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Trumps Handelspolitik spaltet Märkte

Ein Jahr nach Trumps Rückkehr spalten aggressive Zölle die Märkte. Während Aktien Höchststände erreichen, kämpfen Währungen und Lieferketten mit den Folgen.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Durchschnittszölle in den USA auf höchstem Stand seit Jahrzehnten
  • China baut mit Yuan-Krediten alternatives Finanzsystem auf
  • Japanischer Yen trotz Zinserhöhung auf Rekordtiefs
  • Analysten warnen vor Überhitzung an den Aktienmärkten

Die globalen Finanzmärkte befinden sich ein Jahr nach Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus in einem Spannungsfeld zwischen Rekord-Euphorie und wachsender Unsicherheit. Während die Aktienmärkte Höchststände erreichen, kämpfen Währungen mit massiven Verwerfungen – und ein Ende der Turbulenzen ist nicht in Sicht.

Von der Bedrohung zur Belastung

Trumps handelspolitische Offensive hat die durchschnittliche Zollrate von unter 3 Prozent Ende 2024 auf fast 17 Prozent katapultiert – das höchste Niveau seit der Großen Depression. Monatlich spülen die Abgaben rund 30 Milliarden Dollar in die US-Staatskasse. Was Ökonomen als wirtschaftliches Desaster prognostiziert hatten, blieb jedoch weitgehend aus. Die US-Wirtschaft wuchs trotz kurzfristiger Delle weiter überdurchschnittlich, getrieben durch massive KI-Investitionen und resiliente Konsumausgaben.

Die erhoffte Renaissance der amerikanischen Produktion lässt allerdings auf sich warten. Stattdessen zeigt sich ein differenziertes Bild: Während die Europäische Union mit einem 15-Prozent-Zoll und vagen Investitionszusagen davonkam – Frankreichs damaliger Premier Francois Bayrou sprach von einem „düsteren Tag“ –, bleibt China der größte Unsicherheitsfaktor. Trotz mehrfacher Gesprächsrunden und einem Treffen zwischen Trump und Xi Jinping fehlt ein finales Abkommen.

Chinas strategische Konter

Peking hat Trumps Druck mit bemerkenswerter Flexibilität pariert. Der chinesische Handelsüberschuss durchbrach trotz Strafzöllen die Marke von einer Billion Dollar. Die Strategie: Diversifizierung weg vom US-Markt, Aufwertung der heimischen Produktion und geschickter Einsatz der Marktmacht bei seltenen Erden – einem Schlüsselrohstoff für westliche Verteidigungssysteme.

Gleichzeitig positioniert sich China zunehmend als globale Finanzalternative. Das Volumen an Yuan-Krediten chinesischer Banken im Ausland hat sich binnen vier Jahren verdreifacht auf 2,52 Billionen Yuan. Indonesien und Kasachstan begaben Dim-Sum-Anleihen, Kenia konvertierte Dollar-Darlehen in Yuan. Während die Währung nur 8,5 Prozent des globalen Devisenhandels ausmacht – weit hinter dem Dollar mit 89 Prozent –, gewinnt sie als Finanzierungsinstrument deutlich an Bedeutung.

„China stürzt das Dollar-System nicht, sondern baut schlicht einen alternativen Zahlungsverkehr auf – eine defensive Strategie“, erklärt Chi Lo von BNP Paribas Asset Management. Der attraktive Zinsvorteil gegenüber US-Treasuries und Pekings straffe Währungskontrolle machen Yuan-Anleihen zunehmend interessant.

Japan auf dünnem Eis

Während China expandiert, kämpft Japan mit hausgemachten Problemen. Die Bank of Japan hob ihren Leitzins auf 0,75 Prozent – ein Drei-Jahrzehnte-Hoch – und signalisierte weitere Straffungen. Doch die Reaktion fiel gegenteilig aus: Der Yen stürzte auf Rekordtiefs zum Euro (184,90) und Schweizer Franken (198,08). Die verhaltene Rhetorik von Notenbankchef Kazuo Ueda ermunterte Spekulanten regelrecht, gegen die japanische Währung zu wetten.

Die Schwäche des Yen wird zum politischen Sprengsatz. Eine Umfrage unter 6.000 japanischen Unternehmen ergab: 41,3 Prozent halten die Währung für zu schwach, gewünscht wären 133,5 Yen pro Dollar – 18 Prozent stärker als aktuell. Steigende Import-Kosten für Energie und Lebensmittel belasten Verbraucher und Firmen.

