Die Telemedizin-Plattform Hims & Hers macht einen radikalen Schwenk: Statt nur verschreibungspflichtige Medikamente zu vertreiben, drängt das Unternehmen jetzt massiv in die präventive Gesundheitsvorsorge. Mit „Labs“ lanciert der New Yorker Konzern einen Bluttest-Service im Abo-Modell – und zielt damit auf einen Milliardenmarkt. Kann das funktionieren?
Von der Pille zum Präventions-Imperium
Am 13. November stellte CEO Andrew Dudum das neue Geschäftsfeld vor: Zwei Abo-Pakete für regelmäßige Bluttests mit umfassender Biomarker-Analyse. Die Botschaft ist klar: „Wirklich transformative, präventive Medizin war für viel zu viele Menschen viel zu lange unerreichbar“, so Dudum. Mit Labs will Hims & Hers das ändern.
Das Basispaket kostet 199 Dollar jährlich und umfasst einen Bluttest mit 50 Biomarkern. Wer tiefer einsteigen will, zahlt 499 Dollar für zwei Tests pro Jahr mit über 120 Biomarkern. Beide Pakete liefern ärztlich entwickelte Aktionspläne und personalisierte Behandlungsempfehlungen – sofern medizinisch sinnvoll.
Die Infrastruktur dahinter ist solide: Über Partnerschaften mit Quest Diagnostics und anderen Labornetzwerken können Kunden an mehr als 1.000 Standorten landesweit Blut abnehmen lassen. Das verschafft Skalierungsvorteile und sichert Qualitätsstandards.
Finanzielle Stärke trifft auf Marktvolatilität
Der Vorstoß kommt aus einer Position der Stärke: Im dritten Quartal 2025 steigerte Hims & Hers den Umsatz um 49 Prozent auf 599 Millionen Dollar. Die Zahl der Abonnenten kletterte auf knapp 2,5 Millionen – ein Plus von 21 Prozent im Jahresvergleich. Der Nettogewinn lag bei 16 Millionen Dollar, das bereinigte EBITDA bei über 78 Millionen.
Doch die Prognose für das Gesamtjahr wurde leicht eingeengt: Hims & Hers erwartet nun Erlöse zwischen 2,335 und 2,355 Milliarden Dollar. Das bereinigte EBITDA soll zwischen 307 und 317 Millionen Dollar landen. Diese Vorsicht spiegelt die aktuellen Herausforderungen im umkämpften Telemedizin-Sektor wider.
Der Weg zur datengesteuerten Gesundheitsplattform
Mit Labs positioniert sich Hims & Hers nicht mehr nur als Versandapotheke für spezifische Leiden, sondern als ganzheitliche Gesundheitsplattform. Chief Medical Officer Dr. Pat Carroll betont: „Laborbefunde stehen im Zentrum medizinischer Entscheidungen in der Primärversorgung – und wir machen sie einfacher, persönlicher und handlungsrelevanter.“
Das Unternehmen plant bereits weitere Ausbaustufen: Heimtest-Geräte, zusätzliche Biomarker für Knochen- und Gehirngesundheit sowie erweiterte Diagnostik für chronische Erkrankungen stehen auf der Roadmap.
Allerdings gibt es Einschränkungen: Der Service ist nicht in allen 50 Bundesstaaten verfügbar und erfordert die Genehmigung durch einen Arzt. Diese regulatorischen Hürden könnten das Rollout verzögern und den Erfolg dämpfen.
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