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Fed: Powell unter Dauerbeschuss

US-Notenbank Fed sieht sich mit politischem Druck und internen Differenzen konfrontiert. Trumps Pläne für Powell-Nachfolge und widersprüchliche Wirtschaftsdaten sorgen für Marktturbulenzen.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Trump plant vorzeitigen Wechsel an Fed-Spitze
  • Interne Warnungen vor vorschnellen Zinssenkungen
  • US-Wirtschaft zeigt deutliche Schwächezeichen
  • Aktienmärkte reagieren positiv auf Zinsspekulationen

Die US-Notenbank Fed gerät zunehmend unter politischen Druck. Während Präsident Trump öffentlich über einen vorzeitigen Austausch von Fed-Chef Jerome Powell spekuliert, mehren sich die Stimmen aus den eigenen Reihen der Zentralbank, die vor vorschnellen Zinssenkungen warnen. Diese Gemengelage sorgt für erhebliche Unsicherheit an den Finanzmärkten.

Trumps Schattenspiel um die Fed-Führung

Nach Berichten des Wall Street Journal erwägt Trump, bereits im September oder Oktober einen Nachfolger für Powell zu benennen – deutlich vor dessen regulärem Amtsende im Mai 2026. Die Strategie dahinter: Ein designierter "Schatten-Fed-Chef" soll schon vor der offiziellen Amtsübernahme Einfluss auf die Zinspolitik nehmen.

Doch Fed-Vertreter wehren sich gegen diese Vorstellung. "Das hätte keine Auswirkung", stellte der Präsident der Chicago Fed, Austan Goolsbee, klar. Als mögliche Kandidaten gelten der frühere Fed-Gouverneur Kevin Warsh, Wirtschaftsberater Kevin Hassett und überraschenderweise auch der amtierende Fed-Gouverneur Christopher Waller.

Die Märkte reagierten nervös auf diese Entwicklung. Trader preisen mittlerweile eine 25-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Juli ein – doppelt so hoch wie noch vor einer Woche.

Fed-Insider bremsen Zinsphantasien

Während Trump auf niedrigere Zinsen drängt, signalisieren Fed-Vertreter Zurückhaltung. Susan Collins von der Boston Fed machte deutlich, dass Juli "zu früh" für Zinssenkungen sei. "Wir werden nur wirklich einen weiteren Monat an Daten vor dem Juli-Meeting haben", argumentierte Collins.

Diese Vorsicht begründet sich in den widersprüchlichen Wirtschaftsdaten. Zwar fielen die jüngsten Inflationszahlen besser aus als erwartet, doch Unternehmenschefs warnen vor steigenden Preisen durch die Abarbeitung von Lagerbeständen vor den Zollerhöhungen.

Arbeitsmarkt verliert an Schwung

Die US-Wirtschaft zeigt deutliche Schwächesignale. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenschutzung sank zwar leicht, doch die Gesamtzahl der Leistungsempfänger stieg auf den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren. Besonders beunruhigend: Unternehmen zögern bei Neueinstellungen aufgrund der unklaren Handelspolitik.

Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im ersten Quartal stärker als zunächst geschätzt – um 0,5 Prozent. Verantwortlich war ein massiver Importanstieg, da Unternehmen vor den Zollerhöhungen noch schnell Waren ins Land holten.

Börsen hoffen auf lockere Geldpolitik

Die Aktienmärkte reagierten positiv auf die Zinsspekulationen. S&P 500 und Nasdaq näherten sich ihren Rekordhöhen, wobei besonders Rohstoffaktien profitierten. Kupferminenaktien wie Freeport-McMoRan sprangen um über sechs Prozent, nachdem der Kupferpreis ein Dreimonatshoch erreichte.

Der Dollar gab deutlich nach und fiel auf ein Dreijahrestief gegenüber einem Währungskorb. "Trumps Wunsch, die Fed durch einen designierten Powell-Nachfolger zu ‚beschatten‘, ist kein guter Weg, um Integrität und Autonomie in der US-Politik zu fördern", warnte Thierry Wizman von der Macquarie Group.

Internationale Auswirkungen der US-Politik

Die Unsicherheit um die US-Geldpolitik wirkt sich global aus. China nutzt die Handelsspannungen, um neue Lieferketten aufzubauen. Erstmals seit der Marktöffnung 2019 importiert Peking größere Mengen Sojaschrot aus Argentinien – ein Test für den Fall eskalierender Handelskonflikte mit den USA.

Gleichzeitig kämpfen andere Volkswirtschaften mit eigenen Herausforderungen. Brasiliens Regierung verbuchte zwar ein geringeres Haushaltsdefizit als erwartet, profitierte aber hauptsächlich von verschobenen Schuldenzahlungen.

Fed zwischen Politik und Mandat

Die Federal Reserve steht vor einem Dilemma. Einerseits fordert Trump aggressiver Zinssenkungen, andererseits warnen Fed-Vertreter vor den inflationären Risiken der Zollpolitik. "Wenn wir einen Fehler machen, werden die Menschen lange dafür bezahlen", mahnte Powell bei einer Kongressanhörung.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Fed ihrer traditionellen Unabhängigkeit treu bleibt oder dem politischen Druck nachgibt. Der für Freitag erwartete PCE-Inflationsbericht könnte dabei entscheidende Hinweise auf den weiteren geldpolitischen Kurs geben.

Andreas Sommer

Mit über 40 Jahren Erfahrung im Bankwesen und Börsenjournalismus gehöre ich zu den etablierten Analysten im deutschsprachigen Raum. Nach mehr als zehn Jahren als Wertpapierberater bei der Deutschen Bank spezialisierte ich mich seit dem Börsencrash 1987 auf technische Analyse und charttechnische Methoden.

Als ehemaliger Chefredakteur mehrerer Börsenpublikationen entwickelte ich den "Aktienführer Neuer Markt" mit und führe heute einen Börsendienst, der sich auf wachstumsstarke Unternehmen fokussiert. Mein wöchentliches Markt-Barometer analysiert systematisch DAX, Dow Jones, Ölpreis, Währungen und Marktstimmung, um präzise Orientierung zu bieten.

Die Ergebnisse sprechen für sich: Leser meines Börsendienstes erzielten über zwei Jahrzehnte einen durchschnittlichen Depotzuwachs von +576%. Meine rechtzeitigen Warnungen vor dem Crash 2008 halfen vielen Anlegern, Verluste zu minimieren.

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