Gleichzeitig versucht Tokio verzweifelt, Privatanleger als Käufer für Staatsanleihen zu gewinnen. Die 7 Billionen Dollar schweren Haushaltsersparnisse sollen die Lücke füllen, die die zurückfahrende Zentralbank hinterlässt. 2025 sprangen Retail-JGB-Verkäufe um 30,5 Prozent auf 5,28 Billionen Yen – der höchste Stand seit 2007. Doch Haushalte halten nur 2 Prozent der ausstehenden Schulden. Das Finanzministerium plant ab Januar 2027 den Verkauf an Non-Profit-Organisationen und nicht börsennotierte Firmen.

Unerwartete Nebenwirkungen

Auch in den USA zeigen sich verzögerte Kollateralschäden. Kaffeetrinker stehen vor deutlich höheren Preisen – und das trotz Trumps Zoll-Rücknahme im November. Die Strafabgaben auf Brasilien, das ein Drittel der US-Bohnen liefert, wurden zwar gekippt, doch die Kosten aus der Zeit zwischen August und November arbeiten sich erst jetzt durch die Lieferkette. Röster halten zwei bis drei Monate Vorrat, die Preisverhandlungen mit Einzelhändlern laufen nur quartalsweise.

„Kaffeepreise steigen schneller als sie fallen“, warnt Steven Walter Thomas von Lucatelli Coffee. Während Rohkaffeepreise zwischen August und November um 35 Prozent kletterten, sanken sie seit der Zollaufhebung nur um 6 Prozent. Die US-Einzelhandelspreise für Kaffee lagen im November 18,8 Prozent über Vorjahr – kaum davon zollbedingt. Das dicke Ende kommt erst 2026.

Die Ruhe vor dem Sturm?

An den Börsen herrscht derweil Rekordstimmung. Die S&P-500-Futures kletterten weiter, japanische Aktien profitierten vom schwachen Yen, und Anleger pumpten Rekordsummen von 98 Milliarden Dollar wöchentlich in Aktienfonds. Doch Analysten von Bank of America warnen: Ihr Sentiment-Indikator steht bei 8,5 – ein extremer Bullenmarkt-Wert, dem historisch in 63 Prozent der Fälle Rückschläge von median 2,7 Prozent folgten.

2026 bringt entscheidende Weichenstellungen. Der Supreme Court prüft die rechtliche Basis für Trumps „reziproke“ Zölle – eine Niederlage könnte mühsam ausgehandelte Deals wieder zunichtemachen. Das fragile Abkommen mit China läuft Mitte des Jahres aus, zwei Gipfeltreffen zwischen Trump und Xi sind geplant. Und das Freihandelsabkommen mit Kanada und Mexiko steht zur Revision an – mit ungewissem Ausgang.

„Eine konfrontative Handelskrieg-Strategie mit China wäre vor den Midterms nicht gut – ein Deal wäre politisch und ökonomisch besser“, prognostiziert Chris Iggo von AXA Investment Managers. Doch ob Trump, Europa und Asien den Willen zum Kompromiss finden, bleibt die Billion-Dollar-Frage für die globalen Märkte.

Eduard Altmann

Eduard Altmann ist Finanzexperte mit über 25 Jahren Erfahrung an den globalen Finanzmärkten. Als Analyst und Autor beim VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft spezialisiert er sich auf Aktienmärkte, Gold, Silber, Rohstoffe und den Euro.

Altmann ist überzeugter Verfechter des Value-Investing und identifiziert unterbewertete Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial. Sein Börsendienst "Megatrend-Depot" vermittelt praxisnahe Strategien erfolgreicher Value-Investoren. Mit seinem Motto "Manage dein Vermögen selbst" inspiriert er Anleger zur eigenverantwortlichen Vermögensverwaltung.

Seine Analysen basieren auf der fortschrittlichen Gann-Strategie, die präzise Vorhersagen für Rohstoffmärkte ermöglicht. Diese technische Analysemethode kombiniert historische Daten mit Zyklusanalysen und macht seine Marktprognosen besonders treffsicher.

Durch zahlreiche Publikationen und verständliche Erklärungen komplexer Finanzthemen unterstützt Altmann sowohl Einsteiger als auch erfahrene Investoren bei fundierten Anlageentscheidungen. Seine Arbeit verbindet theoretische Expertise mit praktischen Empfehlungen für den strategischen Vermögensaufbau.