Das Telemedizin-Unternehmen Hims & Hers hatte sich als digitaler Disruptor im Gesundheitswesen positioniert – doch jetzt bekommt der Konzern die volle Wucht der Regulierungsbehörden zu spüren. Die FDA wirft dem Unternehmen vor, seine Abnehm-Medikamente mit irreführenden Behauptungen zu bewerben. Kann sich die Aktie von diesem regulatorischen Rückschlag erholen?
FDA greift hart durch
Die Gesundheitsbehörde FDA hat Hims & Hers in einem Warnschreiben scharf kritisiert. Der Vorwurf: Das Unternehmen bewirbt seine selbst zusammengemischten Semaglutid-Produkte mit „falschen oder irreführenden“ Aussagen auf der eigenen Website. Besonders problematisch sieht die FDA Formulierungen wie „derselbe Wirkstoff wie Ozempic und Wegovy“ sowie „klinisch bewiesene Inhaltsstoffe“.
„Zusammengemischte Arzneimittel sind nicht von der FDA zugelassen“, stellte die Behörde unmissverständlich klar. Die Behauptungen erweckten den falschen Eindruck, die Produkte seien identisch mit zugelassenen Medikamenten – obwohl das nicht der Fall ist.
Das Warnschreiben war Teil einer größeren Offensive: Im Rahmen von Trumps Executive Order gegen irreführende Arzneimittelwerbung verschickte die FDA rund 100 solcher Schreiben an verschiedene Pharma- und Telemedizin-Unternehmen.
Analysten bleiben gespalten
Trotz der regulatorischen Turbulenzen hält BTIG an seiner „Kaufen“-Empfehlung fest. Mit einem Kursziel von 85 Dollar sieht die Investmentbank immer noch rund 50 Prozent Aufwärtspotenzial. Die Begründung: Das Abonnenten-Wachstum außerhalb der Abnehm-Medikamente und die Expansion der Telemedizin-Dienste böten weiterhin starke Wachstumstreiber.
Der Analystenkonsens zeigt sich deutlich vorsichtiger. 13 Experten bewerten die Aktie im Durchschnitt mit „Halten“ und einem Kursziel von nur 48,67 Dollar.
15 Tage für die Antwort
Hims & Hers hat nun 15 Werktage Zeit, auf das FDA-Schreiben zu reagieren. Das Unternehmen muss entweder die beanstandeten Verstöße beheben oder nachweisen, dass die Produkte nicht gegen Bundesgesetze verstoßen. Scheitert dieser Nachweis, drohen rechtliche Konsequenzen bis hin zu Beschlagnahmungen und einstweiligen Verfügungen.
Unternehmenssprecher Javier Lacayo betonte, man freue sich darauf, „mit der FDA zusammenzuarbeiten, um alle Bedenken auszuräumen“. Die Abnehm-Medikamente würden in „branchenführenden Einrichtungen“ mit Inhaltsstoffen von FDA-regulierten Herstellern produziert und „rigorosen Qualitätsprüfungen“ unterzogen.
Milliardengeschäft unter Druck
Die regulatorischen Herausforderungen treffen Hims & Hers an einem neuralgischen Punkt: Abnehm-Medikamente generierten allein in der ersten Jahreshälfte 2025 Umsätze von 420 Millionen Dollar – ein erheblicher Teil des Geschäftsmodells. Bei 2,4 Millionen Abonnenten könnten Einschränkungen das künftige Wachstum deutlich belasten.
Dabei läuft das operative Geschäft weiterhin rund: Der Umsatz im zweiten Quartal 2025 kletterte um 73 Prozent auf 544,8 Millionen Dollar, der Nettogewinn verdreifachte sich auf 42,5 Millionen Dollar.
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