Der größte Bahn-Deal aller Zeiten steht auf der Kippe. Union Pacific will für 85 Milliarden Dollar den Konkurrenten Norfolk Southern schlucken und damit das erste transkontinentale Schienennetz der USA schaffen. Doch während ein wichtiger Kunde jetzt überraschend Unterstützung signalisiert, wachsen die regulatorischen Hürden. Wird der Mega-Deal am Ende an der Politik scheitern?
Kunden applaudieren, Konkurrenten klagen
J.B. Hunt, einer der größten intermodalen Transportdienstleister der USA, sorgte diese Woche für eine positive Überraschung. Das Unternehmen begrüßte die geplante Fusion öffentlich und sieht enorme Chancen für die Verlagerung von Lkw- auf Schienenverkehr. „Das sendet ein wichtiges Signal an die Aufsichtsbehörden“, kommentieren Marktbeobachter. Doch nicht alle teilen diese Euphorie.
Andere Bahngesellschaften und Verladerverbände haben bereits scharfen Widerstand angekündigt. Sie fürchten wettbewerbsschädliche Auswirkungen und Qualitätseinbußen bei den Serviceleistungen. Die größte US-Eisenbahngewerkschaft SMART-TD hingegen unterstützt den Deal nach Abschluss eines historischen Arbeitsplatzsicherungsabkommens.
Regulatorisches Minenfeld
Die größte Hürde für Union Pacific kommt aus Washington. Die geplante Fusion wird erstmals unter den verschärften Fusionsregeln der Surface Transportation Board von 2001 geprüft. Diese verlangen, dass die Unternehmen nachweisen müssen, dass der Zusammenschluss den Wettbewerb „verbessert“ – ein deutlich höherer Standard als bei früheren Bahnfusionen.
Die formelle Antragstellung wird für den 29. Oktober erwartet, doch der Genehmigungsprozess könnte sich bis Anfang 2027 hinziehen. „Das wird ein Marathon, kein Sprint“, warnt ein Branchenkenner. Die Aufsichtsbehörden stehen unter massivem Druck, den Deal entweder zu stoppen oder mit harten Auflagen zu versehen.
Investoren zwischen Hoffen und Bangen
Trotz der Unsicherheiten zeigen sich einige große Investoren optimistisch. Finanzinstitute wie Vest Financial und AEGON ASSET MANAGEMENT stockten ihre Union-Pacific-Positionen jüngst auf. Die Aktie notiert zwar rund 20 Prozent unter ihrem Jahreshoch, doch Analysten halten im Schnitt ein Kursziel von etwa 260 Dollar für realistisch.
Die kommenden Wochen bringen entscheidende Weichenstellungen: Am 23. Oktober präsentiert Union Pacific seine Quartalszahlen, kurz darauf folgt die offizielle Fusionsantragstellung. Sollte der Deal durchgehen, würde ein Schienengigant entstehen, der 43 US-Bundesstaaten und 100 Häfen verbindet. Sollte er scheitern, stünde Union Pacific vor einem teuren Scherbenhaufen.
Die Ruhe vor dem Sturm?
Derzeit zeigt die Union-Pacific-Aktie mit einem RSI von 54,8 weder überkaufte noch überverkaufte Signale. Die Volatilität bleibt mit 18 Prozent moderat – vielleicht zu moderat angesichts der bevorstehenden Entscheidungen. Steht den Anlegern eine böse Überraschung bevor, oder gelingt Union Pacific tatsächlich der Jahrhundert-Coup?
Eines ist sicher: In den kommenden Tagen wird sich zeigen, ob die größte Bahnfusion der Geschichte Fahrt aufnimmt – oder für Jahre aufs Abstellgleis geschoben wird.
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