Hims & Hers sieht sich derzeit mit einem gefährlichen Cocktail aus politischen Risiken und aggressiven Wachstumsplänen konfrontiert. Während die Einführung des „SAFE Drugs Act“ in den USA das Geschäftsmodell mit zusammengestellten Medikamenten ins Visier nimmt, versucht das Unternehmen mit internationaler Expansion gegenzusteuern. Anleger müssen nun abwägen: Wie schwer wiegt die drohende Regulierung im Vergleich zu den langfristigen Chancen?
Politischer Gegenwind belastet
Der Hauptgrund für die aktuelle Verunsicherung und den Kursrückgang von über 7 Prozent in den letzten sieben Tagen ist der „SAFE Drugs Act of 2025“. Dieser von US-Abgeordneten eingebrachte Gesetzentwurf zielt darauf ab, die Herstellung sogenannter „Compounded Drugs“ – also individuell zusammengestellter Medikamente – stark einzuschränken.
Für Hims & Hers trifft dies einen Nerv: Das Unternehmen hat sein massives Wachstum im Bereich der Gewichtsabnahme maßgeblich auf zusammengestellte GLP-1-Präparate (wie Semaglutid) aufgebaut. Der Markt reagierte empfindlich auf die Nachricht, da das Gesetz diese Praxis als ungetestet brandmarkt und einschränken will. Sollte der Entwurf den Gesetzgebungsprozess passieren, wäre ein zentraler Umsatztreiber in Gefahr.
Expansion und Aktienrückkäufe als Antwort
Das Management bleibt angesichts des Drucks nicht untätig und setzt auf Diversifizierung. Um die Abhängigkeit vom US-Markt und rein pharmazeutischen Risiken zu verringern, wurden zwei strategische Meilensteine bestätigt: Der offizielle Markteintritt in Kanada und der Start eines umfassenden Abnehmprogramms in Großbritannien. Zudem soll die Übernahme von YourBio Health, einem Spezialisten für schmerzfreie Blutentnahme, das Geschäft stärker in Richtung technologisch gestützte Diagnostik lenken.
Finanziell sendet die Führungsetage ebenfalls ein Signal der Zuversicht. Ein genehmigtes Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 250 Millionen Dollar soll den Kurs stützen und unterstreicht den Glauben an den inneren Wert des Unternehmens. Die Aktie handelt derzeit rund 55 Prozent unter ihrem 52-Wochen-Hoch, was das Management offenbar als günstige Gelegenheit für Rückkäufe wertet.
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Analysten und Insider uneins
Die Stimmung an der Wall Street ist gespalten, neigt aber zu vorsichtigem Optimismus bezüglich der Bewertung. Analysten von Barclays sehen mit einem Kursziel von 48 Dollar deutliches Aufwärtspotenzial, während BTIG sogar an einem Ziel von 85 Dollar festhält – vorausgesetzt, das Unternehmen kann die regulatorischen Klippen umschiffen.
Ein gemischtes Bild zeigen auch die Insider-Transaktionen. Während einige Verkäufe durch den CFO lediglich der Deckung von Steuerverpflichtungen dienten, wurden auf der anderen Seite auch Aktienpakete von Führungskräften akkumuliert. Dies spiegelt das aktuelle Spannungsfeld zwischen regulatorischer Angst und fundamentaler Überzeugung wider.
Die weitere Kursentwicklung hängt nun maßgeblich vom politischen Prozess in Washington ab. Investoren sollten den Fortschritt des SAFE Act in den Ausschüssen als primären Indikator betrachten. Ein Vorrücken des Gesetzentwurfs dürfte den Druck auf die Aktie aufrechterhalten, während ein Stocken oder Scheitern der Initiative angesichts der niedrigen Bewertung eine rasche Erholungsrallye auslösen könnte.
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