Startseite » News zu Unternehmen » Analystenstimmen » Volkswagen Aktie: Strategiewechsel im Fokus

Volkswagen Aktie: Strategiewechsel im Fokus

Volkswagen kürzt seinen Fünfjahresplan um 5 Milliarden Euro, fokussiert stärker auf Europa und entwickelt Range-Extender für Elektrofahrzeuge. Die Aktie notiert nahe dem Jahreshöchst.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Investitionsplan um 5 Milliarden Euro reduziert
  • Stärkerer Fokus auf Europa, weniger für China und USA
  • Entwicklung von Range-Extender-Technologie geplant
  • Aktie notiert nahe dem 52-Wochen-Hoch

Volkswagen sortiert sein Zukunftsprogramm neu – und das gleich an mehreren sensiblen Stellen. Während der Aufsichtsrat heute über den milliardenschweren Fünfjahresplan entscheidet, rückt zugleich die Ausrichtung bei Elektro- und Hybridantrieben in den Mittelpunkt. Wie gut passt dieser Kurswechsel zur zuletzt spürbaren Erholung der Aktie?

Investitionsplan: Weniger Geld, härtere Prioritäten

Im Zentrum der Beratungen steht der bis 2030 angelegte Investitionsrahmen von 160 Milliarden Euro. Gegenüber dem ursprünglichen Plan für 2025 bis 2029 soll das Volumen um 5 Milliarden Euro gekürzt werden – ein Signal, dass Kapital strenger auf Rendite und Kernprojekte ausgerichtet wird.

Die wichtigsten Punkte des neuen Zuschnitts:

  • Kürzung des Fünfjahresplans um rund 5 Milliarden Euro
  • Stärkerer Fokus auf Deutschland und Europa, weniger Gewicht für China und USA
  • Batterietochter PowerCo erhält deutlich reduzierte Mittel
  • Suche nach externen Investoren für PowerCo, inklusive Option eines späteren Börsengangs

Besonders einschneidend ist der Schritt bei PowerCo. Statt der ursprünglich geplanten 15 Milliarden Euro soll die Batteriesparte nur noch einen mittleren einstelligen Milliardenbetrag erhalten. Damit rückt Volkswagen weg von einem rein konzernintern finanzierten Aufbau der Batteriekapazitäten und öffnet die Tür für Partner und Kapitalmarkt.

Für die Aktie bedeutet das: Der Konzern signalisiert Kostendisziplin und selektive Expansion, ohne das Thema Batterie komplett zurückzufahren.

Antriebstechnologie: Range-Extender als Brücke

Parallel zur Finanzplanung arbeitet Volkswagen an einer Anpassung seiner Technologie-Strategie. Laut Bloomberg entwickelt der Konzern Pläne für Elektrofahrzeuge mit sogenannter Range-Extender-Technologie für Europa und die USA.

Konkret geht es darum, in beliebten SUVs und Limousinen kleine Verbrennungsmotoren zu integrieren, die nicht die Räder antreiben, sondern allein der Reichweitenverlängerung dienen. In China ist dieses Konzept bereits etabliert, in westlichen Märkten könnte es zwei Probleme adressieren:

  • rückläufige staatliche Förderung für reine Elektrofahrzeuge
  • anhaltende Bedenken der Kunden wegen lückenhafter Ladeinfrastruktur

Damit setzt Volkswagen stärker auf einen technologischen Mittelweg zwischen reinem Batterieauto und klassischem Verbrenner. Das dürfte zwar nicht allen Puristen gefallen, könnte aber die Akzeptanz bei pragmatisch orientierten Käufern erhöhen.

Eigentümerfamilie unter Dividendendruck

Während der Konzern seine Investitionen strafft, wächst der finanzielle Druck auf den Porsche-Piëch-Clan. Hans Michel Piëch hatte 2017 rund 1,1 Milliarden Euro aufgenommen, um Anteile seines Bruders Ferdinand zu übernehmen. Diese Verbindlichkeiten werden wesentlich über Dividenden aus der Porsche Holding bedient, die eng mit der Ertragskraft des VW-Konzerns verknüpft sind.

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Volkswagen?

