Startseite » Earnings » Royal Mail: Historische Wende nach drei Jahren

Royal Mail: Historische Wende nach drei Jahren

Der britische Postdienst verzeichnet einen operativen Gewinn von 12 Millionen Pfund nach zuvor hohen Verlusten. Grund sind tiefgreifende Reformen und neue Zustellregeln unter der Eigentümerschaft von Daniel Křetínskýs EP Group.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Erster operativer Gewinn nach drei Verlustjahren
  • Tiefgreifende operative Reformen zeigen Wirkung
  • Neue Zustellregeln und reduzierte Wochenendzustellung
  • Übernahme durch tschechischen Investor EP Group

Die Royal Mail hat erstmals seit drei Jahren wieder einen operativen Jahresgewinn erzielt. Unter dem Dach der International Distribution Services meldete der historische Postdienst für das bis März 2025 laufende Geschäftsjahr einen operativen Gewinn von 12 Millionen Pfund – ein bemerkenswerter Umschwung gegenüber dem Verlust von 336 Millionen Pfund im Vorjahr.

Tektonische Verschiebungen im Betrieb

Der Gewinnsprung resultiert aus tiefgreifenden operativen Reformen. Die Paketvolumen stiegen um 6%, während die Automatisierungsrate von 50% auf 90% kletterte. Gleichzeitig expandierte das Netz der Abhol- und Abgabestellen um nearly 70% auf rund 24.000 Standorte.

Doch nicht alle Segmente entwickeln sich positiv: Die Volumen bei Briefsendungen sanken weiterhin um 4%. Diese Diskrepanz zwischen wachsendem Paketgeschäft und schrumpfendem Briefmarkt definiert die strategische Neuausrichtung.

Revolution im Zustellregime

Die größte Veränderung kommt von der Regulierungsbehörde Ofcom. Seit Juli 2025 darf Royal Mail samstags keine Zweitklass-Briefe mehr zustellen und hat auf einen alternierenden Zustellrhythmus von Montag bis Freitag umgestellt. Allerdings gestaltet sich die flächendeckende Umsetzung dieser „massiven Aufgabe“ komplexer als erwartet und wird sich bis weit ins Jahr 2026 hinziehen.

Die neuen Zustellvorgaben wurden ebenfalls angepasst: Erste-Klasse-Sendungen müssen zu 90% am nächsten Tag zugestellt werden (zuvor 93%), Zweite-Klasse-Sendungen zu 95% innerhalb von drei Tagen (zuvor 98,5%). Als Sicherheitsnetz gilt eine neue Regel: 99% aller Sendungen dürfen maximal zwei Tage verspätet eintreffen.

Neue Ära unter fremder Flagge

Dieser Umbruch erfolgt unter der neuen Eigentümerschaft von Daniel Křetínskýs EP Group. Die Übernahme im April 2025 markiert einen historischen Wendepunkt: Zum ersten Mal in ihrer 500-jährigen Geschichte befindet sich die Royal Mail in ausländischem Besitz. Die Börsennotierung der IDS plc wurde bereits am 2. Juni 2025 beendet.

Der Eigentümerwechsel bringt verbindliche Zusagen mit sich: Der Hauptsitz und der Steuersitz bleiben für mindestens fünf Jahre im Vereinigten Königreich, ebenso wie die Universaldienstverpflichtung für Erstklass-Sendungen.

Doch wie stabil ist der neue Kurs? Trotz der positiven finanziellen Entwicklung deuten sich neue Spannungen mit der Communication Workers Union an. Gewerkschaftskreise werfen dem Management vor, vereinbarte Punkte des „Rebuilding Royal Mail“-Deals nicht einzuhalten – ein bemerkenswerter Vorwurf angesichts der erst kürzlich erfolgten Annahme einer dreijährigen Lohnvereinbarung durch die Belegschaft.

Die eigentliche Frage lautet: Kann Royal Mail den modernisierten Betrieb erfolgreich umsetzen und gleichzeitig die Belegschaftsbeziehungen stabilisieren? Die Antwort wird sich erst im Laufe des komplexen Rollouts der Reformen throughout 2026 zeigen.

Royal Mail-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Royal Mail-Analyse vom 11. September liefert die Antwort:

Die neusten Royal Mail-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Royal Mail-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 11. September erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Royal Mail: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...

Felix Baarz

Felix Baarz ist Wirtschaftsjournalist mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in der Berichterstattung über internationale Finanzmärkte. Als gebürtiger Kölner begann er seine Laufbahn bei einer deutschen Fachpublikation, bevor er für sechs Jahre nach New York zog.

In New York berichtete er direkt aus dem Zentrum der globalen Finanzwelt über Entwicklungen an der Wall Street und wirtschaftspolitische Entscheidungen von internationaler Tragweite. Diese Zeit prägte seine analytische Herangehensweise an komplexe Wirtschaftsthemen.

Heute arbeitet Baarz als freier Journalist für führende deutschsprachige Wirtschafts- und Finanzmedien. Seine Schwerpunkte liegen auf der fundierten Analyse globaler Finanzmärkte und der verständlichen Aufbereitung wirtschaftspolitischer Zusammenhänge. Neben seiner schriftlichen Arbeit moderiert er Fachdiskussionen und nimmt an Expertenrunden teil.

Sein journalistischer Ansatz kombiniert tiefgreifende Recherche mit präziser Analyse, um Lesern Orientierung in einer sich wandelnden Wirtschaftswelt zu bieten.