Die globalen Finanzmärkte stehen vor einem tiefgreifenden Wandel. Während US-Präsident Donald Trump seine handelspolitische Agenda vorantreibt und neue Handelsabkommen mit wichtigen Partnern aushandelt, reagieren institutionelle Anleger mit drastischen Umschichtungen in ihren Portfolios. Besonders bemerkenswert: Hedgefonds verkaufen Technologieaktien im größten Ausmaß seit über einem Jahr – ausgerechnet zu einer Zeit, in der die Indizes neue Allzeithochs erreichen.
Hedgefonds verlassen massenhaft Tech-Sektor
Das Ausmaß der Kapitalflucht aus Technologiewerten ist beeindruckend. Laut Goldman Sachs verkauften Hedgefonds weltweit Tech-Aktien im schnellsten Tempo seit Juli 2024. Dabei handelt es sich nicht primär um Leerverkäufe, sondern hauptsächlich um die Auflösung bestehender Long-Positionen. Betroffen sind sämtliche Bereiche des Technologiesektors – von Halbleiterunternehmen über Softwarefirmen bis hin zu IT-Dienstleistern.
Die Ironie dieser Entwicklung liegt im Timing. Der S&P 500, dessen zehn größte Unternehmen sieben Technologiekonzerne umfassen, ist seit seinem Jahrestief um etwa 28 Prozent gestiegen. Der technologielastige Nasdaq Composite legte sogar um 38 Prozent zu. Das Forward-Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 steht mit 23,11 auf einem Fünfmonatshoch – ein deutlicher Hinweis auf die hohen Bewertungen am Markt.
Gleichzeitig positionieren sich Hedgefonds defensiver. Bereits zum vierten Mal in Folge kauften sie verstärkt Aktien von Konsumgüterherstellern – Unternehmen, die Produkte des täglichen Bedarfs verkaufen und als weniger konjunktursensibel gelten. Nahrungsmittel-, Getränke- und Körperpflegeartikel-Hersteller stehen dabei im Fokus der Käufe.
US-EU-Handelsabkommen sorgt für Entspannung
Das Wochenende brachte eine entscheidende Entwicklung für die globalen Märkte. Die USA und die Europäische Union einigten sich auf ein weitreichendes Handelsabkommen, das eine massive Eskalation der Handelsspannungen verhindert. Statt der ursprünglich drohenden 30-prozentigen Zölle müssen EU-Unternehmen nun mit 15-prozentigen Abgaben auf ihre Exporte in die USA rechnen.
Der Deal umfasst jedoch deutlich mehr als nur Zollfragen. Die EU verpflichtete sich zu Energiekäufen im Wert von 750 Milliarden US-Dollar und zu Investitionen von 600 Milliarden US-Dollar in der amerikanischen Wirtschaft. Zusätzlich werden europäische Märkte für US-Unternehmen geöffnet und der Kauf von US-Militärausrüstung intensiviert.
Europäische Aktienindizes reagierten positiv auf die Einigung. Der STOXX 600 legte zu Handelsbeginn um 0,7 Prozent zu, während der Euro gegenüber dem US-Dollar um 0,3 Prozent nachgab. Capital Economics warnt jedoch vor den mittelfristigen Folgen: Trotz der Entspannung dürfte das Abkommen das Wachstum in der Eurozone um etwa 0,5 Prozent reduzieren, da die durchschnittliche Zollbelastung von 1,2 auf 17 Prozent steigt.
Inflationssorgen trüben Ausblick
Während die Märkte kurzfristig aufatmen, mehren sich die Sorgen über längerfristige Inflationseffekte der Handelspolitik. RBC Capital Markets warnt eindringlich davor, die Auswirkungen von Zöllen auf die Preisentwicklung zu unterschätzen. Viele Unternehmen hätten im zweiten Quartal zwar noch gut mit den Handelsbarrieren umgehen können, doch die eigentlichen Kostensteigerungen würden erst in der zweiten Jahreshälfte sichtbar werden.
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Unternehmen wie Otis, Genuine Parts, Deckers und Tractor Supply haben bereits angekündigt, dass zollbedingte Preisanpassungen erst im weiteren Jahresverlauf greifen werden. Besonders bedenklich: Konsumgüterkonzerne wie O’Reilly Automotive äußern Bedenken darüber, wie Verbraucher auf breite Preiserhöhungen reagieren könnten.
Diese Entwicklung könnte die Federal Reserve vor ein Dilemma stellen. Während die Märkte auf Zinssenkungen hoffen, warnen Experten, dass die Zentralbank bei steigenden Inflationsrisiken vorsichtig agieren müsse. Die anhaltenden Spannungen zwischen dem Weißen Haus und Fed-Chef Jerome Powell verschärfen die Unsicherheit zusätzlich.
Globale Zentralbanken unter Druck
Die handelspolitischen Verwerfungen setzen Zentralbanken weltweit unter Druck. Während die philippinische Notenbank trotz US-Zöllen von 19 Prozent weiterhin zwei Zinssenkungen in diesem Jahr plant, zeigen sich andere Institute vorsichtiger. Malaysias Zentralbank senkte bereits ihre Wachstumsprognose von 4,5-5,5 auf 4,0-4,8 Prozent und verwies explizit auf handelspolitische Unsicherheiten.
Bemerkenswert ist die Aussage des philippinischen Notenbankchefs Eli Remolona zur Unabhängigkeit der Zentralbanken: „Überall dort, wo die Zentralbank ihre Unabhängigkeit verliert, führt das unabhängig von der Fiskalpolitik zu hoher Inflation." Diese Warnung dürfte auch an die Adresse Washingtons gerichtet sein, wo Trump weiterhin Druck auf die Fed ausübt.
Die Bank of Japan steht vor besonders komplexen Entscheidungen. Das neue Handelsabkommen reduziert zwar wirtschaftliche Unsicherheiten und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Japan sein Inflationsziel erreicht. Gleichzeitig wächst die Spekulation über einen Rücktritt von Ministerpräsident Ishiba, was zu expansiverer Fiskalpolitik führen könnte.
Ausblick: Zwischen Optimismus und Vorsicht
Die kommenden Tage werden entscheidend für die weitere Marktentwicklung. Mit dem 1. August naht Trumps selbst gesetzte Deadline für neue Handelsabkommen. Während die EU-USA-Einigung Entspannung bringt, laufen parallel Verhandlungen zwischen den USA und China in Stockholm. Berichte deuten darauf hin, dass beide Seiten ihren Zollwaffenstillstand um weitere 90 Tage verlängern könnten.
Für Anleger bleibt die Lage ambivalent. Einerseits haben die jüngsten Handelsabkommen das Risiko einer vollständigen Eskalation deutlich reduziert. Andererseits zeigen die Portfolioumschichtungen der Hedgefonds, dass professionelle Investoren bereits jetzt auf defensivere Strategien setzen. Die Bewertungen am US-Aktienmarkt sind nach Einschätzung von Lombard Odier Investment Managers bereits 30 Prozent höher als der Zehnjahresdurchschnitt – ein Warnsignal für überhitzte Märkte.
Die Kombination aus hohen Bewertungen, steigenden Inflationsrisiken und anhaltender handelspolitischer Unsicherheit könnte die Märkte in der zweiten Jahreshälfte vor erhebliche Herausforderungen stellen. Während kurzfristig die Handelsabkommen für Stabilität sorgen, bleibt die fundamentale Frage offen: Wie nachhaltig ist die aktuelle Markteuphorie angesichts der strukturellen Veränderungen in der Weltwirtschaft?
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