Lou Gerstner ist tot – der Manager, der IBM in den 1990er-Jahren vor der Zerschlagung bewahrte und den Konzern strategisch neu ausrichtete. Für viele gilt sein Turnaround als Lehrstück moderner Unternehmensführung. Was bedeutet sein Tod für ein IBM, das heute wieder im Umbau steckt – diesmal rund um Cloud und Künstliche Intelligenz?
Gerstners Wendepunkt für IBM
Als Gerstner 1993 an die Spitze von IBM kam, stand der Technologiekonzern unter massivem Druck. Das Geschäft schrumpfte, Wettbewerber setzten IBM zu, intern wurde ernsthaft über eine Aufspaltung in mehrere Unternehmen diskutiert. Arvind Krishna, heutiger CEO, nennt Gerstners Entscheidung, IBM als integrierten Konzern zu erhalten, rückblickend „die folgenreichste Entscheidung in der modernen Geschichte von IBM“.
Gerstner stellte die Unternehmenskultur radikal um. Aus seiner Sicht war IBM zu sehr mit sich selbst beschäftigt – mit Strukturen, Prozessen, Hierarchien –, statt die Kundenprobleme in den Mittelpunkt zu stellen. Berühmt wurde eine Szene aus seinen Anfangstagen: Er unterbrach eine lange interne Präsentation mit den Worten „Let’s just talk“ und setzte damit ein klares Signal gegen lähende Bürokratie.
Unter seiner Führung wandelte sich IBM von einem stark hardwaregetriebenen Anbieter, der mit Branchenbrüchen kämpfte, zu einem Dienstleistungs- und Lösungsanbieter. Zentrales Prinzip: Kunden wollen integrierte Lösungen, nicht eine Sammlung einzelner Technologiebausteine. Dieser Fokus auf Services und komplette Lösungspakete brachte IBM zurück in die Erfolgsspur und legte den Grundstein für die Rolle des Konzerns im Enterprise- und Servicegeschäft.
Karriere weit über IBM hinaus
Schon vor seinem Wechsel nach Armonk zählte Gerstner zu den profiliertesten Top-Managern seiner Generation. Er stieg früh zum Partner bei McKinsey auf, wechselte dann als Präsident zu American Express und übernahm später den CEO-Posten beim Lebensmittel- und Tabakkonzern RJR Nabisco. In allen Stationen stand er für Restrukturierung, strategische Neuausrichtung und die Fähigkeit, komplexe Organisationen zu drehen.
Nach seinem Abschied von IBM im Jahr 2002 blieb Gerstner wirtschaftlich und gesellschaftlich sichtbar. Er wurde Chairman der Private-Equity-Gruppe Carlyle und prägte damit auch die Finanzbranche. Parallel engagierte er sich verstärkt philanthropisch, vor allem in Bildung und biomedizinischer Forschung.
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Gerstner stammte von Long Island, studierte an Dartmouth College und erwarb seinen MBA an der Harvard Business School. Persönlich galt seine Bindung an die Familie als prägend; sein Sohn Louis Gerstner III war bereits vor ihm verstorben.
IBM heute: Starkes Momentum, neue Agenda
Der Tod Gerstners fällt in eine Phase, in der IBM strategisch wieder klar Position bezieht – diesmal rund um Daten, Cloud und Generative AI. Anfang Dezember kündigte das Unternehmen die geplante Übernahme von Confluent für 11 Milliarden US-Dollar an. Ziel ist der Aufbau einer „Smart Data Platform“ für generative KI im Unternehmenseinsatz, also eine Datenbasis, die KI-Anwendungen in großen Organisationen effizient und sicher versorgt.
Laut jüngstem Quartalsbericht liegt das KI-bezogene Geschäft von IBM inzwischen bei mehr als 9,5 Milliarden US-Dollar. In Q3 2025 meldete der Konzern eine Beschleunigung in allen Segmenten. Die Prognose für das Gesamtjahr wurde angehoben: Das Umsatzwachstum soll bei über 5 % (konstanten Wechselkursen) liegen, der freie Cashflow bei rund 14 Milliarden US-Dollar.
An der Börse spiegelt sich dieses Bild in einem klaren Aufwärtstrend wider. Die Aktie schloss am Freitag bei 305,09 US-Dollar und markierte damit ein neues 52‑Wochen-Hoch; seit Jahresbeginn summiert sich das Plus auf gut über 40 %.
Ein Erbe mit Wirkung in die Zukunft
IBM will im neuen Jahr eine Veranstaltung durchführen, um Lou Gerstners Lebenswerk und seinen Beitrag zum Unternehmen zu würdigen. CEO Arvind Krishna sprach den Angehörigen – seiner Frau Robin, seiner Tochter Elizabeth, seinen Enkeln und der erweiterten Familie – sowie den vielen Weggefährten weltweit sein Beileid aus.
Für IBM bleibt Gerstners Kapitel mehr als nur Unternehmensgeschichte. Sein Ansatz, ein komplexes Technologieunternehmen über klare Kundenorientierung, integrierte Lösungen und kulturellen Wandel zu drehen, bildet bis heute den Referenzrahmen – gerade jetzt, da IBM sich mit großen Zukäufen und einer wachsenden KI-Sparte erneut strategisch neu aufstellt.
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