bis Ende 2026 ein. Noch Anfang Dezember galt eine weitere Senkung als wahrscheinlicher.

Erstmals legt die EZB auch Inflationsprognosen für 2028 vor. Ökonomen erwarten, dass diese eine Rückkehr zum Zwei-Prozent-Ziel oder knapp darüber zeigen – was das Argument der Notenbanker stärken würde, dass der erwartete Preisrückgang in den nächsten zwei Jahren nur vorübergehend ist. Teilweise verantwortlich ist die Verschiebung des neuen EU-Emissionshandelssystems von 2027 auf 2028.

Viel hängt davon ab, wie stark deutsche Fiskalstimuli das Wachstum ankurbeln, ob der Euro – bereits 13 Prozent stärker in diesem Jahr – weiter aufwertet, und wie sehr niedrigere Energiepreise und günstige chinesische Waren auf die Inflation drücken. Fortschritte bei Ukraine-Friedensgesprächen könnten das europäische Wachstum stützen und Energiepreise senken, doch die unmittelbaren wirtschaftlichen Auswirkungen dürften das EZB-Denken kaum verändern.

Bank of England vor knappstem Votum

In London steht die knappste Zinsentscheidung bevor. Die Bank of England wird voraussichtlich mit 5:4 Stimmen für eine Senkung auf 3,75 Prozent votieren – Gouverneur Andrew Bailey dürfte den Ausschlag geben. Es wäre die erste Zinssenkung seit August und würde die Kreditkosten auf ein Dreijahrestief drücken.

Die britische Inflationsrate von 3,6 Prozent bleibt die höchste unter den G7-Staaten, doch sie zeigt endlich Anzeichen der Abschwächung. Am Mittwoch werden neue Inflationsdaten für November erwartet – nur Stunden vor der BoE-Entscheidung. Ökonomen rechnen mit einem weiteren Rückgang auf 3,5 Prozent. Auch die Lohnwachstumsdaten am Dienstag könnten entscheidend sein.

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Micron?

Im Gegensatz zur EZB konnte die BoE wegen der erhöhten Inflation nicht so schnell wie erhofft die Zinsen senken. Ihr Leitzins liegt doppelt so hoch wie der der EZB. Für 2026 erwarten Investoren und die meisten Analysten nur eine einzige Zinssenkung. Die BoE könnte ihre Formulierung von einem „graduellen Abwärtspfad“ streichen, um sich mehr Flexibilität zu verschaffen – ein Signal für Vorsicht.

Japans historischer Zinsschritt

Die Bank of Japan wird am 18./19. Dezember voraussichtlich einstimmig für eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent stimmen – das erste Mal seit drei Jahrzehnten, dass die Kreditkosten des Landes auf diesem Niveau liegen würden. Die Märkte preisen bereits mit rund 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit eine Erhöhung ein.

Der Yen legte am Montag um 0,5 Prozent auf 155,13 pro Dollar zu, nachdem eine BoJ-Umfrage ergab, dass die meisten japanischen Unternehmen für das Fiskaljahr 2026 ähnlich hohe Lohnerhöhungen wie im laufenden Jahr planen. Eine separate Umfrage zeigte, dass die Geschäftsstimmung großer Hersteller im Dezember-Quartal ein Vierjahreshoch erreichte.

Eine Zinserhöhung könnte dem Yen gegenüber dem Dollar Auftrieb geben, da Carry-Trades – bei denen Investoren Yen zu niedrigen Zinsen leihen, um höher rentierliche Dollar-Assets wie Tech-Aktien zu kaufen – weniger profitabel werden. „Ob der Yen bis Jahresende weiter zulegt, dürfte mehr von der aktualisierten BoJ-Guidance und externen Bedingungen abhängen“, erklärt Lee Hardman von MUFG. „Ein tieferer Ausverkauf bei US-KI-Aktien könnte den Yen stützen, indem er günstige Bedingungen für Carry-Trades stört.“

Asiatische Anleihemärkte im Aufwind

Während Zentralbanken ihre Weichen stellen, suchen Investoren Zuflucht in asiatischen Anleihen. Im November flossen netto 10,86 Milliarden Dollar in Anleihen aus Südkorea, Thailand, Malaysia, Indien und Indonesien – die größten monatlichen Zuflüsse seit Mai mit 15,29 Milliarden Dollar.

