Die Finanzmärkte navigieren durch eine Phase erhöhter Unsicherheit: Während die US-Notenbank eine Zinspause signalisiert, schüren enttäuschende Prognosen von Oracle Zweifel am KI-Boom. Gleichzeitig bahnt sich in Washington ein Gesundheitspolitik-Drama an, das Millionen Amerikaner treffen könnte.
Fed bremst Zinssenkungsfantasien aus
Die Federal Reserve hat am Mittwoch die Leitzinsen wie erwartet um 25 Basispunkte gesenkt – doch die Botschaft dahinter war eindeutig: Weitere Lockerungen sind vorerst vom Tisch. Fed-Chef Jerome Powell machte deutlich, dass die Notenbank auf klarere Signale bei Inflation und Arbeitsmarkt wartet, bevor sie den Zinssenkungszyklus fortsetzt.
Die aktualisierten Projektionen der Zentralbanker zeigen ein restriktiveres Bild als erwartet: Für 2026 sehen sie nur noch eine Zinssenkung vor, während die Märkte mit zwei Schritten gerechnet hatten. Das würde die Fed Funds Rate bei etwa 3,25% bis 3,50% belassen – deutlich über den Markterwartungen von rund 3,0%.
„Das Ratespiel, was die Fed als Nächstes tut, wird im kommenden Jahr deutlich schwieriger“, warnte Art Hogan, Chefmarktstratege bei B Riley Wealth. Die Herausforderung: Eine 43-tägige Regierungsschließung im Herbst hat wirtschaftliche Datenlücken gerissen, die erst allmählich gefüllt werden. Hinzu kommt der bevorstehende Führungswechsel – Powells Amtszeit endet im Mai.
Globale Zentralbanken im Wandel
Während die Fed noch lockert, vollziehen andere große Notenbanken eine bemerkenswerte Kehrtwende. Die Europäische Zentralbank, lange auf Lockerungskurs, könnte als nächsten Schritt eher eine Zinserhöhung als eine weitere Senkung ins Auge fassen. EZB-Direktorin Isabel Schnabel signalisierte diese Woche einen möglichen Richtungswechsel.
Besonders deutlich zeigt sich der Trend in Australien: Die Reserve Bank warnte am Dienstag erstmals, dass der nächste Schritt nach oben gehen könnte, sollten sich Inflationspressuren als hartnäckig erweisen. Die Märkte preisen bereits eine Zinserhöhung bis Juni 2026 vollständig ein.
Die Schweizer Nationalbank hielt ihre Zinsen am Donnerstag bei 0% stabil – dem niedrigsten Niveau unter den entwickelten Volkswirtschaften. Auch Kanadas Zentralbank pausiert nach 225 Basispunkten Lockerung bei 2,25%, wobei Gouverneur Tiff Macklem auf die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft verwies.
Oracle-Schock erschüttert KI-Euphorie
Ein heftiger Dämpfer kam am Donnerstag aus dem Tech-Sektor: Oracle brach im vorbörslichen Handel um 12% ein, nachdem die Quartalsprognosen die Erwartungen verfehlten und das Unternehmen ankündigte, seine jährlichen Ausgaben um 15 Milliarden Dollar zu erhöhen. Die Cloud-Firma, die erst kürzlich Deals zum Bau von KI-Rechenzentren für OpenAI verkündet hatte, steuert auf den größten Quartalsverlust seit Mitte 2002 zu.
„Oracle steht im Epizentrum der KI-Finanzierungsdebatte, ohne die gigantischen Cashflows der traditionellen Cloud-Riesen“, erklärte Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. Die starke Abhängigkeit von Fremdfinanzierung weckt Erinnerungen an die Dotcom-Blase der frühen 2000er Jahre.
Die Nervosität griff auf den gesamten KI-Sektor über: Nvidia und Broadcom verloren jeweils rund 1,5%, während Hyperscaler wie Microsoft und Amazon um 1% nachgaben. Der CBOE-Volatilitätsindex kletterte auf 16,47 Punkte. Die Futures signalisierten deutliche Verluste zur Eröffnung – der Nasdaq 100 gab 0,8% nach.
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Gesundheitspolitik als tickende Zeitbombe
Während die Märkte mit Zinsen und KI-Bewertungen ringen, braut sich in Washington eine politische Krise zusammen: Am 31. Dezember laufen Gesundheitssubventionen für 24 Millionen Amerikaner aus – ohne erkennbare Kompromisslösung. Versicherungsprämien könnten sich im Durchschnitt mehr als verdoppeln, warnt die Gesundheitspolitik-Organisation KFF.
Der Senat stimmt am Donnerstag über konkurrierende Vorschläge ab, doch keiner hat ausreichend Unterstützung für die erforderlichen 60 Stimmen. Die Demokraten wollen die COVID-Ära-Subventionen für drei Jahre verlängern. Der republikanische Gegenentwurf von den Senatoren Bill Cassidy und Mike Crapo würde stattdessen bis zu 1.500 Dollar an Geringverdiener zahlen – ein Betrag, der weit unter den Selbstbehalten der günstigsten Versicherungspläne liegt.
Mit den Zwischenwahlen 2026 im Blick werden viele Republikaner nervös. „Wir können unsere Prämien jetzt schon nicht bezahlen, geschweige denn wenn sie um 50 oder 100% steigen würden“, zitierte Senator Josh Hawley aus Missouri seine Wähler. Präsident Donald Trump hielt sich aus dem Streit weitgehend heraus, obwohl er letztlich den Cassidy-Crapo-Ansatz befürwortete.
Eine neue Reuters/Ipsos-Umfrage zeigt: 51% der Amerikaner – darunter drei Viertel der Demokraten und ein Drittel der Republikaner – unterstützen eine Verlängerung der Subventionen. Nur 21% lehnen sie ab.
Marktausblick unter erschwerten Bedingungen
Die Kombination aus Fed-Zurückhaltung, KI-Zweifeln und politischen Risiken stellt Investoren vor erhebliche Herausforderungen. „Sie werden bis Ende nächsten Jahres eine Menge finanzieller Unruhe erleben“, prognostizierte Alex Morris, Chief Investment Officer bei F/m Investments.
Für einige Anleger heißt die Devise: Kurs halten. „Ich hoffe, es gibt 2026 keine Zinssenkungen, denn das würde eine schwächelnde Wirtschaft bedeuten. Mir wäre eine solide Wirtschaft ohne weitere Cuts lieber“, sagte Chris Grisanti von MAI Capital Management.
Die Unsicherheit reicht über die USA hinaus: China kündigte am Donnerstag eine aktive Fiskalpolitik für das nächste Jahr an, um sowohl Konsum als auch Investitionen anzukurbeln. Analysten erwarten ein Wachstumsziel von etwa 5%. Doch der duale Fokus auf Konsum und Investitionen zementiert Sorgen, dass Peking noch nicht bereit ist, vom produktionsgetriebenen Wachstumsmodell abzurücken.
Kanada meldete derweil für September überraschend einen Handelsüberschuss von 153 Millionen kanadischen Dollar – der erste seit sieben Monaten. Die Exporte stiegen um 6,3%, angetrieben von Metallprodukten, Flugzeugen und unverarbeitetem Gold. Der Überschuss mit den USA erreichte den höchsten Stand seit Februar.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Fed ihre Zurückhaltung aufrechterhalten kann, während politischer Druck und Datenunsicherheit zunehmen. Für Anleger gilt: In Zeiten wie diesen zählt nicht nur die Rendite, sondern vor allem Nerven und ein langer Atem.
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