MercadoLibre wächst rasant – bringt dieses Tempo aber die Profitabilität in Gefahr? Das Unternehmen meldete starkes Umsatzwachstum, zugleich schrumpft die operative Marge. Die aktuelle Strategie kombiniert Marktanteilsgewinne mit hohen Investitionen und setzt damit die Bilanz kurzfristig unter Druck.
Wachstum gegen Margen
Für das dritte Quartal 2025 berichtet MercadoLibre einen Netto-Umsatz von 7,4 Milliarden USD, ein Plus von 39 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die E‑Commerce-Aktivität bleibt der Treiber: das Bruttowarenvolumen stieg um 35 Prozent auf fremdwährungsneutraler Basis, die Plattform bedient nun rund 77 Millionen unique Käufer pro Quartal.
Gleichzeitig fiel die operative Marge von einem Hoch von 13,5 Prozent Ende 2024 auf derzeit 9,8 Prozent. Hauptgrund ist ein aggressiver Versandansatz: In Brasilien senkte MercadoLibre die Gratisversand-Schwelle, um der Konkurrenz von Plattformen wie Shopee und Temu entgegenzutreten. Diese Maßnahme stützt kurzfristig das Wachstum, drückt aber die Profitabilität.
Fintech wächst, Kreditrisiko sinkt
Ein stabilisierender Faktor ist das Fintech-Geschäft. Mercado Pago baut sein Kreditportfolio massiv aus: Es liegt aktuell bei 11,0 Milliarden USD, ein Anstieg von 83 Prozent im Jahresvergleich. Aktiv sind rund 72 Millionen Nutzer im Fintech-Ökosystem.
Zudem verbesserte sich die 90‑Tage-Not-Performing‑Loan‑Rate von 7,8 auf 6,8 Prozent, was auf bessere Kreditdisziplin hindeutet. Für Anleger und Analysten bleibt Mercado Pago ein zentraler Bewertungsfaktor: Das starke Wachstum des Kreditbuchs erhöht Ertragschancen, zugleich erfordert es laufende Überwachung der Ausfallraten.
Investitionen und Automatisierung
2025 plant MercadoLibre Investitionen in Höhe von 13,2 Milliarden USD, schwerpunktmäßig in Brasilien, Mexiko und Argentinien. Die Mittel fließen in Logistikzentren, Technologie-Updates und den Ausbau einer elektrischen Zustellflotte. Parallel testet das Unternehmen humanoide Roboter in Fulfillment‑Zentren, um mittelfristig steigende Arbeitskosten zu neutralisieren.
Diese Investitionsoffensive soll Marktführerschaft sichern, belastet aber die kurzfristige Ergebnislage. Ob die Automation und die neuen Logistikkapazitäten die Margen wieder anheben können, hängt von der Umsetzung und den zu erwartenden Effizienzgewinnen ab.
Wesentliche Kennzahlen (Auswahl):
– Netto-Umsatz Q3 2025: 7,4 Mrd. USD (+39% YoY)
– Kreditportfolio: 11,0 Mrd. USD (+83% YoY)
– 90‑Tage‑NPL: 6,8% (vorher 7,8%)
– Geplante Investitionen 2025: 13,2 Mrd. USD
– Durchschnittliches Analysten-Kursziel (12M): 2.842,94 USD
Die Aktie notiert aktuell bei 2.014,97 USD; das mittlere Analystenziel impliziert somit ein wesentliches Aufwärtspotenzial vom gegenwärtigen Niveau.
Kurzfristig dürften die hohen Reinvestitionen und die niedrigere Versandgrenze die operative Marge belasten. Mittelfristig besteht jedoch Aussicht auf eine Erholung, falls die Logistik‑ und Automatisierungsprojekte wie geplant Effizienzverbesserungen liefern und das Kreditgeschäft weiter wächst bei stabilen Ausfallraten. In diesen Szenarien entscheidet vor allem die Umsetzungsgeschwindigkeit über die Rückkehr zu höheren Margen.
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