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Oracle Aktie: Spagat wird teuer

Oracle verzeichnet starken Gewinnzuwachs und Cloud-Wachstum, doch massive Investitionen und Projektverzögerungen führen zu erheblichen Kursverlusten und Marktskepsis.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Stärkster Wochenverlust seit über sieben Jahren
  • Gewinn pro Aktie steigt um 54 Prozent
  • Investitionsplan auf 50 Milliarden Dollar erhöht
  • OpenAI-Projekt verzögert sich bis 2028

Oracle verspricht kräftiges Wachstum im Cloud- und KI-Geschäft – doch der Preis dafür ist hoch. Nach den jüngsten Quartalszahlen und einem drastisch erhöhten Investitionsplan straft der Markt die Aktie ab. Im Zentrum steht die Frage, ob sich der milliardenschwere Ausbau der Infrastruktur später auszahlt oder die Bilanz zu stark belastet.

Historischer Rückschlag an der Börse

Die Aktie hat in der vergangenen Woche ihren stärksten Wochenverlust seit mehr als sieben Jahren erlitten. Auf Wochensicht summierte sich das Minus auf rund 13 bis 14 %, der Kurs entfernte sich damit deutlich von den September-Hochs. Aus deutscher Sicht schloss die Oracle-Aktie am Freitag bei 161,44 Euro, was einem Rückgang von 4,67 % an diesem Tag und einem Minus von 13,62 % binnen sieben Tagen entspricht.

Der Ausverkauf ist vor allem ein Reaktionsmuster auf die jüngsten Unternehmensmeldungen: verfehlte Umsatzerwartungen, ein aggressiver Investitionsplan und Berichte über Projektverzögerungen. In der Summe hat der Titel seit dem Hoch im September rund 45 % an Wert eingebüßt – die technische Lage ist entsprechend angeschlagen, der Kurs liegt mehr als 20 % unter dem 50-Tage-Durchschnitt.

Quartalszahlen: Gewinn stark, Umsatz enttäuscht

Auslöser der jüngsten Volatilität waren die Zahlen zum zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2026.

  • Umsatz: 16,06 Mrd. US-Dollar, leicht unter der Analystenerwartung von 16,21 Mrd. US-Dollar.
  • Non-GAAP-Gewinn je Aktie: 2,26 US-Dollar, ein Plus von 54 % gegenüber dem Vorjahr und damit mehr als 38 % über Konsens.
  • Cloud-Umsatz: plus 34 % auf 8,0 Mrd. US-Dollar, davon IaaS (Infrastructure-as-a-Service) mit einem Wachstum von 68 %.

Operativ liefert Oracle also klar steigende Profitabilität und kräftiges Cloud-Wachstum. An der Börse dominierte aber ein anderer Punkt: die enorme Kapitalintensität, die nötig ist, um diesen Wachstumspfad im KI- und Cloudgeschäft zu halten.

50-Milliarden-Capex: Wachstum um jeden Preis?

Der Kern der Skepsis liegt im Investitionsprogramm. Allein im zweiten Quartal investierte Oracle 12 Mrd. US-Dollar – erwartet worden waren 8,25 Mrd. US-Dollar. Noch wichtiger für die langfristige Perspektive: Das Management hob die Investitionsprognose für das gesamte Geschäftsjahr 2026 auf rund 50 Mrd. US-Dollar an, 15 Mrd. US-Dollar mehr als bisher angekündigt.

Das Geld fließt im Wesentlichen in KI-Rechenzentren, mit denen Großkunden wie OpenAI, Meta und Nvidia bedient werden sollen. Strategisch positioniert sich Oracle damit als wichtiger Infrastruktur-Partner im KI-Boom.

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Gleichzeitig verschärft sich die Bilanzseite: Die Gesamtverschuldung liegt aktuell bei etwa 100 Mrd. US-Dollar. Die Kombination aus hohem Schuldenstand und massiven Sachinvestitionen schürt Bedenken hinsichtlich des Kreditrisikos. Laut den vorliegenden Daten haben sich Anleiherenditen verteuert, und Kreditrisiko-Indikatoren sind auf das höchste Niveau seit 2009 geklettert. Die Börse preist damit klar ein, dass die Finanzierung dieser Expansion ein zentrales Risiko darstellt.

