Die Trump-Administration verschärft ihren Konfrontationskurs gegen amerikanische Elite-Universitäten dramatisch. Mit milliardenschweren Finanzsperren, Antisemitismus-Vorwürfen und dem drohenden Entzug der Steuerbefreiung steht das Hochschulsystem vor der größten politischen Herausforderung seiner Geschichte.
Harvard im Zentrum des Sturms
Harvard University, Amerikas älteste und reichste Universität, steht exemplarisch für Trumps Kampagne gegen die Hochschullandschaft. Die Regierung beschuldigt Harvard der "vorsätzlichen Gleichgültigkeit" gegenüber Diskriminierung jüdischer und israelischer Studenten. Die Konsequenzen sind drastisch: 2,5 Milliarden Dollar an Bundesmitteln wurden eingefroren, internationale Studenten dürfen sich nicht mehr einschreiben, und die Steuerbefreiung steht zur Disposition.
"Harvard ist bei diesem Thema alles andere als gleichgültig und widerspricht den Erkenntnissen der Regierung entschieden", konterte die Universität. Man habe "substanzielle, proaktive Schritte" unternommen, um Antisemitismus zu bekämpfen.
Columbia University wurde bereits härter getroffen: 400 Millionen Dollar an Verträgen und Zuschüssen wurden gestrichen. Die Interimsrektorin Katrina Armstrong trat zurück, nachdem die Universität den Verhandlungen mit der Administration über verschärfte Protest-Regeln zustimmte.
Systematischer Druck auf das Bildungssystem
Die Attacken beschränken sich nicht auf Ivy-League-Universitäten. University of Virginia-Präsident James Ryan trat unter Regierungsdruck wegen der Diversity-Politik zurück. Das gesamte University of California-System mit fast 300.000 Studenten wird wegen angeblicher Diskriminierung bei Einstellungspraktiken untersucht.
Parallel dazu kürzt die Administration Mittel bei der National Science Foundation und den National Institutes of Health, was Forschungsuniversitäten landesweit trifft. Hochschulen warnen vor Bedrohungen der akademischen Freiheit und kritischer Wissenschaftsforschung.
Geldpolitik als Machtinstrument
Während Trump die Universitäten unter Druck setzt, bereitet er auch personelle Weichenstellungen bei der Federal Reserve vor. Finanzminister Scott Bessent bestätigte Überlegungen, den freiwerdenden Fed-Posten im Januar 2026 strategisch zu besetzen – als Vorbereitung für die Nachfolge von Jerome Powell im Mai.
Fed-Gouverneur Christopher Waller, ein Trump-Vertrauter aus der ersten Amtszeit, gilt als Favorit. Waller befürwortet bereits Zinssenkungen ab dem Juli-Treffen. Trump hatte unmissverständlich klargestellt, nur Kandidaten zu ernennen, die seine Forderungen nach niedrigeren Zinsen mittragen.
Die geldpolitischen Signale sind durchaus gemischt: Atlanta-Fed-Chef Raphael Bostic sieht noch immer nur einen Zinsschritt für 2025 und warnt vor den inflationären Auswirkungen der Trumpschen Zollpolitik. "Es wird definitiv weitere Preiserhöhungen geben, es ist eher eine Frage des Wann, nicht des Ob", so Bostic.
Rekord-Steuersenkungen spalten Republikaner
Trumps 3,3 Billionen Dollar schweres Steuer- und Ausgabenpaket offenbart tiefe Risse in der republikanischen Partei. Das Gesetz würde die 2017er Steuersenkungen verlängern und neue Entlastungen schaffen, droht aber die Staatsverschuldung massiv zu erhöhen.
Senator Thom Tillis kündigte seinen Rückzug aus der Politik an, nachdem Trump ihm wegen seiner Ablehnung des Gesetzes mit einem Gegenkandidaten gedroht hatte. Senator Rand Paul blockiert das Paket wegen der zusätzlichen 5-Billionen-Dollar-Schuldenerhöhung.
"Republikaner setzen Fake-Mathematik und Buchhaltungstricks ein, um die wahren Kosten zu verschleiern", kritisiert der demokratische Minderheitsführer Chuck Schumer. Das parteilose Congressional Budget Office beziffert die Mehrkosten auf 800 Milliarden Dollar höher als die Hausversion.
Internationale Entspannungssignale
Während Trump innenpolitisch konfrontiert, zeigt er handelspolitisch erste Flexibilität. Nach Kanadas Verzicht auf die umstrittene Digital-Steuer will die Administration die Handelsgespräche wieder aufnehmen. "Definitiv werden wir zu den Verhandlungen zurückkehren", bestätigte Wirtschaftsberater Kevin Hassett.
Die globale Entwicklungsfinanzierung leidet jedoch unter Amerikas Abwesenheit. Beim UN-Gipfel in Sevilla fehlt Trump, während UN-Generalsekretär António Guterres 4 Billionen Dollar jährlich für die Nachhaltigkeitsziele fordert. Zwei Drittel der UN-Entwicklungsziele hinken den Zeitplänen hinterher.
Weltweite Wirtschaftsdynamik
Fernab amerikanischer Turbulenzen zeigen andere Volkswirtschaften stabilere Entwicklungen. Marokkos Wirtschaft wuchs im ersten Quartal um 4,8 Prozent, getrieben von Landwirtschaft und Industrie. Russlands Zentralbank erwägt sogar Zinssenkungen um mehr als einen Prozentpunkt, sollte sich die Inflation wie erwartet abschwächen.
Die amerikanische Hochschul- und Finanzlandschaft steht vor fundamentalen Veränderungen. Ob Trumps konfrontativer Kurs langfristig Erfolg haben wird oder das internationale Ansehen der USA beschädigt, bleibt die zentrale Frage der kommenden Monate.