Marvell steckt in einem Spannungsfeld: An der Wall Street herrscht Zuversicht, am Markt dagegen Zurückhaltung. Während Analysten der Halbleiterfirma dank KI-Fantasie deutlich höhere Kurse zutrauen, notiert die Aktie seit Jahresbeginn deutlich im Minus. Entscheidend ist nun, ob Marvell die hohe Erwartungshaltung mit weiterem Wachstum untermauern kann.
Analysten klar optimistisch
Der Abstand zwischen Analystenstimmung und Kursverlauf ist inzwischen deutlich. Auf Sicht von zwölf Monaten sehen die Experten im Schnitt ein Kurspotenzial von rund 44 % gegenüber dem aktuellen Niveau – ein klares Signal, dass sie an die langfristigen Perspektiven glauben.
Zuletzt haben mehrere Häuser ihre Einschätzungen erneuert:
- Barclays bestätigte am 11. Dezember ein Hold-Rating mit Kursziel 105 US‑Dollar.
- Stifel Nicolaus bekräftigte am 8. Dezember seine Kaufempfehlung und nannte 114 US‑Dollar als Ziel.
- Cantor Fitzgerald passte das Kursziel auf 100 US‑Dollar an und bleibt bei einer neutralen Einstufung.
Stifel-Analyst Tore Svanberg hebt insbesondere das breite KI-Infrastruktur-Portfolio hervor. Marvell positioniert sich als Anbieter von End-to-End-Konnektivitätslösungen für moderne KI-Systeme – von der Datenübertragung bis zur Anbindung der Rechenzentren. Genau diese Spezialisierung gilt aus Analystensicht als wichtiger Wettbewerbsvorteil.
Trotz dieser positiven Einschätzungen liegt die Aktie seit Jahresbeginn rund 35 % im Minus und etwa 42 % unter ihrem 52-Wochen-Hoch vom Januar. Nach dem Tief im April hat sich der Kurs zwar deutlich erholt, pendelt aktuell aber knapp unter dem 50-Tage-Durchschnitt.
Strategische Initiativen für die KI-Ära
Operativ bleibt Marvell nicht stehen. Das Management nutzt die aktuell volatile Phase, um die eigene Position im KI-Infrastrukturmarkt auszubauen.
Zentrale Bausteine der jüngsten Strategie:
- Übernahme von Celestial AI (angekündigt am 2. Dezember), um Hochleistungs-Konnektivität für Rechenzentren der nächsten Generation zu beschleunigen.
- Breitere Adoption von PCIe-Retimern durch führende Anbieter von KI- und Rechenzentrumsinfrastruktur.
- Eine erweiterte Zusammenarbeit mit Microsoft, um die Sicherheitsdienste der Azure-Cloud in Europa auszubauen.
- Die am 9. Dezember vorgestellte „Golden Cable“-Initiative, die das Ökosystem für Active-Electric-Cables (AEC) voranbringen soll. Partner erhalten vorgefertigte Software und getestete Designs, um KI-Infrastrukturen schneller in Betrieb zu nehmen – ein direktes Angebot an Hyperscaler, die ihre KI-Kapazitäten rasch hochfahren wollen.
Diese Schritte zielen klar auf den Kernmarkt von Marvell: anspruchsvolle Rechenzentren, in denen Bandbreite, Latenz und Energieeffizienz über die Leistungsfähigkeit von KI-Anwendungen entscheiden.
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Starke Zahlen, aber hohe Abhängigkeit
Die jüngsten Quartalszahlen stützen den Wachstumskurs. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2026, veröffentlicht am 2. Dezember, legte der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 37 % zu und übertraf den Mittelwert der eigenen Prognose. Wachstumstreiber bleibt vor allem das Datacenter-Geschäft mit maßgeschneiderten KI-Chips und elektro-optischen Lösungen.
Gleichzeitig zeigt sich hier die zentrale Stärke und Schwäche des Geschäftsmodells: die enge Bindung an Hyperscaler-Kunden.
- Marvell hat mehrjährige Design-Wins bei großen Cloud-Anbietern erzielt.
- In der Pipeline stehen über 50 neue kundenspezifische Siliziumprojekte mit einem geschätzten Lebenszeitvolumen von rund 75 Mrd. US‑Dollar.
- Der Marktanteil im Datacenter-Segment soll von aktuell etwa 13 % auf 20 % steigen – in einem Gesamtmarkt, der bis 2028 auf 94 Mrd. US‑Dollar anwachsen soll.
Diese Konzentration eröffnet enorme Chancen, erhöht aber auch die Risiken. Kürzungen der Investitionsbudgets oder eine stärkere Eigenentwicklung seitens der Hyperscaler könnten das Wachstum bremsen. Entsprechend sensibel reagierte der Markt zuletzt auf Gerüchte über mögliche Geschäftsverluste bei Amazon und Microsoft. CEO Matt Murphy trat diesen Spekulationen öffentlich entgegen und betonte, beide Konzerne blieben wichtige Kunden.
Rücken- und Gegenwind aus dem Sektor
Von Branchenseite erhält Marvell Unterstützung. Gute Zahlen des Speicherherstellers Micron haben die Stimmung im Halbleitersektor zuletzt aufgehellt. Davon profitierte auch Marvell, denn sie unterstreichen die anhaltend hohe Nachfrage nach KI-Infrastruktur.
Gleichzeitig wachsen die politischen Risiken. China hat jüngst einheimische KI-Chips auf die Beschaffungslisten der Regierung gesetzt und lenkt damit staatliche Nachfrage gezielt weg von US-Anbietern. Das könnte sich mittelfristig als Belastungsfaktor für amerikanische Chipunternehmen wie Marvell erweisen, auch wenn die Nachfrage der westlichen Hyperscaler derzeit im Vordergrund steht.
Bewertung: Wachstumsprämie mit Bedingungen
Auf Bewertungsbasis ist Marvell kein Schnäppchen, sondern wird klar als Wachstumswert gehandelt. Das Unternehmen kommt auf ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von rund 10,5 – mehr als doppelt so hoch wie der Median der Halbleiterbranche von etwa 4,7. Das erwartete KGV liegt mit ungefähr 26 in einer ähnlichen Größenordnung wie andere stark KI-orientierte Wettbewerber. Angesichts der noch relativ engen Umsatzbasis und der hohen Kundendichte argumentieren manche Beobachter, dass ein Abschlag eher angemessen wäre als eine Prämie.
Andere Marktteilnehmer sehen den fairen Wert eher in der Nähe von rund 92 US‑Dollar und interpretieren die aktuelle Kursschwäche als Rabatt auf das langfristige Wachstum. Diese Sichtweise setzt allerdings voraus, dass Marvell seine KI-Strategie konsequent umsetzt und die Investitionsbereitschaft der großen Cloud-Kunden hoch bleibt.
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