Während Anleger noch ihre Wunden lecken, wittern Analysten bereits die nächste Kursexplosion. Nach dem brutalen Absturz auf Jahrestiefstände scheint die Lage bei Intellia Therapeutics auf den ersten Blick aussichtslos – doch die Expertenmeinung an der Wall Street spricht eine völlig andere Sprache. Ist der aktuelle Ausverkauf das Ende der Fahnenstange oder eine historische Einstiegsgelegenheit?
Trotz Crash: Analysten bleiben stur
Es klingt fast absurd: Die Aktie liegt am Boden, doch die Stimmung unter den Profis ist trotzig optimistisch. Zwölf Analysten halten auch heute noch an ihrer Kaufempfehlung fest, unbeeindruckt von den jüngsten Hiobsbotschaften. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 22,43 US-Dollar.
Setzt man dies in Relation zum aktuellen Kurs von rund 8,04 US-Dollar, ergibt sich ein schwindelerregendes Aufwärtspotenzial von etwa 179 Prozent. Während der Markt das Papier gnadenlos abstraft, scheinen institutionelle Beobachter weiterhin auf die technologische Substanz des Unternehmens zu vertrauen.
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Kampf um die 8-Dollar-Marke
Nach dem heftigen Abverkauf am vergangenen Freitag versucht der Titel heute eine fragile Stabilisierung. Frühe Handelsdaten zeigen eine Erholung von gut 2 Prozent, womit sich die Aktie mühsam über die psychologisch wichtige Marke von 8,00 US-Dollar zurückkämpft.
Doch Anleger sollten sich nichts vormachen: Der Titel ist damit klar im Abwärtstrend. Ein Kursverlust von rund 67 Prozent allein im letzten Monat zeigt, wie nervös Investoren derzeit durch diese stürmischen Gewässer navigieren. Die Handelsspanne der letzten 52 Wochen klafft mit 6,28 US-Dollar im Tief und 27,98 US-Dollar im Hoch weit auseinander – ein Zeugnis extremer Volatilität.
FDA zieht die Notbremse
Doch was hat den massiven Kursrutsch eigentlich ausgelöst? Verantwortlich ist eine harte Entscheidung der US-Gesundheitsbehörde FDA. Diese verhängte einen sogenannten „Clinical Hold“ über die entscheidenden Phase-3-Studien (MAGNITUDE und MAGNITUDE-2). Auslöser waren ein berichteter Todesfall sowie erhöhte Leberenzymwerte im nex-z-Programm.
Fakten, die Anleger jetzt kennen müssen:
* Der Kern: Betroffen sind die Zulassungsstudien für den Wirkstoff nexiguran ziclumeran.
* Da Signal: Es wurden Leberenzym-Erhöhungen vierten Grades festgestellt.
* Das Risiko: Der Aufnahmestopp bleibt bis auf Weiteres bestehen, was ein klassisches binäres Risiko für die Aktie schafft.
Ein verborgenes Ass im Ärmel?
Ist damit alles verloren? Nicht zwangsläufig. Abseits der Schlagzeilen um das gestoppte Programm konnte Intellia einen wichtigen operativen Erfolg verbuchen. Die Patientenrekrutierung für die Phase-3-HAELO-Studie eines völlig anderen Kandidaten (lonvo-z gegen HAE) wurde erfolgreich abgeschlossen.
Der Markt preist diesen Fortschritt aktuell kaum ein und fokussiert sich fast ausschließlich auf das regulatorische Desaster beim Hauptprogramm. Hier liegt die eigentliche Wette: Gelingt es Intellia, die Sorgen der FDA auszuräumen, könnte die aktuelle Bewertung angesichts der Pipeline und der Cash-Position massiv zu niedrig angesetzt sein. Bis dahin bleibt die Aktie jedoch ein heißes Eisen, das extrem sensibel auf jede Nachricht der Behörden reagieren wird.
