Die internationalen Märkte stehen unter Druck: Während die USA ihre Handelspolitik verschärfen und neue Zölle androhen, schwächelt das Wachstum in wichtigen Volkswirtschaften weltweit. Die Unsicherheit über künftige Handelsbeziehungen belastet bereits jetzt die Konjunktur – von Chinas Dienstleistungssektor bis zu Australiens Exportwirtschaft.
Chinas Dienstleistungssektor verliert an Schwung
Chinas Dienstleistungssektor wächst so langsam wie seit neun Monaten nicht mehr. Der Caixin Services PMI fiel im Juni auf 50,6 Punkte – deutlich unter den Erwartungen von 51,0 Punkten. Besonders problematisch: Die Exportaufträge gingen den zweiten Monat in Folge zurück, und zwar so stark wie seit Dezember 2022 nicht mehr.
"Die externe Situation bleibt schwierig und komplex, mit zunehmenden Unsicherheiten", warnt Wang Zhe von der Caixin Insight Group. Das Problem der unzureichenden Nachfrage im Inland sei noch nicht grundlegend gelöst worden.
Während Chinas Regierung auf einen Handelsrahmen mit den USA setzt, rechnen Experten damit, dass die amerikanischen Zölle auf historisch hohem Niveau bleiben werden. Dies zwingt chinesische Unternehmen dazu, entweder neue Märkte zu erschließen oder die Inlandsnachfrage zu stärken.
Australien spürt die Folgen der schwächelnden China-Nachfrage
Die Auswirkungen der chinesischen Konjunkturschwäche zeigen sich bereits bei Australiens Handelspartnern. Der Handelsüberschuss des Landes brach im Mai auf 2,24 Milliarden australische Dollar ein – den niedrigsten Stand seit November 2019. Erwartet worden waren 5,08 Milliarden Dollar.
Hauptgrund für den Einbruch: Die Exporte von Metallerzen und Mineralien nach China gingen um 2,7 Prozent zurück. Gleichzeitig stiegen die Importe um 3,8 Prozent, angetrieben durch eine starke Nachfrage nach Investitionsgütern.
Dollar schwächelt vor wichtigen Arbeitsmarktdaten
An den Devisenmärkten sorgen die Handelsspannungen für Nervosität. Der Dollar-Index steht nahe seinem tiefsten Stand seit dreieinhalb Jahren bei 96,7 Punkten. Die Ankündigung eines Handelsabkommens zwischen den USA und Vietnam konnte nur kurzzeitig für Optimismus sorgen.
Besonders brisant: Das Vietnam-Abkommen sieht Zölle von 20 Prozent auf vietnamesische Waren und 40 Prozent auf Transitwaren aus Drittländern vor. "Dies ist ein klares Signal dafür, dass globale Lieferketten umgestaltet werden und weitere Störungen bevorstehen könnten", analysiert Charu Chanana von Saxo.
Eurozone und Japan zeigen gemischte Signale
Während Irlands Dienstleistungssektor im Juni deutlich an Schwung verlor und der PMI auf 51,5 Punkte fiel, entwickelt sich Japan stabiler. Der japanische Services-PMI stieg auf 51,7 Punkte, und das Geschäftsvertrauen erreichte ein Vier-Monats-Hoch.
Dennoch warnt Annabel Fiddes vom Marktforschungsunternehmen S&P Global: "Marktvertrauen und Handelsbedingungen bleiben gedämpft, teilweise aufgrund anhaltender Unsicherheit über US-Zölle."
Fed unter politischem Druck
Die angespannte Handelssituation setzt auch die US-Notenbank unter Druck. Präsident Trump forderte Fed-Chef Jerome Powell erneut zum Rücktritt auf und kritisierte ihn als "zu spät" bei Zinssenkungen. Powell argumentiert hingegen, dass Trumps Handelszölle die Inflation anheizen könnten – was Zinssenkungen erschwere.
Der Druck auf die Fed steigt, zumal private Arbeitsplätze im Juni erstmals seit über zwei Jahren zurückgingen. Händler sehen nun eine 25-prozentige Chance für eine Zinssenkung bereits im Juli.
Ausblick: Unsicherheit bleibt bestimmend
Die globale Wirtschaft steht vor einem Wendepunkt. Die angekündigten US-Zölle mit Stichtag 9. Juli könnten weitere Verwerfungen auslösen. Während einige Länder wie Vietnam vorauseilend Handelsabkommen schließen, kämpfen andere mit den Folgen schwächelnder Nachfrage aus wichtigen Partnerländern.
Die Märkte dürften in den kommenden Wochen volatil bleiben, bis sich die neuen Handelsstrukturen etabliert haben. Anleger sollten sich auf weitere Überraschungen einstellen – die Ära stabiler Handelsbedingungen scheint vorerst vorbei zu sein.