Die amerikanische Steuerpolitik steht vor einem historischen Wendepunkt. Während Präsident Trump seine milliardenschwere Steuerreform durch den Kongress peitscht, offenbaren neue Analysen das wahre Ausmaß der fiskalischen Folgen. Gleichzeitig geraten internationale Handelspartner unter immensen Druck – mit dramatischen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.
Rekordverschuldung durch Steuergeschenke
Das überparteiliche Congressional Budget Office (CBO) schockte am Wochenende mit einer aktualisierten Kostenschätzung: Trumps Steuerreform wird die US-Staatsverschuldung bis 2034 um kolossale 3,3 Billionen Dollar erhöhen. Diese Summe übertrifft die ursprüngliche Schätzung von 2,5 Billionen Dollar aus dem Mai deutlich.
Der dramatische Anstieg resultiert hauptsächlich aus der Senatsversion des Gesetzes, die zahlreiche Steuererleichterungen dauerhaft festschreibt. Während die Hausversion viele Vergünstigungen nach wenigen Jahren auslaufen ließ, macht der Senat sie permanent – ein kostspieliges Wahlgeschenk mit langfristigen Konsequenzen.
Die Steuerreform verlängert Trumps Erfolgsgesetz von 2017 und erweitert es erheblich. Familien mit Kindern profitieren von einem erhöhten Kindergeld von bis zu 2.500 Dollar, Senioren erhalten einen neuen Steuerabzug von 6.000 Dollar jährlich. Besonders brisant: Trinkgelder bleiben künftig steuerfrei – ein direkter Appell an die Arbeiterschaft.
Republikanische Rebellion erschüttert Trump
Die fiskalischen Sorgen spalten bereits die republikanische Fraktion. Senator Thom Tillis aus North Carolina – einer der wenigen umkämpften Sitze 2026 – stimmte gegen das Gesetz und bezahlte prompt den Preis. Nach scharfen Attacken Trumps gab Tillis seinen Rückzug aus der Politik bekannt.
"Große Neuigkeit! ‚Senator‘ Thom Tillis wird nicht zur Wiederwahl antreten", jubelte Trump auf seinem Truth Social-Account. Die Botschaft ist klar: Wer sich gegen den Präsidenten stellt, riskiert seine politische Zukunft.
Auch Tech-Milliardär Elon Musk, einst enger Trump-Vertrauter, kritisierte das Gesetz als "wahnsinnig" – ein Affront, der vermutlich zu seinem öffentlichen Bruch mit dem Präsidenten führte.
Handelskrieg trifft Japan hart
Während Washington seine Steuerpolitik neu justiert, eskaliert gleichzeitig der Handelskonflikt mit Japan. Die drohenden 25-prozentigen Zölle auf japanische Autos treffen die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt mit voller Wucht.
Japans Industrieproduktion stieg im Mai nur um magere 0,5 Prozent – weit unter den erwarteten 3,4 Prozent. Automobilexporte, die 28 Prozent der japanischen Ausfuhren in die USA ausmachen, brechen regelrecht ein. Mit einem Handelsvolumen von 145 Milliarden Dollar steht viel auf dem Spiel.
"Sie nehmen unsere Autos nicht, aber wir nehmen Millionen ihrer Autos", attackierte Trump in einem Fox News-Interview. Seine Lösung: Japan soll mehr amerikanisches Öl kaufen, um das Handelsdefizit zu reduzieren.
Notenbanken in der Zwickmühle
Die Handelsspannungen verkomplizieren die Geldpolitik dramatisch. Japans Notenbank hatte gerade erst die Zinsen auf 0,5 Prozent angehoben – den ersten Schritt aus der jahrzehntelangen Nullzinspolitik. Doch die US-Zölle zwingen zum Umdenken.
Besonders perfide: Die Bank of Japan fokussiert sich neuerdings auf obskure "zugrunde liegende Inflationstrends", die deutlich unter dem Zwei-Prozent-Ziel liegen. Kritiker werfen der Notenbank vor, ihre Kommunikation zu verwässern und die Märkte zu verwirren.
"Die beispiellose Natur dessen, was die BOJ tut, kompliziert ihre Kommunikation", warnt Ex-Notenbanker Nobuyasu Atago. Während die Schlagzeilen-Inflation bei 3,6 Prozent liegt, bleiben die alternativen Messgrößen der Zentralbank hartnäckig niedrig.
Überraschende Erholung in Großbritannien
Einen Lichtblick bietet überraschend Großbritannien. Nach monatelanger Unsicherheit erreichte das Geschäftsvertrauen den höchsten Stand seit 2015. Der Lloyds Bank Business Barometer sprang auf 51 Prozent – ein Neun-Jahres-Hoch.
Die Erholung folgt auf eine dramatische Talfahrt im April, als Trump seine Zollpläne ankündigte. Viele der angekündigten Maßnahmen wurden inzwischen ausgesetzt, was britische Unternehmen aufatmen lässt.
60 Prozent der Firmen planen Neueinstellungen, 36 Prozent erwarten Lohnsteigerungen von mindestens drei Prozent. Die Bank of England beobachtet diese Entwicklung genau – ein zu starker Arbeitsmarkt könnte die Inflation anheizen.
Ausblick: Dominoeffekte weltweit
Die amerikanische Steuer- und Handelspolitik setzt eine Kaskade globaler Reaktionen in Gang. Während Trump bis zum 4. Juli seine "große, schöne" Reform durchdrücken will, kämpfen Handelspartner weltweit um wirtschaftliches Überleben.
Japans Regierung arbeitet fieberhaft an einer Lösung für die Autozölle, die ab dem 9. Juli greifen sollen. Gleichzeitig drohen allgemeine Strafzölle von 24 Prozent auf japanische Waren.
Die Ironie der Geschichte: Während Trump Steuern senkt und die Verschuldung explodieren lässt, zwingt er andere Länder zu fiskalischer Vorsicht. Ein Paradoxon, das die Weltwirtschaft noch lange beschäftigen wird.
Mit der Schuldenobergrenze von 36,2 Billionen Dollar rückt bereits die nächste Krise näher. Der Kongress muss handeln – oder einen verheerenden Staatsbankrott riskieren.