Zum Jahreswechsel steht bei Procter & Gamble ein entscheidender personeller Schnitt an. Inmitten einer schwächeren Kursentwicklung übernimmt ein neuer CEO das Ruder, während wichtige Investoren und Top-Manager zuletzt Kasse gemacht haben. Gleichzeitig deuten die Gewinnprognosen eher auf Stagnation als auf Wachstum hin. Wie passt dieses Gesamtbild zusammen?
Neuer CEO in schwieriger Marktphase
Am 1. Januar 2026 übernimmt Shailesh Jejurikar offiziell den Posten des CEO. Vorgänger Jon Moeller wechselt in die Rolle des Executive Chairman. Der Übergang fällt in eine Phase, in der die Aktie deutlich unter ihrem Jahreshoch notiert und seit Jahresbeginn im Minus liegt.
Solche Führungswechsel werden an der Börse meist vorsichtig aufgenommen, bis die neue Spitze ihre strategische Richtung klar abgesteckt hat. Für die nächsten Wochen dürfte daher entscheidend sein, welche Prioritäten Jejurikar setzt – etwa bei Kosten, Margen und regionalen Schwerpunkten.
Institutionelle Verkäufe und Insider-Deals
Parallel zum anstehenden Führungswechsel haben sowohl institutionelle Anleger als auch Insider ihre Positionen reduziert. Besonders auffällig ist der Schritt von Sunburst Financial Group LLC: Der Investor hat seine Beteiligung im dritten Quartal 2025 um 64 % verringert und über 11.500 Aktien verkauft. Das signalisiert eine deutlich gesunkene Überzeugung auf institutioneller Seite.
Auch im Managementkreis gab es nennenswerte Verkäufe im vierten Quartal:
- Shailesh Jejurikar (Incoming CEO & COO): Verkauf von 3.986 Aktien im Oktober zu rund 152,23 USD
- Jennifer L. Davis (CEO, Health Care-Sparte): Verkauf von 3.227 Aktien auf ähnlichem Kursniveau
- Insgesamt wurden in den letzten drei Monaten 30.308 Aktien durch Insider im Volumen von etwa 4,61 Mio. USD veräußert
Auffällig: Die Transaktionen erfolgten zu Kursen, die etwa 5 % über dem aktuellen Niveau lagen. Das Management nutzte also klar höhere Bewertungen, um Engagements zu reduzieren. Wichtig zur Einordnung: Davis ist Bereichs-CEO für Health Care, nicht Chefin des Gesamtkonzerns; die operative Verantwortung für das Unternehmen liegt bis zum 31. Dezember weiterhin bei Jon Moeller.
Gewinnprognosen: Stagnation statt Dynamik
Die nächste größere Bewährungsprobe steht mit den Q2-Zahlen des Geschäftsjahres 2026 an. Der Bericht ist für den 22. Januar 2026 vor Börsenstart angekündigt und gilt als wichtiger Auslöser für neue Kursbewegungen.
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Die aktuellen Konsensschätzungen zeichnen ein eher verhaltenes Bild:
- Erwarteter Gewinn je Aktie (EPS) Q2 2026: 1,87 USD
- Vorjahreswert: 1,88 USD
- Prognose für das Gesamtjahr (FY26, Kern-EPS): 6,83 bis 7,10 USD
Der minimal niedrigere Quartalsgewinn im Jahresvergleich deutet auf anhaltenden Druck bei Margen oder Absatzvolumina hin. Für viele Analysten stützt dies eine abwartende „Hold“-Haltung: Die Gewinne laufen nicht rückwärts, wachsen aber auch nicht überzeugend, um eine höhere Bewertung zu rechtfertigen.
Bewertung, Kursbild und operative Entwicklung
Im Marktvergleich steht Procter & Gamble derzeit schlecht da. Während der S&P 500 im laufenden Jahr deutlich zugelegt hat, liegt die Aktie zwölf Monate betrachtet im Minus. Gestern schloss der Titel bei 144,78 USD und damit rund 14 % unter dem 52‑Wochen-Hoch von 167,60 USD.
Gleichzeitig signalisiert die Technik eine überkaufte Phase: Der RSI auf 14‑Tage-Basis liegt bei 73,8, der Kurs notiert klar über dem 50‑Tage-Durchschnitt von 128 USD. Nach dem jüngsten Anstieg wirkt die Aktie damit kurzfristig heiß gelaufen, ohne dass die Fundamentaldaten deutlich nachgezogen hätten.
Auf der Bewertungsseite spiegelt sich die Skepsis wider. Mit einem Forward-KGV um 20 wird Procter & Gamble nicht als Schnäppchen gehandelt, insbesondere vor dem Hintergrund eher stagnierender Gewinnperspektiven. Operativ zeigt sich zudem ein gemischtes Bild: In Kernmärkten wie Nordamerika und China laufen die Geschäfte unterschiedlich, mit zuletzt etwa 5 % organischem Wachstum in China, während globale Baby-Care-Segmente weitgehend auf der Stelle treten.
Ausblick: Zwei Termine setzen den Ton
Kurzfristig konzentriert sich der Markt auf zwei Wegmarken: den offiziellen CEO-Wechsel am 1. Januar und den Q2-Bericht am 22. Januar. Zusammengenommen dürften diese Ereignisse den Kursverlauf im ersten Quartal 2026 maßgeblich prägen. Erst wenn Shailesh Jejurikar einen klaren Fahrplan zur Verbesserung von Wachstum und Profitabilität vorlegt und die Zahlen dieses Bild untermauern, hat die Aktie Spielraum, sich sowohl technisch als auch fundamental aus ihrer derzeit angeschlagenen Position zu lösen.
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