Netflix steckt nach der angekündigten Milliardenübernahme von Warner Bros. in einer sensiblen Phase – der Kurs rutschte im vierten Quartal deutlich ab, obwohl der Gesamtmarkt zulegte. Rund 20 % Minus seit Quartalsbeginn machen den Titel zu einem der schwächeren Schwergewichte im S&P 500. Im Zentrum steht die Frage, ob der größte Deal der Firmengeschichte den Konzern stärkt oder überfordert.
Großübernahme sorgt für Unsicherheit
Mit der Ankündigung vom 5. Dezember, die Streaming- und Studioaktivitäten von Warner Bros. Discovery zu übernehmen, hat Netflix seine bisherige Investmentstory spürbar verändert. Das Angebot von 27,75 US‑Dollar je WBD‑Aktie würde unter anderem Marken wie Harry Potter, Game of Thrones und das DC‑Universum ins Portfolio holen.
Wesentliche Eckpunkte des Deals:
- Unternehmenswert: 82,7 Mrd. US‑Dollar
- Eigenkapitalwert: 72,0 Mrd. US‑Dollar
- Baranteil: 23,25 US‑Dollar je Aktie
- Aktienteil: 4,50 US‑Dollar je Aktie (mit Kurskorridor)
- Geplanter Abschluss: in 12 bis 18 Monaten
- Anvisierte Synergien: 2 bis 3 Mrd. US‑Dollar jährlich ab Jahr drei
Voraussetzung sind die Zustimmung der WBD‑Aktionäre, der Abschluss der geplanten Abspaltung von Discovery Global (erwartet im dritten Quartal 2026) sowie die erforderlichen Freigaben der Wettbewerbsbehörden.
Parallel erschwert ein konkurrierendes Angebot von Paramount‑Skydance für Warner Bros. Discovery die Lage. Zwar empfiehlt der WBD‑Verwaltungsrat den Anteilseignern offiziell das Netflix‑Gebot, doch das zusätzliche Interesse erhöht die Unsicherheit rund um Finanzierung und Zeitplan.
Deutlicher Rückschlag nach Rekordhoch
Seit dem Allzeithoch von 133,91 US‑Dollar im Juni 2025 hat die Aktie über 30 % verloren und notiert derzeit um 94 US‑Dollar. Damit liegt der Kurs in etwa auf Vorjahresniveau. Die Spanne der vergangenen zwölf Monate reicht von 82,11 bis 134,12 US‑Dollar, aktuell bewegt sich der Titel eher am unteren Ende dieses Korridors.
Technische Signale deuten auf Überverkauft hin
Aus technischer Sicht zeigen sich erste Anzeichen einer möglichen Stabilisierung.
Der Relative-Stärke-Index (RSI) nähert sich einem Bereich, der historisch auf überverkaufte Bedingungen und nachlassenden Verkaufsdruck hindeutet. Der MACD‑Indikator formt ein bullisches Crossover‑Muster, was nachlassende Abwärtsdynamik signalisiert. Charttechnisch beginnt sich die Aktie oberhalb der Unterstützungszone um 90 US‑Dollar zu fangen.
Analysten uneins über den Deal
Trotz der neuen Unsicherheiten bleibt das Analystenbild insgesamt eher positiv, wenn auch mit klaren Konfliktlinien. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 129,68 US‑Dollar und impliziert damit ein Aufwärtspotenzial von rund 37 % gegenüber dem aktuellen Kurs. Einige Adressen trauen dem Papier sogar deutlich mehr zu, mit Höchstzielen bis 152,50 US‑Dollar.
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Jüngste Einschätzungen im Überblick:
- Morgan Stanley: Kaufempfehlung bestätigt
- Jefferies: Kaufempfehlung, Kursziel 134 US‑Dollar
- Needham: Kaufempfehlung, Kursziel 150 US‑Dollar
- DZ Bank: Kaufempfehlung bekräftigt
- Wolfe Research: Kaufempfehlung
- Barclays: Kursziel 110 US‑Dollar, mit klar geäußerter Skepsis zur Übernahme
Auffällig ist die Herabstufung durch Huber Research: Das Haus senkte die Einstufung von „Neutral“ auf „Underweight“ und stellt in Frage, warum Netflix von seiner bislang erfolgreichen Strategie des organischen Wachstums abrückt.
Quartalszahlen belasten Stimmung
Zusätzlichen Druck brachte der Oktober mit den Zahlen zum laufenden Geschäftsjahr.
Zwar erreichte Netflix den höchsten Quartalsumsatz seiner Geschichte, doch der Gewinn je Aktie blieb hinter den Erwartungen zurück. Ein einmaliger Steueraufwand in Brasilien verschärfte den Effekt. In der Folge verlor die Aktie an diesem Tag rund 6 % und leitete damit die schwächere Kursphase im vierten Quartal ein.
Fundamentaldaten weiter solide
Trotz der eingetrübten Stimmung bleiben die Kennzahlen des Kerngeschäfts robust:
- Umsatz Q3 2025: 11,5 Mrd. US‑Dollar (+17,2 % gegenüber Vorjahr)
- Free Cashflow Q3 2025: 2,66 Mrd. US‑Dollar
- Weltweit zahlende Abonnements: über 300 Mio.
- Erwartete operative Marge 2025: rund 29 %
Diese Zahlen unterstreichen, dass das operative Fundament vor der Warner‑Transaktion stabil ist und weiter wächst.
Aktiensplit und Strukturmaßnahmen
Am 17. November 2025 hat Netflix einen Aktiensplit im Verhältnis 10:1 durchgeführt, den dritten Split der Unternehmensgeschichte. Die Maßnahme vervielfachte die Zahl der ausgegebenen Aktien und senkte den Kurs je Anteil rechnerisch, ohne den Unternehmenswert zu verändern. Für Privatanleger wurde der Einstieg damit nominell günstiger, an der Bewertung ändert sich dadurch jedoch nichts.
Wichtiger Termin: Q4-Zahlen im Januar
Am 20. Januar 2026 legt Netflix die Zahlen für das vierte Quartal vor. Entscheidend werden dabei vor allem zwei Punkte sein:
- Wie das Management die geplante Integration der Warner‑Assets konkret strukturiert und finanziell hinterlegt
- Ob die Prognosen und Kennzahlen bestätigen, dass die Enttäuschung im Oktober ein Einzelfall war und keine Trendwende zu schwächerem Wachstum einleitet
Diese Kombination aus strategischer Einordnung des Großdeals und frischen Geschäftszahlen dürfte den Kursverlauf in den ersten Monaten 2026 maßgeblich prägen.
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