Die globalen Märkte stehen vor einem dramatischen Umbruch: Präsident Donald Trump hat seine angekündigten Strafzölle in Kraft gesetzt und damit die Handelsbeziehungen zu Dutzenden Ländern auf eine harte Probe gestellt. Mit Zollsätzen zwischen 10 und 50 Prozent erreichen die US-Importabgaben den höchsten Stand seit einem Jahrhundert und zwingen internationale Unternehmen zu drastischen Anpassungen ihrer Geschäftsmodelle.
Schweiz besonders hart getroffen
Besonders dramatisch zeigt sich die Situation für die Schweiz: Mit einem Strafzoll von 39 Prozent gehört das Alpenland zu den am härtesten betroffenen Nationen. Präsidentin Karin Keller-Sutter kehrte nach einem elften Stunden-Besuch in Washington ohne Einigung zurück – ihr Vorschlag für einen reduzierten Zollsatz von 10 Prozent wurde von US-Beamten abgelehnt.
Die Zölle treffen das exportorientierte Land dort, wo es am meisten schmerzt: Luxusuhren von Swatch, Rolex und Patek Philippe sowie hochwertige Schokoladen und Käse werden praktisch aus dem US-Markt gedrängt. Besonders brisant: Die USA sind der größte Einzelmarkt für Schweizer Pharmaprodukte mit einem Volumen von 35 Milliarden Dollar – allerdings noch nicht von den Zöllen erfasst.
Technologiesektor unter Druck
Trump kündigte zusätzlich Zölle von bis zu 100 Prozent auf Halbleiterimporte an, gewährte jedoch wichtige Ausnahmen: Unternehmen, die in den USA produzieren oder sich dazu verpflichten, bleiben verschont. Diese Regelung kommt Giganten wie Apple zugute, das zusätzliche 100 Milliarden Dollar in den Heimmarkt investiert.
Die Reaktionen der Chipindustrie fielen unterschiedlich aus: Während taiwanische TSMC und südkoreanische Samsung aufgrund ihrer US-Produktionsstätten relativ geschützt sind, warnte der Präsident der philippinischen Halbleiterindustrie vor "verheerenden" Folgen. Malaysian’s Handelsminister fürchtet den Verlust eines wichtigen Marktes für das global bedeutende Chip-Testing und -Packaging des Landes.
Brasiliens Zentralbank hält dagegen
Während Trump seine Handelskriege verschärft, setzt Brasiliens Zentralbank auf Kontinuität. Geldpolitikdirektor Nilton David betonte, die Bank habe ihren Zinserhöhungszyklus nicht nur pausiert, sondern vollständig gestoppt. Mit dem Leitzins auf einem 20-Jahres-Hoch von 15 Prozent sieht die Notenbank ihre Inflationsbekämpfung auf Kurs – trotz der neuen Handelsunsicherheiten durch US-Zölle von 50 Prozent auf brasilianische Waren.
Präsident Lula da Silva reagierte trotzig auf Trumps Hardliner-Kurs und kündigte an, sich nicht zu erniedrigen, indem er um ein Telefonat mit dem US-Präsidenten bittet. Stattdessen erwägt Brasilien eine koordinierte BRICS-Antwort gemeinsam mit Indien und China.
Finanzmärkte im Spannungsfeld
Die Dollarmärkte reagierten positiv auf Berichte, wonach Fed-Gouverneur Christopher Waller als Favorit für den Vorsitz der US-Zentralbank gehandelt wird. Der als kompetent und vertrauenswürdig geltende Waller könnte Kontinuität in der Geldpolitik gewährleisten, während gleichzeitig die Bank of England ihre Zinssenkungen verlangsamt.
Bei der britischen Notenbank sorgte eine ungewöhnlich knappe Entscheidung für Aufsehen: Nur fünf von neun Mitgliedern stimmten für eine Zinssenkung auf 4 Prozent, vier wollten die Geldpolitik unverändert lassen – ein Zeichen für wachsende Inflationssorgen trotz schwächelnder Konjunktur.
IPO-Markt trotzt Unsicherheiten
Trotz der handelspolitischen Turbulenzen zeigt sich der US-Börsenneumarkt weiterhin robust. Spektakuläre Debüts wie die des Designsoftware-Herstellers Figma, der 250 Prozent am ersten Handelstag zulegte, oder Circle Internet mit einem Plus von 168 Prozent verdeutlichen den Optimismus der Anleger.
Während etablierte Unternehmen wie ARM Holdings und Reddit ihre Bewertungen seit dem Börsengang mehr als verdoppeln konnten, zeigen andere IPOs wie Venture Global LNG mit einem Minus von 40 Prozent die Risiken des volatilen Marktumfelds.
Ausblick auf ungewisse Zeiten
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Trumps aggressive Handelspolitik zu den gewünschten Neuverhandlungen führt oder internationale Vergeltungsmaßnahmen auslöst. Mit durchschnittlichen Zollsätzen von 20 Prozent – dem höchsten Stand seit den 1930er Jahren – steht das globale Handelssystem vor seiner größten Belastungsprobe seit Jahrzehnten.
Unternehmen wie Toyota, die bereits Gewinnwarnungen wegen erwarteter Zollbelastungen von 10 Milliarden Dollar ausgegeben haben, symbolisieren die weitreichenden Folgen für die Weltwirtschaft. Während cash-starke Konzerne ihre Produktion in die USA verlagern können, droht kleineren Unternehmen das Aus im wichtigsten Weltmarkt.