Intel stellt die nächste Weiche in seiner KI-Strategie. Medienberichten zufolge steht der Chipkonzern kurz vor der Übernahme des KI-Spezialisten SambaNova Systems – zu einem Preis, der weit unter früheren Bewertungen des Start-ups liegt. Gleichzeitig flammt Kritik an der Unternehmensführung auf, weil CEO Lip-Bu Tan eine Doppelrolle spielt. Wie ordnet sich dieser Schritt in Intels Aufholjagd im KI-Markt ein?
Geplanter SambaNova-Kauf: günstig, aber heikel
Laut Bloomberg und anderen Finanzmedien verhandelt Intel in einem fortgeschrittenen Stadium über den Kauf von SambaNova Systems für rund 1,6 Milliarden US-Dollar, einschließlich der Schulden des Start-ups. Bei erfolgreichem Abschluss könnte der Deal bereits im Januar 2026 vollzogen werden.
Der Preis markiert einen drastischen Abschlag gegenüber früheren Bewertungen: 2021 war SambaNova in einer Finanzierungsrunde noch mit 5 Milliarden US-Dollar taxiert worden. Für Intel wäre das eine Gelegenheit, hochspezialisierte Hardware und Software für KI-Inferenz deutlich günstiger einzukaufen als noch auf dem Höhepunkt des KI-Hypes.
Strategisch zielt der Zukauf darauf ab, die eigene Position im Markt für KI-Beschleuniger zu stärken. SambaNova bringt Technologie mit, die unmittelbar in das AI-Portfolio von Intel integriert werden könnte – ein Bereich, den CEO Lip-Bu Tan ausdrücklich als Wachstumsfeld priorisiert.
Governance-Fragen rund um Lip-Bu Tan
Neben der strategischen Logik rücken jedoch Fragen zur Unternehmensführung in den Vordergrund. Tan ist nicht nur Intel-Chef, sondern zugleich Chairman von SambaNova. Zudem hatte seine Venture-Capital-Gesellschaft bereits 2018 eine Series-A-Finanzierungsrunde des Start-ups angeführt.
Diese Überschneidungen lassen mögliche Interessenkonflikte zumindest diskutabel erscheinen. Aus Marktsicht prallen hier zwei Perspektiven aufeinander: Auf der einen Seite der Versuch, in einer Konsolidierungsphase der Branche attraktive KI-Assets günstig zu sichern. Auf der anderen Seite die Sorge, ob bei der Deal-Struktur alle Governance-Standards konsequent gewahrt werden. Wie stark diese Bedenken durchschlagen, dürfte sich erst mit einer offiziellen Ankündigung und der genauen Ausgestaltung des Prozesses zeigen.
Belastungsfaktoren: Regulierung und Lieferkette
Parallel zum M&A-Thema steht die Aktie unter Druck durch regulatorische und geopolitische Fragen. Am Wochenende war der Kurs deutlich zurückgekommen; Hintergrund war ein Reuters-Bericht, wonach Intel Fertigungstools des Unternehmens ACM Research getestet haben soll, dessen Tochterfirmen von US-Sanktionen gegen China betroffen sind.
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Zusätzlich belasteten Meldungen, dass Intel-Chips in russischem Militärgerät aufgetaucht sind. Das wirft erneut ein Licht auf die komplexe Kontrolle globaler Lieferketten im Halbleitersektor. Für Investoren unterstreicht das, wie eng Technologie, Exportregeln und Sicherheitspolitik inzwischen miteinander verflochten sind – und welche Reputations- und Compliance-Risiken daraus entstehen können.
Kurzfristig spiegelt sich der Mix aus Kursrückgang und vorangegangener Rally in einem erhöhten Schwankungsniveau wider: Die Aktie liegt aktuell rund 14 % unter ihrem 52‑Wochen-Hoch, hat sich seit Jahresbeginn aber immer noch deutlich mehr als zur Hälfte verteuert.
Intel im KI-Aufholmodus
Die geplante SambaNova-Übernahme passt in Intels breiter angelegte Aufholstrategie im KI-Segment. Nach einer volatilen Phase hat sich der Kurs im Jahresverlauf markant erholt. Parallel versucht das Unternehmen, den Sprung von der klassischen CPU-Dominanz hin zu einem stärkeren Standbein im Markt für KI-Beschleuniger zu schaffen – einem Feld, in dem Wettbewerber wie Nvidia und AMD weiterhin vorn liegen.
Der deutliche Bewertungsrückgang bei SambaNova – von 5 Milliarden auf 1,6 Milliarden US-Dollar – steht exemplarisch für die Abkühlung im Hardware-Startup-Sektor. Viele KI-Firmen, die während des Hypes hohe Bewertungen erreicht hatten, müssen sich nun an veränderte Finanzierungsbedingungen anpassen. Für etablierte Player wie Intel eröffnet das die Chance, Technologien und Teams deutlich günstiger einzusammeln.
Gleichzeitig bleibt der Makro-Kontext anspruchsvoll. KI-getriebene Titel haben 2025 einen Großteil der Indexgewinne im S&P 500 geliefert, doch etliche Analysen warnen bereits vor einer möglichen „KI-Blase“. Hyperscaler planen Investitionen von über 400 Milliarden US-Dollar in Infrastruktur, während die zugehörigen Cashflows vielfach noch hinterherhinken. Dass Intel in diesem Umfeld mit dem SambaNova-Deal weiter auf Ausbau der Infrastruktur setzt, zeigt, dass der Konzern den strukturellen Trend höher gewichtet als kurzfristige Blasenwarnungen.
Ausblick: Deal-Bestätigung und Bewertungsspielraum
In den kommenden Wochen wird der Markt vor allem auf eine offizielle Bestätigung der SambaNova-Übernahme schauen. Ein klar strukturierter, unterschriftsreifer Deal könnte die strategische Neuausrichtung von CEO Tan untermauern und dem Kurs nach der jüngsten Korrektur wieder Rückhalt geben. Umgekehrt birgt eine Verschärfung der Governance-Debatte das Risiko, die Aufwärtsdynamik zu begrenzen, selbst wenn die Technologie-Logik des Zukaufs überzeugt.
Bewertungsseitig bleibt die Stimmung trotz der starken Performance gedämpft: Laut MarketBeat-Konsens lautet das Votum weiter „Reduce“, mit einem durchschnittlichen Kursziel von 34,84 US-Dollar und damit unter dem aktuellen Kursniveau. Zudem rücken die anstehenden Q4-Zahlen in den Blick, für die ein Gewinn je Aktie von rund 0,08 US-Dollar erwartet wird. Spätestens dann wird sich zeigen, inwieweit Intel seine KI-Investitionen mit belastbaren Ergebnissen und einem glaubwürdigen Ausblick unterlegen kann – und ob der 1,6‑Milliarden-Dollar-Schritt zu SambaNova als Katalysator oder nur als weiterer Testfall für die Strategie gewertet wird.
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