Intel hat 2025 ein bemerkenswertes Comeback hingelegt, doch die Euphorie trifft nun auf harte Realität. Nach der Rally steht das Papier unter leichtem Abgabedruck, während Analysten intensiv darüber streiten, ob die Erholung in ein nachhaltiges Wachstum übergehen kann. Im Zentrum steht weniger der kurzfristige Kurs, sondern die Frage, ob Intels neue Strategie im Foundry-Geschäft aufgeht.
Rally 2025 – stark, aber ausgebremst
Die Entwicklung 2025 zählt zu den auffälligsten Erholungen im Chipsektor. Von mehrjährigen Tiefs aus legte die Aktie im Jahresverlauf um mehr als 80 % zu und ließ damit sogar einige große Tech-Namen und Rivalen wie AMD hinter sich.
Treiber waren mehrere tiefgreifende Veränderungen:
- Neuer CEO Lip-Bu Tan seit März nach dem Abgang von Pat Gelsinger
- 9 Milliarden US-Dollar Beteiligung der US-Regierung, die nun 10 % am Unternehmen hält
- 5 Milliarden US-Dollar Investment von Nvidia nach Freigabe durch die US-Wettbewerbsbehörde
- 2 Milliarden US-Dollar Kapitalzufuhr durch SoftBank
Gleichzeitig hat die Aktie einen spürbaren Rücksetzer vom Hoch vom 3. Dezember verkraftet. Ausgehend von dem damaligen Top ist der Kurs inzwischen um rund 18 % gefallen, notiert aber immer noch klar über dem Niveau vom Frühjahr.
Ein Blick auf die aktuelle Bewertung zeigt: Trotz der jüngsten Konsolidierung liegt die Aktie heute rund 57 % über dem Stand zu Jahresbeginn und etwa 59 % über dem Niveau vor zwölf Monaten. Vom 52‑Wochen-Hoch bei 37,52 Euro ist der Titel jedoch knapp 18 % entfernt, während er vom Tief im April weiterhin deutlich auf Abstand ist.
Analysten gespalten wie selten
An der Wall Street gehen die Meinungen weit auseinander. Im Schnitt lautet das Votum „Halten“, das durchschnittliche Kursziel liegt mit rund 37 US-Dollar in der Nähe des aktuellen Niveaus – ein Signal, dass viele Experten zunächst nur begrenztes Aufwärtspotenzial sehen.
Im Detail ergibt sich ein sehr gemischtes Bild:
- Benchmark: Kaufempfehlung mit Kursziel 50 US-Dollar
- Tigress Financial: Kaufempfehlung mit Kursziel 52 US-Dollar
- Sanford C. Bernstein: neutrales Votum
- Needham & Company: Halten
Von insgesamt 31 beobachtenden Analysten stimmen lediglich fünf für „Kaufen“, 20 liegen mit neutralen Einschätzungen dazwischen, sechs raten zum Verkauf. Diese Verteilung unterstreicht, dass der Markt die Fortschritte zwar anerkennt, der Turnaround aber noch nicht als gesichert gilt.
Foundry-Strategie bleibt Baustelle
Hintergrund der Skepsis ist vor allem Intels Foundry-Geschäft. Trotz frischem Kapital und neuem Management ist der zentrale strategische Knotenpunkt noch nicht gelöst: Es fehlt weiterhin ein großer externer Kunde, der das Modell wirklich trägt.
Ein Analyst von Morningstar bringt es auf den Punkt: Intel beendet 2025 zwar mit neuer Zuversicht, ein relevanter US-Chipfertiger zu werden, aber ohne den „großen Deal“, der die Rolle im Fertigungsgeschäft klar zementiert.
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Technisch gibt es Fortschritte: Der 18A-Fertigungsprozess ist in die Massenproduktion gestartet. Doch Schlüsseladressen wie Apple, Nvidia oder Qualcomm bleiben bislang aus. Diese Unternehmen sind eng mit TSMC verbunden und sehen Intel zugleich als Wettbewerber und möglichen Partner – eine Art Identitätskonflikt, der die Kundengewinnung deutlich erschwert.