OpenAI-Projekt verzögert sich

Zusätzlichen Druck brachte ein Bloomberg-Bericht vom 12. Dezember über Verzögerungen im Schlüsselprojekt mit OpenAI. Konkret:

  • Fertigstellung einiger US-Rechenzentren für OpenAI wurde von 2027 auf 2028 verschoben.
  • Als Gründe werden Engpässe bei Arbeitskräften und Material genannt.
  • Die Verzögerung wirft Fragen nach dem zeitlichen Profil der Erlöse aus dem 50-Mrd.-Investitionsprogramm auf.

Für Investoren bedeutet das: Ein Teil der erwarteten Cashflows aus diesen Großprojekten könnte später als geplant realisiert werden, während die Ausgaben bereits heute stark anfallen. Genau dieser zeitliche Mismatch zwischen Cash-Out und Cash-In scheint den Markt besonders nervös zu machen.

Insiderverkäufe vs. optimistische Analysten

Auffällig ist die Diskrepanz zwischen dem Verhalten des Managements und der Einschätzung der Analysten.

  • Insideraktivität: CEO Safra Catz hat in den vergangenen sechs Monaten rund 8,69 Mio. Aktien im Wert von etwa 1,83 Mrd. US-Dollar verkauft. Insgesamt stehen 49 Insider-Verkäufen lediglich ein Insider-Kauf gegenüber.
  • Analystenratings: Trotz des Kursrutsches dominiert weiterhin eine positive Sicht. Rund 20 Kaufempfehlungen stehen nur einer Verkaufsempfehlung gegenüber.
  • Kursziele: Guggenheim-Analyst John Difucci bestätigte am 12. Dezember sein „Buy“-Rating mit einem Kursziel von 400 US-Dollar. Goldman Sachs ist deutlich vorsichtiger und sieht den fairen Wert bei 220 US-Dollar. Das Median-Kursziel liegt derzeit bei etwa 322,50 US-Dollar.

Marktbeobachter dürften diese Konstellation als Spannungsfeld interpretieren: Während Insider Kasse machen, halten viele Research-Häuser an ihrer langfristig optimistischen Story fest.

Fazit: Hohe Wette auf die KI-Infrastruktur

Oracle steht aktuell zwischen zwei Polen: Auf der einen Seite stehen 54 % Gewinnwachstum, stark steigende Cloud-Umsätze und langfristig attraktive Verträge im KI-Umfeld. Auf der anderen Seite lasten ein Investitionsprogramm von 50 Mrd. US-Dollar, eine Verschuldung von rund 100 Mrd. US-Dollar und bereits jetzt spürbare Projektverzögerungen auf der Aktie.

Die jüngste Kursentwicklung signalisiert, dass der Markt das Risiko einer Überdehnung ernst nimmt und die technische Verfassung klar negativ ist. Entscheidend für die nächsten Monate wird sein, ob Oracle bei den KI-Rechenzentren Termin- und Budgetdisziplin nachweisen kann und damit zeigt, dass das hohe Wachstumspotenzial die aktuelle Belastung der Bilanz tatsächlich rechtfertigt.

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Eduard Altmann

Eduard Altmann ist Finanzexperte mit über 25 Jahren Erfahrung an den globalen Finanzmärkten. Als Analyst und Autor beim VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft spezialisiert er sich auf Aktienmärkte, Gold, Silber, Rohstoffe und den Euro.

Altmann ist überzeugter Verfechter des Value-Investing und identifiziert unterbewertete Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial. Sein Börsendienst "Megatrend-Depot" vermittelt praxisnahe Strategien erfolgreicher Value-Investoren. Mit seinem Motto "Manage dein Vermögen selbst" inspiriert er Anleger zur eigenverantwortlichen Vermögensverwaltung.

Seine Analysen basieren auf der fortschrittlichen Gann-Strategie, die präzise Vorhersagen für Rohstoffmärkte ermöglicht. Diese technische Analysemethode kombiniert historische Daten mit Zyklusanalysen und macht seine Marktprognosen besonders treffsicher.

Durch zahlreiche Publikationen und verständliche Erklärungen komplexer Finanzthemen unterstützt Altmann sowohl Einsteiger als auch erfahrene Investoren bei fundierten Anlageentscheidungen. Seine Arbeit verbindet theoretische Expertise mit praktischen Empfehlungen für den strategischen Vermögensaufbau.