Die Weltmärkte erleben einen fundamentalen Strukturwandel, der von geopolitischen Spannungen bis hin zu neuen Regulierungsansätzen reicht. Während China seine Kreditpraktiken überdenkt, kämpfen Zentralbanken mit Inflationserwartungen und Unternehmen navigieren durch ein zunehmend unsicheres Umfeld.
Chinas Kreditpolitik unter Druck
Eine umfassende Studie deckt problematische Praktiken in Chinas internationaler Kreditvergabe auf. Von insgesamt 911 Milliarden Dollar an öffentlichen Krediten an Entwicklungsländer sind 418 Milliarden Dollar durch Rohstoffeinnahmen und Bargeldeinlagen in chinesischen Banken besichert. Diese Praxis betrifft 57 Länder und schränkt deren finanzielle Handlungsfähigkeit erheblich ein.
"Chinesische Kreditgeber bevorzugen stark liquide Vermögenswerte, insbesondere Bargeldeinlagen in Bankkonten in China", erklärt Christoph Trebesch vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Die Einlagen können mehr als ein Fünftel der jährlichen Schuldendienst-Zahlungen einkommensschwacher Rohstoffexporteure ausmachen. Problematisch wird dies besonders bei Schuldenrestrukturierungen, wo diese besicherten Kredite die Verhandlungen verkomplizieren.
Inflationssorgen belasten Märkte
Parallel dazu zeigen sich in entwickelten Volkswirtschaften neue Inflationsrisiken. In Großbritannien stiegen die langfristigen Inflationserwartungen der Bevölkerung im Juni auf 4,3 Prozent – den höchsten Stand seit September 2022. Während die kurzfristigen Erwartungen auf 3,9 Prozent sanken, divergieren die Zeiträume zunehmend.
Diese Entwicklung beunruhigt Analysten von Citi: "Diese Serien divergieren weiterhin, was Fragen darüber aufwerfen könnte, wie gut langfristige Erwartungen verankert sind." Bei einer offiziellen Inflationsrate von 3,4 Prozent im Mai – deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel – prognostiziert die Bank of England einen weiteren Anstieg auf 3,7 Prozent bis September.
Unternehmen unter Druck
Der unsichere makroökonomische Hintergrund belastet bereits Unternehmen. General Mills senkte seine Jahresprognose deutlich und erwartet einen Gewinnrückgang von 10 bis 15 Prozent, während Analysten nur 4,8 Prozent erwartet hatten. CEO Jeff Harmening warnt: "Wir erwarten, dass das operative Umfeld volatil bleiben wird, da Verbraucher durch weit verbreitete Unsicherheit durch Zölle, globale Konflikte und sich ändernde Regulierungen unter Druck stehen."
Die Quartalserlöse von 4,56 Milliarden Dollar verfehlten knapp die Erwartungen von 4,59 Milliarden Dollar. Besonders der nordamerikanische Einzelhandelsbereich brach um 10 Prozent ein, was nur teilweise durch 12 Prozent Wachstum im Heimtierbereich ausgeglichen wurde.
Regulierungswelle erfasst Finanzmärkte
Gleichzeitig verstärken Regulierungsbehörden ihre Durchsetzungsmaßnahmen. Das US-Finanzministerium verhängte erstmals Sanktionen unter dem Fentanyl Sanctions Act gegen drei mexikanische Banken – CIBanco, Intercam Banco und Vector Casa de Bolsa. Diese Maßnahmen zielen auf Geldwäsche im Zusammenhang mit synthetischen Opioiden ab.
Auch die Federal Reserve gerät unter politischen Beschuss. Senatsmitglied Tim Scott kritisierte "Milliarden für luxuriöse Renovierungen" der Fed-Zentrale, während Fed-Chef Jerome Powell die Berichte als "irreführend und ungenau" zurückwies. Die Renovierungskosten stiegen auf 2,4 Milliarden Dollar – bei einem fast 90 Jahre alten Gebäude, das "nicht wirklich sicher und nicht wasserdicht" war.
Kryptomärkte im Wandel
Inmitten dieser Unsicherheit positioniert sich das von Donald Trump unterstützte Krypto-Unternehmen World Liberty Financial neu. Co-Gründer Zak Folkman kündigte die baldige Veröffentlichung eines Stablecoin-Audits und einer neuen App an. Zudem deutete er an, dass der Governance-Token WLFI bald handelbar werden könnte – ein Schritt, der Hunderte Millionen Dollar für Trumps Familienunternehmen generieren könnte.
Gesundheitsfinanzierung unter Druck
Parallel kämpft die globale Gesundheitsfinanzierung mit Kürzungen. Die Impfallianz Gavi sammelte über 9 Milliarden Dollar für die nächsten fünf Jahre, verfehlte aber ihr Ziel von 11,9 Milliarden Dollar. Der Rückzug der USA unter Robert F. Kennedy Jr., der Gavi Sicherheitsbedenken vorwarf, kostet jährlich 300 Millionen Dollar. Das Vereinigte Königreich sprang als größter Geber ein und pledgte 1,7 Milliarden Dollar, gefolgt von der Gates Foundation mit 1,6 Milliarden Dollar.
Diese Entwicklungen zeigen einen tiefgreifenden Wandel im globalen Finanzsystem auf. Von Chinas umstrittenen Kreditpraktiken über steigende Inflationserwartungen bis hin zu regulatorischen Eingriffen – die Märkte navigieren durch eine Phase erhöhter Unsicherheit, die fundamentale Strukturveränderungen zur Folge haben könnte.