Zahlen mit Licht und Schatten
Finanziell zeigt sich das Bild gemischt. Die Ergebnisse zum dritten Quartal 2025 waren ein kleiner Schritt nach vorn:
- Umsatz: 13,65 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 3 % im Jahresvergleich und über den erwarteten 13,10 Milliarden
- Bereinigter Gewinn je Aktie (Non-GAAP): 0,23 US-Dollar
- Prognose für Q4 2025: Gewinn je Aktie von 0,08 US-Dollar
- Ausblick für das Gesamtjahr 2025: erwarteter Verlust von 0,11 US-Dollar je Aktie
Damit arbeitet sich Intel zwar operativ voran, bleibt aber für das Gesamtjahr noch in der Verlustzone. Die Marktkapitalisierung liegt bei rund 174 Milliarden US-Dollar, die Verschuldung ist mit einem Debt-Equity-Verhältnis von 0,38 moderat. Institutionelle Investoren halten gut 64 % der ausstehenden Aktien, was die Bedeutung des Titels im professionellen Portfolio-Kontext unterstreicht.
Politischer Rückenwind aus Washington
Ein besonderes Element in der Investmentstory ist der Einstieg der US-Regierung. Mit ihrem 10‑prozentigen Anteil und dem 9‑Milliarden-US-Dollar-Paket verfolgt Washington das Ziel, eine heimische Alternative zu asiatischen Fertigern aufzubauen.
Im Umfeld steigender Spannungen mit China und anhaltender Sorgen um Taiwan gewinnt Intel damit eine strategische Rolle: Der Konzern ist faktisch der wichtigste US-Kandidat für fortschrittliche Halbleiterproduktion im eigenen Land.
Diese Konstellation kann zwei Effekte haben: Zum einen könnte der politische Druck steigen, dass US-Techkonzerne Aufträge zu Intel verlagern. Zum anderen erhält Intel über den Staatsanteil zusätzlichen Einfluss in Diskussionen rund um Handels- und Chippolitik.
14A als Bewährungsprobe
Für die kommenden 12 bis 18 Monate definieren Analysten ein klares Etappenziel: den 14A-Fertigungsprozess. Ein Experte von BNP Paribas schätzt, dass Intel in diesem Zeitraum mindestens einen großen externen Kunden für 14A gewinnen muss, damit der Prozess planmäßig skaliert werden kann.
Die Tragweite ist erheblich: Gelingt es, einen globalen Tech-Konzern an Bord zu holen, wäre das ein deutliches Signal, dass die Foundry-Strategie trägt. Misslingt dies, steht laut Einschätzungen im Raum, dass Intel langfristig sogar ganz aus der eigenen Fertigung aussteigen müsste – ein Szenario, das den aktuellen Strategiewechsel fundamental in Frage stellen würde.
Charttechnisch spiegelt sich der Zwiespalt wider: Die Aktie liegt mit knapp 29 % noch deutlich über ihrem 200‑Tage-Durchschnitt, handelt aber rund 6 % unter der 50‑Tage-Linie. Der RSI von 61,8 signalisiert dabei weder eine extreme Überhitzung noch eine überverkaufte Situation, sondern eher eine konsolidierende Phase nach dem starken Lauf.
Ausblick auf 2026
Der entscheidende Zeitraum für Intel beginnt mit dem Jahreswechsel. Kurzfristig rückt der nächste Zahlenbericht am 22. Januar 2026 in den Fokus, der Hinweise liefern wird, ob sich die operative Erholung fortsetzt. Mittelfristig hängt jedoch weit mehr an der Frage, ob Intel im 14A-Prozess einen großen Foundry-Kunden unter Vertrag bringt. Gelingt dieser Schritt, wäre die starke Kursentwicklung 2025 mehr als nur eine technische Erholung; bleibt er aus, dürften die Zweifel an der aktuellen Strategie deutlich zunehmen.
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