Infineon steckt in einem Spannungsfeld: Auf der einen Seite drücken operative Schwächen und Probleme im Autogeschäft, auf der anderen Seite schürt eine neue Partnerschaft mit Lenovo die Hoffnung auf zusätzliche Wachstumsimpulse – vor allem im Bereich autonomes Fahren. Gleichzeitig wartet der Markt auf harte Zahlen, um zu beurteilen, ob der Konzern den nächsten Schritt aus der Seitwärtsphase schafft.
Heute notiert die Aktie bei rund 35,68 Euro und damit moderat unter dem jüngsten 52‑Wochen-Hoch von 38,80 Euro. Seit Jahresbeginn liegt der Titel mit knapp 14 % im Plus, bewegt sich charttechnisch aber weiter in einer breiten Spanne ohne klaren Trend.
Automotive-Deal mit Lenovo als strategischer Baustein
Am 16. Dezember haben Infineon und Lenovo eine intensivierte Zusammenarbeit im Bereich softwaredefinierter Fahrzeuge angekündigt. Kern der Kooperation ist der Einsatz von Infineons AURIX-Mikrocontrollern in den Domänencontrollern AD1 und AH1 von Lenovo.
Wichtige Eckpunkte der Partnerschaft:
- Integration der AURIX-Mikrocontroller in Lenovos AD1- und AH1-Controller
- Abdeckung von automatisierten Fahrfunktionen der Stufen Level 2 bis Level 4
- Fokus auf sichere, energieeffiziente und vernetzte Fahrzeugarchitekturen
Das Autogeschäft bleibt für Infineon von zentraler Bedeutung: Rund die Hälfte der Konzernerlöse stammt aus diesem Segment, der Marktanteil bei Automobil-Halbleitern liegt bei über 10 %. Kein Wunder, dass Kooperationen wie mit Lenovo als Bausteine gesehen werden, um die eigene Position im künftigen Markt für softwaredefinierte und zunehmend autonome Fahrzeuge zu sichern.
Charttechnik: Wichtige Marken im Blick
Trotz der positiven Impulse aus dem Automotive-Bereich bleibt das Chartbild gemischt. Am 19. Dezember wurde ein Long-Signal („Momentum Impuls“) generiert, doch die Aktie bewegt sich weiterhin in einer Seitwärtsrange.
Aktuell ergibt sich folgendes technisches Bild:
- Der Kurs liegt bei etwa 35,68 Euro
- Abstand zum 52‑Wochen-Hoch von 38,80 Euro: rund –8 %
- Abstand zum 52‑Wochen-Tief von 24,09 Euro: über +48 %
- Der Kurs notiert leicht über dem 50‑Tage-Durchschnitt von 34,94 Euro sowie rund 5 % über dem 200‑Tage-Durchschnitt von 33,92 Euro
- Der RSI (14 Tage) von 46,3 signalisiert weder Überkauf noch Überverkauf
Charttechnisch entscheidend bleibt der Widerstand im Bereich von 40,50 Euro. Ein klarer Ausbruch darüber würde aus Sicht von technischen Analysten Raum in Richtung 55 Euro eröffnen. Auf der Unterseite gilt eine Unterstützungszone um 30 Euro als zentrale Absicherungsmarke. Solange der Kurs zwischen diesen Marken pendelt, dominiert das neutrale Bild.
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Operative Schwächen und Kostendruck
Während strategische Kooperationen für positive Schlagzeilen sorgen, offenbaren die Zahlen operative Schwächen. Besonders sichtbar wird das in Österreich: Dort rutschte Infineon im abgelaufenen Geschäftsjahr von einem Gewinn von 151 Millionen Euro in einen Verlust von 48 Millionen Euro. Der Umsatz legte zwar leicht auf 4,76 Milliarden Euro zu, die Erträge blieben aber klar hinter dem Vorjahr zurück.
Als Ursachen werden mehrere Faktoren genannt:
- Nachfragestörung in Teilen der Automobilindustrie
- Schwächeres Konsumentengeschäft
- Anhaltende Probleme in der Fertigung
Um gegenzusteuern, fährt Infineon den Sparkurs. In Österreich wurden bereits 190 Stellen gestrichen; zum Ende des Geschäftsjahres beschäftigte der Konzern dort noch 5.790 Mitarbeiter. Diese Maßnahmen sollen die Profitabilität stabilisieren, unterstreichen aber zugleich den Druck, unter dem das operative Geschäft steht.
KI und Rechenzentren als Wachstumstreiber
Auf der anderen Seite setzt das Management große Hoffnungen auf das Geschäft mit Lösungen für Künstliche Intelligenz. Insbesondere Stromversorgungslösungen für Rechenzentren sollen in den kommenden Jahren eine zunehmend wichtige Rolle spielen.
Geplante Dimensionen:
- Stromversorgungslösungen für Rechenzentren sollen 2026 rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz beitragen
- Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2025 erzielte Infineon insgesamt etwa 14,7 Milliarden Euro Umsatz
Damit wäre das KI-nahe Rechenzentrumsgeschäft ein relevanter Baustein im Konzernportfolio, ohne die klassischen Kernbereiche wie Automotive zu ersetzen. Bewertungsmodelle von Simply Wall St kommen derzeit auf einen fairen Wert von 54,59 Euro je Aktie. Ausgehend vom aktuellen Kurs würde dies auf eine deutliche Unterbewertung hindeuten. Der durchschnittliche Analystenkonsens liegt mit 43,67 Euro allerdings deutlich niedriger, was eine vorsichtigere Sicht widerspiegelt.
Bewertung, Seitwärtsphase und der Blick auf Februar
Unterm Strich spiegelt der aktuelle Kursverlauf die Gemengelage aus Auto-Schwäche, KI-Hoffnungsfeldern und Kostendruck gut wider. Die Aktie notiert mit rund 2 % über dem 50‑Tage-Durchschnitt und gut 5 % über dem 200‑Tage-Durchschnitt – ein Hinweis auf einen moderat intakten Aufwärtstrend, der zuletzt aber an Dynamik verloren hat. Auf Sicht von zwölf Monaten liegt das Plus bei gut 12 %, in den vergangenen 30 Tagen bei rund 8,5 %, während die 7‑Tage-Bilanz leicht negativ ist.
Der nächste klare Fundamentaltreiber steht bereits fest: Am 4. Februar 2026 legt Infineon die nächsten Quartalszahlen vor. Dann dürfte sich zeigen, ob die Sparmaßnahmen greifen, das Autogeschäft sich stabilisiert und das KI-geschäft tatsächlich an Fahrt gewinnt. Gelingt es dem Konzern, hier überzeugende Fortschritte zu präsentieren, rückt auch ein Angriff auf die charttechnische Schlüsselzone um 40,50 Euro wieder in Reichweite.
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