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Fed-Politik spaltet Märkte: Waller fordert Zinssenkung

Fed-Gouverneur Waller drängt auf Zinssenkungen, während Powell vor handelspolitischen Risiken warnt. Die Märkte reagieren auf die gegensätzlichen Signale der US-Notenbank.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Waller plädiert für Zinssenkungen ab Juli
  • Powell warnt vor handelspolitischen Unsicherheiten
  • Kanadas Einzelhandel zeigt erste Auswirkungen
  • Globale Märkte in Erwartungshaltung

Die US-Notenbank steht vor einer richtungsweisenden Entscheidung, die weit über amerikanische Grenzen hinauswirken könnte. Während Fed-Gouverneur Christopher Waller überraschend für baldige Zinssenkungen plädiert, warnen Experten vor den Auswirkungen der Trump’schen Handelspolitik auf die globale Konjunktur.

Gegensätzliche Signale aus der Federal Reserve

Die jüngsten Äußerungen von Fed-Gouverneur Waller haben die Märkte aufhorchen lassen. In einem bemerkenswerten Vorstoß forderte er bereits für das Juli-Treffen Zinssenkungen, da die Inflationsdaten der letzten Monate eine positive Entwicklung zeigten. "Die Daten der letzten Monate haben gezeigt, dass die Trendlinflation ziemlich gut aussieht", erklärte Waller gegenüber CNBC.

Diese Haltung steht in deutlichem Kontrast zu Fed-Chair Jerome Powell, der erst diese Woche vor erheblichen Unsicherheiten warnte. Powell betonte die Herausforderungen durch die sich wandelnde Handelspolitik der Trump-Administration und deren unklare Auswirkungen auf Inflation und Wirtschaftswachstum.

Zollpolitik als Unsicherheitsfaktor

Der neueste Monetary Policy Report der Fed verdeutlicht die Komplexität der aktuellen Situation. Während die Auswirkungen der neuen Zölle auf die Verbraucherpreise noch nicht vollständig in den offiziellen Statistiken sichtbar sind, deuten erste Anzeichen darauf hin, dass sie zur jüngsten Aufwärtsbewegung bei der Güterinflation beigetragen haben könnten.

Waller zeigt sich jedoch optimistisch und argumentiert, dass eventuelle zollbedingte Preisanstiege nur temporär sein werden. "Jede Zollinflation wird meiner Meinung nach nicht so groß sein, und wir sollten bei der Politikgestaltung darüber hinwegsehen", so der Fed-Gouverneur.

Politische Einschränkungen für Finanzregulierer

Parallel zu den geldpolitischen Diskussionen verschärft sich der politische Druck auf die Finanzregulierer. Der Senats-Parlamentarier entschied, dass republikanische Bestrebungen zur drastischen Kürzung der Budgets von Consumer Financial Protection Bureau (CFPB) und anderen Finanzwächtern gegen Haushaltsregeln verstoßen.

Diese Entscheidung erschwert die Umsetzung von Trumps "One Big Beautiful Bill Act" erheblich. Für die geplanten Kürzungen würden nun 60 statt der einfachen Mehrheit von Stimmen im Senat benötigt – ein nahezu unüberwindbares Hindernis bei 53 republikanischen Sitzen.

Internationale Auswirkungen werden sichtbar

Die Unsicherheiten der US-Handelspolitik zeigen bereits internationale Konsequenzen. Kanadas Einzelhandelsumsätze stiegen im April um 0,3 Prozent, blieben aber unter den Erwartungen. Besonders bemerkenswert: Trotz Wachstums in sechs von neun Teilsektoren berichteten alle Bereiche von negativen Auswirkungen durch die Handelsspannungen zwischen den USA und Kanada.

"Kanadische Verbraucher haben im April weiter ausgegeben, aber ein Rückgang in der Mai-Vorabschätzung der Einzelhandelsumsätze ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal ins Stocken gerät", analysierte Andrew Grantham von CIBC Capital Markets.

Globale Spannungen verstärken sich

Während die Fed ihre Politik neu justiert, kämpfen andere Regionen mit eigenen Herausforderungen. In Russland steht Präsident Putin unter zunehmendem Druck, eine drohende Rezession zu verhindern. Nach drastischen Zinserhöhungen auf über 20 Prozent warnen Unternehmer vor einer Kreditkrise.

"Wir stehen kurz vor einer ernsthaften Kreditbedienungskrise, und die Zahl der Insolvenzen steigt", warnte Alexey Mordashov, Großaktionär des Stahlkonzerns Severstal.

Ausblick: Märkte zwischen Hoffnung und Unsicherheit

Die divergierenden Signale aus der Fed spiegeln die komplexe wirtschaftliche Gemengelage wider. Während Waller auf eine schnelle Lockerung der Geldpolitik setzt, um einer schwächelnden Konjunktur entgegenzuwirken, mahnt Powell zur Vorsicht angesichts der handelspolitischen Unwägbarkeiten.

Die kommenden Wochen werden entscheidend sein: Powells Aussage vor dem Kongress nächste Woche und die Entwicklung der Inflationsdaten könnten die Richtung der amerikanischen Geldpolitik und damit der globalen Finanzmärkte maßgeblich beeinflussen. Anleger weltweit beobachten gespannt, ob sich Wallers dovische Haltung durchsetzt oder die Vorsicht der Fed-Spitze überwiegt.

Andreas Sommer

Mit über 40 Jahren Erfahrung im Bankwesen und Börsenjournalismus gehöre ich zu den etablierten Analysten im deutschsprachigen Raum. Nach mehr als zehn Jahren als Wertpapierberater bei der Deutschen Bank spezialisierte ich mich seit dem Börsencrash 1987 auf technische Analyse und charttechnische Methoden.

Als ehemaliger Chefredakteur mehrerer Börsenpublikationen entwickelte ich den "Aktienführer Neuer Markt" mit und führe heute einen Börsendienst, der sich auf wachstumsstarke Unternehmen fokussiert. Mein wöchentliches Markt-Barometer analysiert systematisch DAX, Dow Jones, Ölpreis, Währungen und Marktstimmung, um präzise Orientierung zu bieten.

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