Marvell Technology steht im Kreuzfeuer widersprüchlicher Signale. Während Analysten von Benchmark vor Verlusten wichtiger Aufträge warnen und zur Gewinnmitnahme raten, tritt CEO Matt Murphy öffentlich in die Offensive. Im Zentrum der Debatte: Angeblich verlorene Chip-Designs für Amazon und Microsoft – Gerüchte, die der Konzernchef direkt dementiert.
CEO Murphy: „Nichts hat sich geändert“
In einem Interview mit CNBC stellte sich Matt Murphy den Spekulationen entgegen. Seine Kernaussage: Zwischen der vergangenen Woche und heute habe sich an den Geschäftsbeziehungen zu Amazon und Microsoft „nichts geändert“. Die Benchmark-Analysten hatten zuvor behauptet, Marvell habe die Aufträge für Amazons kommende Trainium-3- und Trainium-4-Chips an einen Wettbewerber verloren. Benchmark stufte die Aktie daraufhin von „Buy“ auf „Hold“ ab.
Murphy widerspricht dieser Darstellung fundamental – ein ungewöhnlich direkter Schritt, der die Brisanz der Gerüchte unterstreicht.
3,25 Milliarden Dollar für Celestial AI
Parallel zur Defensivstrategie treibt Marvell die Expansion voran. Der Konzern bestätigte die geplante Übernahme von Celestial AI für rund 3,25 Milliarden Dollar. Die Transaktion umfasst eine Milliarde Dollar in bar sowie 27,2 Millionen Marvell-Aktien.
Hintergrund der Akquisition: Celestial AI entwickelt photonische Interconnect-Technologie für KI-Rechenzentren. Marvell will damit das sogenannte „Memory Wall“-Problem beim beschleunigten Computing adressieren – ein kritischer Engpass in der KI-Infrastruktur.
Analysten uneins
Während Benchmark skeptisch bleibt, verteidigt Stifel die Marvell-Aktie mit einem Kursziel von 114 Dollar und „Buy“-Rating. Stifel argumentiert, das umfassende Connectivity-Portfolio des Unternehmens – inklusive der neuen „Golden Cable“-Initiative – positioniere Marvell einzigartig für das Wachstum in der KI-Infrastruktur.
Die Spanne zwischen aktuellem Kurs und Stifel-Ziel beträgt über 25 Prozent. Die Frage lautet nun: Setzen sich die CEO-Aussagen durch oder bewahrheitet sich die Benchmark-These?
Technische Erholung auf 90 Dollar
Die Aktie stabilisiert sich im Bereich von 90 Dollar, nachdem die Aufwärtsbewegung heute rund 1,6 Prozent beträgt. Der 50-Tage-Durchschnitt bei 76 Dollar liegt deutlich darunter, der 200-Tage-Schnitt bei 64 Dollar. Das signalisiert: Der Markt gewichtet vorerst die Dementis stärker als die Downgrade-Argumente.
Entscheidend wird, ob sich die Berichte über die Hyperscaler-Verträge konkretisieren oder als Fehlinterpretation entlarven lassen. Die nächsten Wochen dürften zeigen, welche Darstellung sich durchsetzt – und ob die 90-Dollar-Marke hält.
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