Infineon hat stillschweigend sein Aktienrückkaufprogramm abgeschlossen – 750.000 Aktien für Mitarbeiterprogramme, fertig. Doch während der Halbleiterriese routinemäßig seine Hausaufgaben erledigt, brennt an anderer Stelle die Luft: Die Automobilsparte schwächelt, das Geschäftsjahr enttäuschte mit Umsatzrückgang. Kann ausgerechnet das KI-Datacenter-Geschäft die Wende bringen? Infineon jedenfalls setzt massiv darauf – und verdreifacht kurzerhand die Umsatzprognose für 2026.
1,5 Milliarden Euro KI-Wette: Rettungsanker oder Luftschloss?
Die Zahlen klingen ambitioniert: Statt ursprünglich erwarteter 500 Millionen Euro soll das AI-Datacenter-Geschäft nun satte 1,5 Milliarden Euro Umsatz im laufenden Geschäftsjahr 2026 einbringen. CEO Jochen Hanebeck begründet den Optimismus mit „rasant steigenden globalen Investitionen in KI-Infrastruktur“. Bis 2030 soll der adressierbare Markt auf 8 bis 12 Milliarden Euro explodieren.
Die Kernfakten zum KI-Vorstoß:
- Umsatzprognose für AI-Datacenter-Lösungen verdreifacht auf 1,5 Mrd. Euro (FY2026)
- Adressierbarer Markt bis Ende des Jahrzehnts: 8-12 Mrd. Euro
- Fokus auf Stromversorgungslösungen für KI-Rechenzentren
- Gegenwind aus klassischen Geschäftsfeldern soll kompensiert werden
Doch die Frage bleibt: Reicht das, um die Schwäche im Kerngeschäft aufzufangen? Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2025 sank der Gesamtumsatz um 2 Prozent auf 14,66 Milliarden Euro. Die Segment-Ergebnis-Marge lag bei soliden 17,5 Prozent, doch der Free Cashflow rutschte durch die Marvell-Übernahme auf minus 1,05 Milliarden Euro.
Automotive gibt Gas – aber zu langsam?
Das wichtigste Segment Automotive legte im vierten Quartal immerhin um 3 Prozent auf 1,92 Milliarden Euro zu. Smart Power, Mikrocontroller und E-Mobilitätslösungen trieben das Wachstum. Die Marge verbesserte sich auf 22,4 Prozent. Klingt solide – doch für einen Konzern, der sich als führender Automotive-Chiplieferant positioniert, wirkt das Tempo bescheiden. Die globale Elektrifizierung stockt, traditionelle Autobauer kämpfen mit Überkapazitäten.
Analysten erwarten für 2026 einen Konzernumsatz von 15,6 Milliarden Euro – ein Plus von 6,6 Prozent. Das Gewinn-je-Aktie-Schätzung liegt bei 1,29 Euro, deutlich unter den 1,39 Euro des Vorjahres. Das durchschnittliche Kursziel von 43,34 Euro lässt Luft nach oben – theoretisch.
Rückkauf als Stabilitätsanker
Das nun abgeschlossene Share Buyback Programm war mit 24,78 Millionen Euro eher symbolischer Natur. Der Durchschnittspreis von 33,04 Euro liegt exakt im aktuellen Handelsbereich – die Aktie pendelt bei rund 33 Euro und damit deutlich unter dem 52-Wochen-Hoch von 38,80 Euro vom Februar 2025. Die 750.000 zurückgekauften Aktien dienen ausschließlich Mitarbeiterprogrammen, ein klassisches Verwaltungsmanöver ohne strategische Signalwirkung.
Für das Geschäftsjahr 2025 bleibt die Dividende bei 0,35 Euro je Aktie – Kontinuität statt Euphorie. Die Hauptversammlung im Februar 2026 dürfte das abnicken.
Infineon balanciert zwischen solider Basis und unsicheren Wachstumswetten. Ob die KI-Offensive die erhoffte Dynamik bringt oder sich als überzogene Prognose entpuppt, zeigt sich in den kommenden Quartalen. Bis dahin bleibt die Aktie ein Spiel auf Geduld – und darauf, dass die Hyperscaler ihre Rechenzentren schneller ausbauen als Infineons Konkurrenten ihre Produktionskapazitäten.
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