Genau hier verschlechtert sich die Lage:

  • Die Dividende der Porsche Holding ist in diesem Jahr bereits um rund 25 % gesunken.
  • Porsche AG hat für das kommende Jahr eine deutlich niedrigere Ausschüttung in Aussicht gestellt.
  • Der Wert der Familienbeteiligung an der Porsche Holding ist seit dem Börsengang 2022 um mehr als 3 Milliarden US-Dollar gefallen.

Governance-Experten sehen die derzeitige Struktur kritisch. Serden Ozcan von der WHU argumentiert, Volkswagen müsse „das Undenkbare tun“ und Unternehmensbereiche abspalten. Nach seiner Einschätzung ist die Eigentümerfamilie dafür bislang nicht bereit. Für den Kapitalmarkt bleibt damit die Frage offen, ob und wann eine konsequentere Entflechtung tatsächlich auf die Agenda kommt.

Operatives Bild: Zwickau als kleiner Lichtblick

Auf operativer Ebene zeigt sich zumindest ein positives Signal aus Deutschland. Das Werk Zwickau, das als reine E-Auto-Fabrik positioniert ist, wird in diesem Jahr etwas mehr Fahrzeuge produzieren als im Vorjahr. Branchenbeobachter sprechen von einer „dritten Neuerfindung“ des Standorts nach dem Neustart 1990 und der späteren Transformation zum Elektrowerk.

Zwar ändert das den Gesamtausblick des Konzerns nicht grundlegend, es unterstreicht aber, dass die bestehenden Kapazitäten nicht nur gehalten, sondern leicht ausgeweitet werden können – trotz des schwierigen Umfelds für Elektrofahrzeuge.

Charttechnik: Erholung mit ersten Warnsignalen

An der Börse hat sich die Stimmung zuletzt deutlich aufgehellt. Seit Jahresbeginn liegt die Volkswagen Aktie mit rund 23 % im Plus. Mit einem aktuellen Kurs von 107,50 Euro notiert der Titel nur gut 2 % unter dem 52‑Wochen-Hoch von 109,95 Euro.

Aus charttechnischer Sicht fällt vor allem auf:

  • Der Kurs liegt deutlich über den gleitenden Durchschnitten von 50, 100 und 200 Tagen (Abstand zum 200‑Tage-Durchschnitt: rund 12 %).
  • Der seit Jahren dominierende Abwärtstrend wurde bereits überwunden, der Seitwärtsbereich nach oben verlassen.
  • Gleichzeitig signalisiert der 14‑Tage-RSI mit einem Wert von 27,8 einen bereits stark gelaufenen Markt, der anfällig für Rücksetzer ist.

Im ursprünglichen Szenario galt der Bereich um 100 bis 105 Euro als naheliegende Zone für eine Konsolidierung, bevor mittelfristig Kurse um 120 Euro denkbar schienen – vorausgesetzt, die Spar- und Investitionsprogramme greifen wie geplant. Der Sprung nahe an das Jahreshoch zeigt, wie viel Hoffnung der Markt bereits eingepreist hat.

Fazit: Viel hängt am Fünfjahresplan

Für Volkswagen bündeln sich derzeit mehrere zentrale Themen: ein straffer investitionsgetriebener Umbau, ein flexiblerer Ansatz bei der Antriebstechnologie und ein wachsender Druck auf die Eigentümerstruktur. Der heute zu beschließende Fünfjahresplan ist dabei mehr als eine reine Budgetliste – er markiert die Prioritäten des Konzerns für das laufende Jahrzehnt.

Bleibt der Kurs auf gezielte Investitionen in Europa, eine schlankere Finanzierung der Batteriesparte und eine technologieoffene Ausrichtung bei Elektrofahrzeugen, dürfte sich der jüngste Aufwärtstrend der Aktie nur dann verstetigen, wenn die operative Umsetzung folgt und die Governance-Diskussion nicht erneut an Schärfe gewinnt.

Volkswagen-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Volkswagen-Analyse vom 11. Dezember liefert die Antwort:

Die neusten Volkswagen-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Volkswagen-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 11. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Volkswagen: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...

Volkswagen Chart