Die globalen Märkte stehen vor einem perfekten Sturm aus steigenden Inflationsraten und eskalierenden Handelskonflikten. Während die US-Verbraucherpreise im Juni den stärksten Anstieg seit fünf Monaten verzeichneten, zeigen sich auch in anderen Volkswirtschaften die ersten Auswirkungen der neuen Zollpolitik. Ein explosiver Cocktail, der die Zentralbanken weltweit vor schwierige Entscheidungen stellt.
Zölle treiben US-Inflation an
Die amerikanischen Verbraucherpreise stiegen im Juni um 0,3 Prozent – der höchste Anstieg seit Januar. Verantwortlich waren vor allem höhere Kosten für Waren, die von Präsident Trumps Zollpolitik betroffen sind. Besonders dramatisch entwickelten sich die Preise für Haushaltsausstattung mit einem Sprung von 1,0 Prozent, dem stärksten Anstieg seit Januar 2022.
Ellen Zentner von Morgan Stanley Wealth Management warnt: "Die Inflation zeigt die ersten Anzeichen einer Zoll-Weitergabe. Die Beschleunigung bei zollbelasteten Waren im Juni dürfte nur der Anfang größerer Preisdrücke sein." Experten erwarten, dass sich die Auswirkungen in den Juli- und August-Daten noch deutlicher zeigen werden.
Gleichzeitig reagieren die Märkte nervös auf die Ankündigung höherer Zölle ab 1. August für Importe aus Mexiko, Japan, Kanada, Brasilien und der EU. Der Dollar stieg auf ein 15-Wochen-Hoch gegenüber dem Yen, während die Anleiherenditen anzogen.
Kanadische Vergeltung verschärft Preisdruck
Nordamerika wird zum Brennpunkt des Handelskriegs. Kanada führte am 15. Juli Vergeltungszölle von 25 Prozent auf US-Waren im Wert von 30 Milliarden Dollar ein – eine Antwort auf amerikanische Zölle von 25 Prozent auf kanadische Exporte. Die Folgen sind bereits messbar: Kanadas Inflation stieg im Juni auf 1,9 Prozent, angetrieben durch höhere Preise für langlebige Güter.
Premierminister Mark Carney zeigt sich pessimistisch über zollfreie Abkommen: "Es gibt derzeit nicht viele Belege dafür, dass Verhandlungen mit den Amerikanern für irgendein Land zu einem Abkommen ohne Zölle führen." Die Eskalation hat bereits zu einem Rekordhandelsdefizit geführt und die einst integrierte Beziehung unter dem USMCA-Abkommen erschüttert.
Globale Zentralbanken unter Druck
Die steigenden Inflationsraten setzen die Geldpolitik weltweit unter Druck. Die Federal Reserve signalisiert bereits, dass sie bis September abwarten will, bevor sie die Zinsen senkt. Trotz Trumps Forderung nach sofortigen Zinssenkungen zeigen die Fed-Protokolle: Nur wenige Beamte befürworten eine Lockerung beim nächsten Treffen Ende Juli.
Am Mittwoch stehen entscheidende Wirtschaftsdaten an, die die Marktrichtung bestimmen könnten. Der Erzeugerpreisindex (PPI) und die Rohölbestände werden um 14:30 Uhr bzw. 16:30 Uhr deutscher Zeit veröffentlicht. Experten erwarten beim PPI einen Anstieg von 0,3 Prozent – ein weiterer Hinweis auf den wachsenden Inflationsdruck.
Internationale Auswirkungen nehmen zu
Die Handelskonflikte wirken sich längst über Nordamerika hinaus aus. In Europa bereitet sich Frankreich auf drastische Sparmaßnahmen vor, während die Regierung von Premierminister François Bayrou 43,8 Milliarden Euro einsparen will, um die Verschuldung zu bekämpfen. Das Haushaltsdefizit erreichte 2025 5,8 Prozent des BIP – fast das Doppelte des EU-Limits.
Auch in Entwicklungsländern zeigen sich die Auswirkungen. Der IWF warnt Äthiopien vor wachsenden Risiken für sein 3,4-Milliarden-Dollar-Hilfsprogramm, da die Geberunterstützung von 12 Prozent des BIP vor einem Jahrzehnt auf unter 4 Prozent gefallen ist.
Märkte suchen nach Stabilität
Die Unsicherheit an den Finanzmärkten bleibt hoch. Während die Wall Street gemischt auf die Inflationsdaten reagierte, bereiten sich Investoren auf weitere Volatilität vor. Die Kombination aus steigenden Preisen und handelspolitischen Spannungen könnte die Märkte noch monatelang beschäftigen.
Goldman Sachs prognostiziert monatliche Kern-Inflationsraten zwischen 0,3 und 0,4 Prozent in den kommenden Monaten, hauptsächlich durch zollbedingte Preisanstiege bei Elektronik, Autos und Bekleidung. Die Zeichen stehen auf Sturm – und die Märkte müssen sich auf weitere turbulente Zeiten einstellen.