Die internationalen Finanzmärkte erleben einen Tag der Gegensätze: Während argentinische Aktien nach US-Zusagen für „große und kraftvolle“ Unterstützung um über 10% steigen, warnen gleich mehrere Fed-Vertreter vor weiteren Zinssenkungen in den USA. Diese parallelen Entwicklungen verdeutlichen die komplexe Gemengelage zwischen geopolitischer Stabilisierung und geldpolitischen Herausforderungen.
Washington signalisiert massive Argentinien-Hilfe
US-Finanzminister Scott Bessent kündigte am Montag umfassende Unterstützung für Argentinien an. „Alle Optionen zur Stabilisierung stehen auf dem Tisch“, erklärte Bessent vor dem geplanten Treffen zwischen Präsident Trump und Argentiniens Präsident Javier Milei am Dienstag in New York.
Die angekündigten Hilfsmaßnahmen könnten Swap-Linien, direkte Währungskäufe und den Erwerb von US-Dollar-denominierten Staatsanleihen umfassen. Bessent betonte, die USA würden keine neuen Bedingungen oder Forderungen an diese Unterstützung knüpfen.
Argentinische Märkte reagierten euphorisch: Der Index argentinischer Aktien an US-Börsen schoss um 13% nach oben, internationale Dollaranleihen legten über sechs Cent zu. Der Peso erholte sich um 2,7% auf 1.436 pro Dollar, nachdem die Zentralbank in der vergangenen Woche über eine Milliarde Dollar zur Währungsverteidigung eingesetzt hatte.
Strukturelle Probleme bleiben bestehen
Doch Experten mahnen zur Vorsicht. Pramol Dhawan von PIMCO warnt, die US-Unterstützung biete nur temporäre Erleichterung: „Das Land generiert nicht genug Dollar bei den aktuellen Wechselkursen.“ Die Märkte würden weiterhin die Tragfähigkeit des Währungsregimes testen und schwierige Anpassungen – insbesondere eine Währungsabwertung – erwarten.
Argentinien hatte bereits im April einen neuen 20-Milliarden-Dollar-Kredit mit dem IWF vereinbart, der das Land zur Aufgabe jahrelanger Währungskontrollen verpflichtet. Die jüngsten Marktturbulenzen entstanden nach korruptionsvorwürfen im Umfeld Mileis und einer Wahlschlappe in Buenos Aires, die Zweifel an seiner Reformfähigkeit weckten.
Fed-Vertreter bremsen Zinssenkungs-Erwartungen
Parallel zu den Argentinien-Entwicklungen sendeten mehrere Fed-Vertreter deutliche Warnsignale bezüglich weiterer Zinssenkungen. Cleveland-Fed-Präsidentin Beth Hammack mahnte zur Vorsicht: „Wenn wir diese Restriktionen von der Wirtschaft nehmen, könnten die Dinge wieder überhitzen.“
Hammack verwies darauf, dass die Inflation seit über vier Jahren über dem Fed-Ziel von 2% liegt. Sie beschrieb die aktuelle Geldpolitik nach der jüngsten Zinssenkung als nur „sehr mild“ restriktiv.
Auch St. Louis Fed-Präsident Alberto Musalem warnte vor übermäßigen Lockerungen: „Ich glaube, es gibt begrenzten Spielraum für weitere Lockerungen, ohne dass die Politik übermäßig akkommodierend wird.“
Widersprüchliche Signale aus der Fed
Die vorsichtigen Töne stehen im Kontrast zur Position von Fed-Gouverneur Stephen Miran, der für deutlich aggressivere Zinssenkungen plädiert. Miran argumentiert, Änderungen in der Einwanderungs-, Steuer- und Regulierungspolitik würden den neutralen Zinssatz nach unten drücken, wodurch die aktuelle Geldpolitik „weit im restriktiven Bereich“ liege.
Richmond-Fed-Präsident Thomas Barkin zeigte sich unterdessen optimistisch bezüglich der Verbraucherausgaben: „Die Verbraucher geben schön aus. Warum sollten sie nicht?“ Er verwies auf niedrige Arbeitslosigkeit, steigende Reallöhne und gesunde Aktienbewertungen.
Märkte navigieren zwischen Hoffnung und Vorsicht
An der Wall Street setzten Technologieaktien ihre Rally fort, angeführt von Apple mit einem Plus von 4% nach einer Kurszielerhöhung durch Wedbush. Tesla gewann 3,4%, beide Aktien erreichten Achtmonatshochs. Der Nasdaq markierte neue Rekordstände.
Die unterschiedlichen Signale aus der Fed und die Argentinien-Entwicklungen verdeutlichen die komplexe Gemengelage an den Märkten. Während Washington bereit ist, einem wichtigen lateinamerikanischen Verbündeten unter die Arme zu greifen, zeigen sich die US-Notenbanker zunehmend zurückhaltend bei weiteren geldpolitischen Lockerungen – ein Spannungsfeld, das die Märkte in den kommenden Wochen intensiv beschäftigen dürfte.