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Handelskrieg verschärft sich: Zentralbanken zögern

Globale Handelsunsicherheit führt zu vorsichtiger Geldpolitik. Zentralbanken verschieben Zinsanpassungen, während Märkte auf Verhandlungserfolge hoffen.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Japanische Notenbank könnte Zinserhöhungen verschieben
  • Australische RBA überrascht mit Leitzins-Halte
  • Chinas Kapitalmarktöffnung für ausländische Anleihen
  • Israelische Rüstungsexporte auf Rekordniveau

Die globale Handelspolitik erreicht eine neue Eskalationsstufe. Während US-Präsident Donald Trump seine Zolldrohungen auf 25 Prozent für Japan und Südkorea anhob, reagieren die Zentralbanken weltweit mit unerwarteter Vorsicht. Der neue Stichtag 1. August lässt zwar noch Verhandlungsraum, doch die Unsicherheit bremst bereits geldpolitische Entscheidungen aus.

Zentralbanken im Wartezustand

Die Bank of Japan könnte ihre Zinserhöhungen bis 2026 verschieben, warnen Analysten von Capital Economics. Ein schneller Handelsdeal zwischen Tokio und Washington würde der japanischen Notenbank genug Spielraum für eine Zinsanhebung im Oktober geben. "Aber jede weitere Verzögerung der Verhandlungen oder ein Abkommen mit drastischeren Zollerhöhungen würde die BOJ wahrscheinlich dazu bewegen, eine Straffung bis zum nächsten Jahr zu verschieben", so die Experten.

Ähnlich überraschend zeigte sich die Reserve Bank of Australia. Entgegen den Markterwartungen ließ sie den Leitzins bei 3,85 Prozent unverändert, obwohl ein Schnitt um 25 Basispunkte fest eingepreist war. Die Mehrheit des Vorstands votierte für Abwarten, bis mehr Klarheit über die Inflationsentwicklung und die Handelsrisiken herrscht.

Märkte zwischen Hoffnung und Realität

Die Aktienmärkte zeigen sich gespalten. Während Goldman Sachs seine Prognosen für den S&P 500 auf 6.900 Punkte anhob und eine 11-prozentige Jahresrendite erwartet, reagierten die asiatischen Börsen zunächst verhalten. Japans Nikkei drehte nach anfänglichen Verlusten ins Plus, als Trump seine Zolldrohung als "fest, aber nicht 100 Prozent fest" bezeichnete.

Der australische Dollar sprang nach der RBA-Entscheidung um 0,8 Prozent, da die Märkte auf einen sicheren Zinssatz gesetzt hatten. Auch der US-Dollar festigte sich gegen Yen und Won, was den großen Aktienindizes in Japan und Südkorea Auftrieb gab.

Chinas strategische Öffnung

Inmitten der Handelsturbulenzen erwägt China eine Verdopplung seines "Southbound"-Kanals für Anleiheninvestitionen auf eine Billion Yuan. Erstmals sollen auch Nicht-Bank-Finanzinstitute Zugang erhalten, was chinesischen Investoren deutlich mehr Möglichkeiten beim Kauf ausländischer Anleihen über die Hongkonger Börse eröffnet.

Der Schritt zeigt Pekings Bemühungen, die Kapitalströme zu stärken und den internationalen Status des Yuan zu fördern. Zentralbankchef Pan Gongsheng hatte erst im vergangenen Monat die Entwicklung eines multipolaren Währungssystems gefordert.

Rüstungstechnologie als Hoffnungsträger

Abseits der Handelskonflikte profitiert Israels Verteidigungsbranche von der veränderten Sicherheitslage. Mehr als ein Drittel aller bei Startup Nation Central registrierten Defense-Tech-Startups entstanden seit dem 7. Oktober 2023. Die Exporte israelischer Rüstungsgüter erreichten 2024 einen Rekordwert von 14,8 Milliarden Dollar, wobei über 50 Prozent nach Europa gingen.

Reservisten wie Zach Bergerson entwickeln innovative Lösungen direkt aus der Kampferfahrung. Sein Startup SkyHoop, das Soldaten vor Drohnenangriffen warnt, führt bereits Gespräche mit dem US-Verteidigungsministerium.

Ausblick: Volatilität als neue Normalität

Die kommenden Wochen dürften geprägt sein von Verhandlungen und Marktreaktionen. Während die EU vorerst verschont bleibt und noch diese Woche einen Deal anstrebt, hängt das Schicksal der asiatischen Märkte vom Ausgang der Gespräche ab. Goldman Sachs sieht trotz der Unsicherheit weniger Zoll-Durchlässigkeit als erwartet und prognostiziert eine graduelle Anpassung der Großunternehmen.

Die Zentralbanken bleiben in der Defensive. Mit Inflation über den Zielvorgaben und Handelsunsicherheit prägen Vorsicht und Abwarten die Geldpolitik. Die nächsten Entscheidungen könnten bis ins neue Jahr hinein von den Handelsverhandlungen abhängen.

Andreas Sommer

Mit über 40 Jahren Erfahrung im Bankwesen und Börsenjournalismus gehöre ich zu den etablierten Analysten im deutschsprachigen Raum. Nach mehr als zehn Jahren als Wertpapierberater bei der Deutschen Bank spezialisierte ich mich seit dem Börsencrash 1987 auf technische Analyse und charttechnische Methoden.

Als ehemaliger Chefredakteur mehrerer Börsenpublikationen entwickelte ich den "Aktienführer Neuer Markt" mit und führe heute einen Börsendienst, der sich auf wachstumsstarke Unternehmen fokussiert. Mein wöchentliches Markt-Barometer analysiert systematisch DAX, Dow Jones, Ölpreis, Währungen und Marktstimmung, um präzise Orientierung zu bieten.

Die Ergebnisse sprechen für sich: Leser meines Börsendienstes erzielten über zwei Jahrzehnte einen durchschnittlichen Depotzuwachs von +576%. Meine rechtzeitigen Warnungen vor dem Crash 2008 halfen vielen Anlegern, Verluste zu minimieren.

Heute teile ich meine Expertise durch den Newsletter "Chartanalyse-Trends", den Börsendienst "Momentum Trader", Vorträge auf Messen wie der Invest Stuttgart sowie YouTube-Videos. Mein "Timing is Money"-Ansatz identifiziert optimale Ein- und Ausstiegszeitpunkte für Aktien, Gold, Kryptowährungen und weitere Anlageklassen.