Die globalen Finanzmärkte navigieren durch ein turbulentes Umfeld, geprägt von Trumps aggressiver Wirtschaftspolitik und deren weitreichenden Folgen. Während schwache Arbeitsmarktdaten die Anleger verunsichern, sorgen Handelskonflikte und institutionelle Spannungen für zusätzliche Unsicherheit.
Arbeitsmarkt zeigt erste Risse
Der US-Arbeitsmarkt sendet gemischte Signale. Die Beschäftigungszahlen für Juli enttäuschten mit nur 73.000 neuen Stellen deutlich die Erwartungen. Noch beunruhigender: Die Daten für Mai und Juni wurden um insgesamt 258.000 Stellen nach unten korrigiert – ein ungewöhnlich starker Einschnitt außerhalb einer Rezession.
Capital Economics sieht darin einen Vorgeschmack auf kommende Entwicklungen. Die drastische Verschärfung der Einwanderungspolitik unter Trump führe zu einem "dramatischen Rückgang des Arbeitsangebots", was die Beschäftigungszuwächse in der zweiten Jahreshälfte auf durchschnittlich 50.000 pro Monat begrenzen könnte. Die Arbeitslosenquote stieg bereits auf 4,2%.
Besonders besorgniserregend ist der Diffusionsindex des BLS, der unter 50 liegt – mehr Branchen bauen Stellen ab als auf. Dies deutet auf eine breitere Schwäche hin, die über einzelne Sektoren hinausgeht.
Institutionelle Spannungen belasten Vertrauen
Trumps Entlassung des BLS-Kommissars nach den schwachen Arbeitsmarktdaten sorgte überraschenderweise kaum für Marktreaktionen. Während Aktien weiterhin nahe Allzeithochs notieren und Anleiherenditen kaum reagierten, warnen Experten vor den langfristigen Folgen.
"Genaue, unparteiische Wirtschaftsdaten sind das Lebenselixier solider Politikgestaltung", betont Capital Economics. Robuste Institutionen – Rechtsstaatlichkeit, unabhängige Justiz und glaubwürdige Behörden – seien Grundpfeiler des wirtschaftlichen Fortschritts.
Die gedämpfte Marktreaktion könnte darauf zurückzuführen sein, dass die praktischen Konsequenzen der Entlassung unklar bleiben. Ironischerweise könnte der Versuch, "schmeichelhaftere Daten" zu produzieren, dazu führen, dass die Fed eine straffere Geldpolitik verfolgt.
Einzelhandel bereitet sich auf Zollkrieg vor
Der Einzelhandelssektor steht vor erheblichen Herausforderungen durch Trumps Zollpolitik. Evercore ISI hat seine Prognose für die effektive Zollrate auf Waren aus dem Rest der Welt auf 15% angehoben, während China mit zusätzlichen 35% belastet wird. Diese Maßnahmen könnten die Unternehmensgewinne im Median um etwa 8% belasten.
Die Auswirkungen variieren stark zwischen den Branchen. Autoteile-Händler könnten profitieren, da ihre bedarfsorientierte Produktnachfrage Preissetzungsmacht verleiht. Heimwerker-Einzelhändler sind durch ihre professionelle Kundenbasis ebenfalls besser positioniert.
Dagegen stehen diskretionäre Bereiche wie Bekleidung, Elektronik und Sportartikel unter Druck. Höhere Preise treffen auf wertorientierte Verbraucher, was Markdowns während wichtiger Verkaufsperioden wie Back-to-School und den Feiertagen wahrscheinlich macht.
Globaler Handel stagniert
Parallel zu den US-Herausforderungen schwächelt der globale Handel. Daten des CPB Netherlands Bureau zeigen stagnierende Welthandelsvolumen seit Jahresbeginn, trotz Aktivitätssprüngen in den USA und Teilen Asiens.
Eine Mischung aus strukturellen und zyklischen Kräften belastet den Handel. Schwacher Konsum im Westen, insbesondere bei importierten Waren, ist ein Hauptfaktor. Straffere Geld- und Fiskalpolitik haben die Binnennachfrage in weiten Teilen der entwickelten Welt gedämpft.
China, einst das Kraftwerk globaler Exporte, trägt weniger zum Handelswachstum bei. Exporte schwächelten inmitten geopolitischer Spannungen, nachlassender Nachfrage in wichtigen Märkten und Bemühungen westlicher Unternehmen, ihre Lieferketten zu diversifizieren.
Fed vor schwieriger Entscheidung
Die schwachen Arbeitsmarktdaten erhöhen den Druck auf die Federal Reserve, ihre Zinspolitik zu überdenken. Eine weitere Lockerung der Arbeitsmarktbedingungen könnte Zinssenkungen rechtfertigen, allerdings nur, wenn Trumps Zölle keine Beschleunigung des Verbraucherpreiswachstums auslösen.
Die Märkte bepreisen bereits eine vorsichtige Lockerung, doch die Unsicherheit über die Wirksamkeit und Timing der verschiedenen Politikmaßnahmen erschwert präzise Vorhersagen. Capital Economics erwartet, dass die Arbeitslosenquote 2025 bei 4,3% enden wird – ein moderater Anstieg, der Spielraum für geldpolitische Lockerungen schaffen könnte.
Die kommenden Monate werden entscheidend zeigen, ob Trumps Wirtschaftspolitik die erhoffte Stärkung bringt oder die Märkte weiter unter Druck setzt.