Lockheed Martin meldet kurz vor Jahresende zwei Aufträge in Milliardenhöhe – und muss sich gleichzeitig harter Kritik an seinem wichtigsten Programm stellen. Auf der einen Seite wächst die Planungssicherheit im klassischen Rüstungsgeschäft, auf der anderen Seite legt ein US-Bericht Schwächen beim F‑35 offen. Wie wirkt sich dieses Spannungsfeld auf die Investmentstory aus?
Milliardenaufschlag für C‑130J und Satelliten
Den größten positiven Impuls liefert diese Woche der C‑130J-Transporter. Die US-Luftwaffe hat die Obergrenze des bestehenden Vertrags „Combined Aircraft Delivery, Development, Integration, and Engineering“ um 10 Milliarden US‑Dollar angehoben – von 15 auf nun 25 Milliarden US‑Dollar. Die Bestellfrist wird bis Juli 2035 verlängert.
Das ist mehr als nur ein großer Auftrag: Die Ausweitung zeigt, dass „Legacy“-Plattformen wie die C‑130J weiterhin als Rückgrat der taktischen Lufttransportkapazitäten gelten. Der verlängerte Zeitraum und das höhere Volumen sichern der Produktionslinie in Marietta, Georgia, für rund ein Jahrzehnt verlässliche Umsätze.
Der Rahmenvertrag stützt zudem das Auslandsgeschäft. Über das US-Programm der Foreign Military Sales (FMS) werden damit auch Bestellungen von Partnern wie Deutschland, Frankreich, Australien und Neuseeland abgesichert. Für Lockheed Martin bedeutet das mehr Visibilität im internationalen Geschäft mit taktischen Transportern.
Parallel dazu kommt Rückenwind aus dem Raumfahrtsegment. Die Space Development Agency (SDA) vergab einen Auftrag von über 1 Milliarde US‑Dollar an Lockheed Martin zur Entwicklung und Fertigung von 18 Satelliten der „Tranche 3 Tracking Layer“. Diese Satelliten sollen Raketenstarts aus dem All verfolgen und gehören zur geplanten, stark verteilten Konstellation im niedrigen Erdorbit des Pentagon.
Der Zuschlag bestätigt den Kurswechsel des Konzerns hin zu Next-Generation-Sicherheitslösungen im Weltraum. Strategisch ist das wichtig: Es diversifiziert die Ertragsbasis weg von reinen Flugzeugprogrammen hin zu wachstumsstarken Raumfahrt- und Sensoriklösungen.
F‑35 unter Druck: Kritik vom Pentagon-Prüfer
Überschattet werden die positiven Vertragsnachrichten von einem Bericht des Office of Inspector General (OIG) des US-Verteidigungsministeriums, der am 19. Dezember veröffentlicht und in dieser Woche intensiv diskutiert wurde. Im Fokus: die Einsatzbereitschaft der F‑35-Flotte.
Der Prüfbericht kommt zu dem Ergebnis, dass die F‑35 im Bewertungszeitraum 2024 im Schnitt nur eine Missionsfähigkeit von 50 % erreicht hat. Der Zielwert lag bei 65 %. Das heißt: Nur jedes zweite Flugzeug war zu einem gegebenen Zeitpunkt einsatzbereit. Für ein Programm, das mehr als ein Viertel des Konzernumsatzes ausmacht und militärisch zentrale Rolle spielt, ist das ein deutliches Warnsignal.
Als Gründe nennt der OIG-Bericht vor allem Engpässe in der Lieferkette und Defizite in früheren Instandhaltungs- und Logistikverträgen. Besonders kritisch: Trotz dieser Leistungsschwäche zahlte das Pentagon rund 1,7 Milliarden US‑Dollar für Logistikdienstleistungen. Die Prüfer monieren fehlende Verantwortlichkeit und mangelnde Verknüpfung von Vergütung und tatsächlicher Performance.
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Marktbeobachter gehen davon aus, dass das Verteidigungsministerium die OIG-Befunde in künftigen Performance-based-Logistics-Verhandlungen nutzen wird. Das könnte die Margen im F‑35-Sustainment-Geschäft unter Druck setzen. Gleichzeitig gilt das Programm angesichts fehlender Alternativen im Bereich der 5.-Generation-Kampfflugzeuge als politisch und militärisch kaum ersetzbar. Entsprechend blieb die Reaktion der Börse bislang gedämpft.
Doppelte Botschaft für die Investmentstory
Die Kombination aus massiv ausgeweitetem C‑130J-Vertrag und Kritik am F‑35-Programm bringt die aktuelle Lage des Konzerns gut auf den Punkt. Auf der einen Seite stehen belastbare Cashflows aus etablierten Plattformen. Der 10‑Milliarden-Aufschlag und die Laufzeit bis 2035 schaffen Planungssicherheit und stabilisieren das Profil von Lockheed Martin als Lieferant taktischer Lufttransportkapazitäten.
Auf der anderen Seite bleibt der F‑35 ein politisch sensibles Projekt, das regelmäßig unter Beobachtung steht. Die niedrige Einsatzbereitschaft ist operativ ein ernstes Problem. Zugleich deutet die verhaltene Kursreaktion darauf hin, dass Investoren die geschilderten Sustainment-Probleme eher als operative Baustelle mit Lösungspotenzial einordnen denn als Bedrohung für das Gesamtprogramm.
Der neue Satellitenauftrag unterstützt zusätzlich die strategische Erzählung des Konzerns: Lockheed Martin positioniert sich klar in der zukünftigen Weltraumverteidigung. Die Tranche‑3-Satelliten sind ein Baustein in einer größeren Architektur, in der sich das Unternehmen langfristig wiederkehrende Aufträge sichern kann.
Kursseitig spiegelt sich diese Gemengelage bislang in einer eher ruhigen Bewegung wider. Die Aktie schloss am Freitag bei 482,39 US‑Dollar, was zwar einem leichten Tagesminus von 0,69 % entspricht, aber auf Wochensicht einem Anstieg von rund 19 % und auf 30‑Tage-Sicht einem Plus von gut 23 % gegenüber dem Vormonat.
Ausblick: Fokus auf Q4‑Call und Auftragsbuch
Für die konkrete Ergebnisrechnung wird der erhöhte C‑130J-Vertragsrahmen voraussichtlich ab Anfang 2026 stärker sichtbar, wenn neue Bestellungen in größerem Umfang ins Auftragsbuch laufen. Kurzfristig richtet sich der Blick nun auf die anstehende Telefonkonferenz zu den Zahlen des vierten Quartals.
Dort wird entscheidend sein, wie das Management die Empfehlungen des OIG konkret aufgreift: Erwartet wird ein belastbarer Plan zur Verbesserung der Ersatzteilverfügbarkeit und zur Stabilisierung der Einsatzbereitschaft der F‑35-Flotte. Gleichzeitig dürfte das Unternehmen zeigen müssen, wie es den mehr als 1‑Milliarde-Dollar-Satellitenauftrag operativ umsetzt und in die bestehende Weltraumstrategie einbettet.
Gelingt dieser Spagat aus operativer Verbesserung im F‑35-Sustainment und konsequenter Umsetzung der neuen Großaufträge im Luft- und Weltraumsegment, könnte sich die aktuell eher seitwärts laufende Bewertung mittelfristig nach oben lösen.
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