Die amerikanische Handelspolitik unter Präsident Trump sorgt für erhebliche Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten. Während Washington seine protektionistische Agenda vorantreibt und mit drastischen Zollerhöhungen droht, reagieren Investoren weltweit mit wachsender Nervosität auf die sich verschärfende Unsicherheit.
Zölle belasten US-Wirtschaft schwer
Die Auswirkungen von Trumps Handelskrieg zeigen sich bereits deutlich in den amerikanischen Wirtschaftsdaten. Der US-Fertigungssektor kämpft den vierten Monat in Folge mit einer Kontraktion, wobei der ISM-Index im Juni nur minimal auf 49,0 Punkte stieg – weiterhin unter der kritischen 50-Punkte-Marke. Besonders alarmierend: Die Neuaufträge brechen seit fünf Monaten kontinuierlich ein und fielen auf schwache 46,4 Punkte.
"Die extensiven Zölle haben Engpässe in der Lieferkette verursacht", warnen Ökonomen. Unternehmen berichten von längeren Lieferzeiten und steigenden Preisen für Vorprodukte, was zu einer beschleunigten Reduktion der Belegschaft führt. Der Beschäftigungsindex im verarbeitenden Gewerbe rutschte auf bedenkliche 45,0 Punkte ab.
Dollar profitiert trotz Wirtschaftsschwäche
Paradoxerweise zeigt sich der US-Dollar gegenüber wichtigen Handelspartnern robust. Nach überraschend positiven Arbeitsmarktdaten gewann die amerikanische Währung gegenüber Yen und Schweizer Franken an Boden. Der Dollar-Index stieg auf 96,84 Punkte, nachdem Daten zeigten, dass die Zahl offener Stellen im Mai um 374.000 auf 7,769 Millionen zunahm.
Fed-Chef Jerome Powell bekräftigte derweil seine abwartende Haltung: "Solange die US-Wirtschaft in solider Verfassung ist, halten wir es für klug zu warten und mehr über die Auswirkungen der Zölle auf die Inflation zu erfahren." Diese Zurückhaltung bei Zinssenkungen stützt den Dollar zusätzlich.
Handelspartner unter enormem Druck
Mehr als ein Dutzend Länder verhandeln fieberhaft mit der Trump-Administration, um drastische Zollerhöhungen zu vermeiden. Besonders brisant wird es für Indien, wo die "reziproken" Zölle am 9. Juli von derzeit 10 auf 27 Prozent steigen könnten. Finanzminister Scott Bessent zeigte sich jedoch optimistisch: "Wir sind sehr nah dran mit Indien."
Mexiko spürt bereits jetzt die Auswirkungen der verschärften US-Politik. Die Geldtransfers mexikanischer Arbeiter in die Heimat brachen im Mai um 4,6 Prozent auf 5,36 Milliarden Dollar ein. Grund sind sowohl die geplante einprozentige US-Steuer auf Überweisungen als auch verschärfte Immigrationskontrollen, die viele Arbeiter zum Verbleib in den USA zwingen.
Staatsschulden-Debatte eskaliert
Parallel zur Handelspolitik entbrennt in Washington ein erbitterter Streit um die Staatsverschuldung. Die Republikaner treiben ein Steuer- und Ausgabenpaket voran, das nach Analystenberechnungen die Staatsverschuldung um 3,3 Billionen Dollar erhöhen könnte. Gleichzeitig wird die Schuldenobergrenze um weitere 5 Billionen Dollar angehoben – bei aktuell bereits 36,2 Billionen Dollar Gesamtverschuldung.
"Sie verschieben effektiv die Torpfosten und machen es viel einfacher, diese unglaublichen Defizite ad infinitum zu fahren", warnt Robert Tipp von PGIM Fixed Income. Die Zinszahlungen der US-Regierung explodierten bereits von 500 Milliarden Dollar 2020 auf über 1,1 Billionen Dollar im vergangenen Jahr.
Internationale Spannungen nehmen zu
Die weltweiten Auswirkungen der US-Politik zeigen sich auch in anderen Regionen. Ägypten kämpft mit Verzögerungen bei seinem 8-Milliarden-Dollar-IWF-Programm, da strukturelle Reformen nur schleppend vorangehen. Brasilien sieht seine Staatsverschuldung weiter steigen, während die Märkte an der Glaubwürdigkeit der Inflationsbekämpfung zweifeln.
Die Federal Reserve betont derweil die Bedeutung der Dollar-Swap-Linien für die globale Finanzstabilität. Powell versicherte, dass die Fed "bereit bleibt, diese in Situationen einzusetzen, wo es in unserem rechtlichen Rahmen liegt und sinnvoll erscheint."
Ausblick: Unsicherheit dominiert
Die kommenden Wochen werden entscheidend für die globalen Finanzmärkte. Während Trump seine Handelspolitik weiter verschärft und gleichzeitig die Fed zu Zinssenkungen drängt, wächst die Sorge vor einer größeren Marktkorrektur. Investoren positionieren sich zunehmend defensiv, da die Kombination aus Handelskrieg, steigenden Staatsschulden und politischer Unsicherheit ein explosives Gemisch bildet.
Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann die Märkte eine härtere Korrektur der amerikanischen Politik einpreisen werden.