Die Zeitenwende in der Verteidigungspolitik hat zwei europäische Rüstungskonzerne zu Börsenlieblingen gemacht: Deutschlands Rheinmetall und Großbritanniens BAE Systems. Während die geopolitischen Spannungen zunehmen und NATO-Staaten ihre Militärbudgets massiv aufstocken, stellt sich für Anleger die Frage: Welcher der beiden Giganten bietet die bessere Anlagechance?
Kursraketen mit unterschiedlichem Tempo
Beide Aktien haben die Märkte in diesem Jahr förmlich überrollt – allerdings mit deutlich unterschiedlicher Geschwindigkeit. Rheinmetall explodierte regelrecht mit einem Plus von über 273 Prozent binnen Jahresfrist und notiert aktuell bei rund 1.944 Euro. Die BAE-Systems-Aktie legte im selben Zeitraum solide 49 Prozent zu und steht bei etwa 19,84 britischen Pfund.
Was steckt hinter dieser Performance-Lücke? Rheinmetall profitiert unmittelbar von Deutschlands historischer Verteidigungswende. Die Bundesregierung plant, das Wehretat bis 2029 mehr als zu verdoppeln – ein Jahrhundertprogramm, bei dem der Düsseldorfer Konzern als Hauslieferant der Bundeswehr in der Pole Position sitzt. BAE Systems hingegen surft auf einer breiteren Welle: Mit 56,9 Milliarden Pfund britischem Verteidigungsbudget und starker US-Präsenz fischt der Konzern in mehreren großen Teichen gleichzeitig.
David gegen Goliath? Die Geschäftsmodelle im Vergleich
Rheinmetall konzentriert sich wie ein Laser auf Landsysteme. Panzer, Munition, Waffensysteme – hier ist der deutsche Konzern in Europa nahezu konkurrenzlos. Die kürzliche Übernahme der Werft Naval Vessels Lürssen zeigt jedoch: Man will breiter werden, auch in die Marine expandieren. Das Geschäft boomt vor allem in Europa, wobei Deutschland naturgemäß den Löwenanteil ausmacht.
BAE Systems dagegen ist der Tausendsassa unter den Rüstungskonzernen. Luftfahrt, Marine, Landstreitkräfte, Cyber und sogar Weltraum – die Briten sind überall dabei. Besonders lukrativ: die tiefe Verankerung im US-Markt, dem mit Abstand größten Verteidigungshaushalt der Welt. Langzeitprojekte wie das F-35-Kampfjet-Programm, das Global Combat Air Programme und das AUKUS-U-Boot-Abkommen sichern Einnahmen für Jahrzehnte.
Wachstum trifft auf Stabilität
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache – zeigen aber zwei völlig unterschiedliche Investment-Stories:
Kennzahl | Rheinmetall | BAE Systems |
---|---|---|
Marktkapitalisierung | ~87,0 Mrd. € | ~69,7 Mrd. € |
KGV | >90 | ~29 |
Dividendenrendite | ~0,43% | ~1,64% |
Operative Marge (H1 2025) | ~10,0% | ~10,6% |
Umsatzwachstum (H1 2025) | +24% | +11% |
Auftragsbestand | 63 Mrd. € | 89 Mrd. € |
Rheinmetall wächst wie im Rausch. Im ersten Halbjahr 2025 schoss der Konzernumsatz um 24 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro nach oben, der Verteidigungsbereich legte sogar um 36 Prozent zu. Für das Gesamtjahr peilt das Management eine operative Marge von rund 15,5 Prozent an – ambitioniert, aber machbar.
BAE Systems wächst gemächlicher, dafür verlässlicher. Elf Prozent Umsatzplus auf 14,6 Milliarden Pfund im ersten Halbjahr sind respektabel, die operative Marge von 10,6 Prozent zeigt Stabilität. Der wahre Trumpf liegt im gigantischen Auftragsbestand von umgerechnet 89 Milliarden Euro – ein Polster für viele Jahre.
Analysten-Liebling gegen Dividenden-König
Die Börse liebt Wachstumsstorys, und Rheinmetall liefert genau das. JPMorgan sieht die Aktie bei 2.250 Euro, Barclays bei 2.050 Euro. Der Auftragsbestand könnte bis 2026 auf über 120 Milliarden Euro explodieren, so die Prognosen. Kein Wunder, dass Anleger bereit sind, ein KGV jenseits der 90 zu zahlen.
BAE Systems punktet anders. Nach starkem ersten Halbjahr hob das Management die Jahresprognose an: 8 bis 10 Prozent Umsatzwachstum, das operative Ergebnis soll um 9 bis 11 Prozent steigen. Mit einem KGV von 29 und einer Dividendenrendite von 1,64 Prozent spricht die Aktie eher konservative Anleger an.
Wer macht das Rennen?
Rheinmetall ist die Wette auf Europas Aufrüstung. Hohes Risiko, hohe Chance – die astronomische Bewertung verzeiht keine Fehler. Verzögerungen bei Auftragsvergaben, wie im zweiten Quartal 2025 durch politisches Gezerre in Berlin, können den Kurs schnell unter Druck setzen. Dafür winken bei erfolgreicher Umsetzung des Rekord-Auftragsbestands gewaltige Gewinnsprünge.
BAE Systems ist der Marathon-Läufer. Globale Diversifizierung, technologische Führerschaft bei Zukunftsprojekten und verlässliche Kapitalrückführungen an Aktionäre – das ist kein Sprinter, sondern ein Dauerläufer. Die Abhängigkeit von US- und UK-Verteidigungsbudgets birgt politische Risiken, die breite Aufstellung federt Schwankungen jedoch ab.
Fazit: Temperament entscheidet
Beide Aktien profitieren vom neuen Kalten Krieg und steigenden Verteidigungsausgaben weltweit. Die Wahl hängt vom Anlegertyp ab: Rheinmetall für Wachstumsjäger, die bereit sind, für Potenzial tief in die Tasche zu greifen. BAE Systems für Strategen, die auf bewährte Stärke und globale Präsenz setzen.
In einem Punkt sind sich beide einig: Die goldenen Zeiten der Rüstungsindustrie haben gerade erst begonnen. Mit Auftragsbüchern, die für Jahre gefüllt sind, und politischem Rückenwind aus allen Hauptstädten der NATO-Staaten dürften beide Konzerne weiter kräftig zulegen – nur eben in unterschiedlichem Tempo.
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