„Die Divergenz zwischen Aktien und Anleihen tauchte im November erneut auf, vermutlich weil Investoren zu risikoärmeren Assets rotierten“, sagt Khoon Goh von ANZ. Südkoreanische Anleihen zogen mit 11,08 Milliarden Dollar die größten monatlichen Nettozuflüsse seit mindestens 2016 an – getrieben durch Optimismus über ihre Aufnahme in den FTSE World Government Bond Index ab April 2026. Thailändische und malaysische Anleihen verzeichneten ebenfalls Zuflüsse, während Investoren indische und indonesische Bonds verkauften.

Die Fed-Zinssenkung verstärkt die Erwartung, dass niedrigere US-Kreditkosten regionale Assets stützen werden. „Während Aktienbewertungen steigen und makroökonomische Unsicherheit anhält, sollten Investoren auf Kernanleihen fokussiert und sich der Risikokonzentration bei stärker verschuldeten Emittenten bewusst bleiben“, rät Jonathan Davis von PineBridge Investments.

Chinas Immobilienkrise überschattet Jahresende

Zum Wochenstart trübt ausgerechnet Chinas Immobiliensektor die Stimmung. Der staatlich unterstützte Entwickler China Vanke kündigte eine zweite Anleihegläubigerversammlung an, nachdem er vergangene Woche keine Zustimmung für die Verlängerung einer heute fälligen Anleihezahlung um ein Jahr erhalten hatte. Die Aktien stürzten in Shenzhen und Hongkong ab. Die Entwicklung erhöht das Ausfallrisiko und schürt erneut Sorgen um den krisengeschüttelten Sektor.

Offizielle chinesische Daten zeigten am Montag, dass die Preise für neue Eigenheime im November weiter fielen – ein Indiz, dass eine Erholung der Nachfrage trotz staatlicher Stabilisierungsversprechen weiter ausbleibt. Fabrikproduktion und Einzelhandelsumsätze verlangsamten sich im November auf das schwächste Tempo seit über einem Jahr, was Pekings Herausforderungen unterstreicht.

Der chinesische Yuan wertete auf den stärksten Stand seit über einem Jahr auf, was den Druck auf die Entscheidungsträger erhöht. Der australische Dollar, oft als liquider Yuan-Proxy genutzt, verlor 0,1 Prozent auf 0,6649 Dollar. Die vorherrschende Stimmung ist eher „Kohleklumpen“ als „Santa-Rally“ – Investoren nehmen im asiatischen Handel Risiken vom Tisch und sichern Gewinne für das Jahr.

Für die Märkte bleibt es eine Gratwanderung zwischen divergierenden Zentralbankpfaden, fragwürdiger Datenlage und sektoralen Verwerfungen. Die kommenden Tage werden zeigen, ob die erhoffte Klarheit tatsächlich eintritt – oder ob die Unsicherheit die Märkte bis ins neue Jahr begleitet.

Micron-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Micron-Analyse vom 15. Dezember liefert die Antwort:

Die neusten Micron-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Micron-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 15. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Micron: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...

Andreas Sommer

Mit über 40 Jahren Erfahrung im Bankwesen und Börsenjournalismus gehöre ich zu den etablierten Analysten im deutschsprachigen Raum. Nach mehr als zehn Jahren als Wertpapierberater bei der Deutschen Bank spezialisierte ich mich seit dem Börsencrash 1987 auf technische Analyse und charttechnische Methoden.

Als ehemaliger Chefredakteur mehrerer Börsenpublikationen entwickelte ich den "Aktienführer Neuer Markt" mit und führe heute einen Börsendienst, der sich auf wachstumsstarke Unternehmen fokussiert. Mein wöchentliches Markt-Barometer analysiert systematisch DAX, Dow Jones, Ölpreis, Währungen und Marktstimmung, um präzise Orientierung zu bieten.

Die Ergebnisse sprechen für sich: Leser meines Börsendienstes erzielten über zwei Jahrzehnte einen durchschnittlichen Depotzuwachs von +576%. Meine rechtzeitigen Warnungen vor dem Crash 2008 halfen vielen Anlegern, Verluste zu minimieren.

Heute teile ich meine Expertise durch den Newsletter "Chartanalyse-Trends", den Börsendienst "Momentum Trader", Vorträge auf Messen wie der Invest Stuttgart sowie YouTube-Videos. Mein "Timing is Money"-Ansatz identifiziert optimale Ein- und Ausstiegszeitpunkte für Aktien, Gold, Kryptowährungen und weitere Anlageklassen.