Die US-Notenbank Fed sorgt mit ihrer zögerlichen Haltung bei Zinssenkungen für Aufruhr an den internationalen Finanzmärkten. Fed-Chef Jerome Powell widerstand erneut dem politischen Druck aus Washington und ließ Signale für baldige Lockerungen vermissen. Das Ergebnis: Der Dollar klettert auf Zwei-Monats-Hochs, während sich von China bis Australien die Auswirkungen der amerikanischen Geldpolitik bemerkbar machen.
Dollar triumphiert über Zweifel
Der Greenback erlebt eine beeindruckende Auferstehung. Nach dem schlechtesten Jahresstart seit der flexiblen Wechselkursära dreht sich das Blatt dramatisch: Der Dollarindex steuert auf den ersten Monatsgewinn des Jahres zu – und das mit über 3 Prozent Plus. "Die klassische Korrelation hält noch immer", erklärt Rodrigo Catril von der National Australia Bank. "Eine hawkische Fed treibt die Renditen und den Dollar nach oben."
Die Märkte haben ihre Erwartungen für Fed-Zinssenkungen drastisch zurückgeschraubt. Nur noch 46 Prozent Wahrscheinlichkeit preisen Händler für eine September-Senkung ein – vor Powells Auftritt waren es noch 65 Prozent. Euro und Pfund stehen unter massivem Druck und steuern auf Monatsverluste von 3 bis 3,5 Prozent zu.
Asiens gemischte Signale
Während in Washington die Geldpolitik für Klarheit sorgt, zeigen sich in Asien widersprüchliche Tendenzen. Japans Wirtschaft überrascht positiv: Die Industrieproduktion wuchs im Juni um 1,7 Prozent, obwohl Analysten einen Rückgang von 0,7 Prozent erwartet hatten. Auch die Einzelhandelsumsätze übertrafen mit 2,0 Prozent Jahreswachstum die Prognosen.
Ganz anders das Bild in China: Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel im Juli auf 49,3 Punkte und markiert den vierten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50. Extreme Wetterbedingungen und schwächelnde Auslandsnachfrage belasten die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt trotz verbesserter Handelsbeziehungen zu den USA.
Handelspolitik als Marktfaktor
Ein zentraler Treiber der aktuellen Marktdynamik bleibt Donald Trumps Handelspolitik. Nach monatelanger Unsicherheit sorgen nun konkrete Abkommen für Entspannung. Südkorea erreichte eine Einigung mit Washington und entgeht damit schärferen Zöllen – der Won reagierte prompt mit Kursgewinnen. Japan profitiert ebenfalls von einem reduzierten Zollsatz von 15 Prozent.
Diese Entwicklungen stärken den Dollar zusätzlich, da die USA in den Verhandlungen die Oberhand behalten. "Der Dollar konsolidiert nicht nur, sondern gewinnt tatsächlich an Aufwärtsschwung", so Catril. "Das breitere Bild ist, dass die USA bei all diesen Zöllen zumindest den ersten Eindruck erwecken, dass sie die Oberhand haben."
Divergente Wirtschaftstrends
Die unterschiedlichen regionalen Entwicklungen spiegeln sich auch in den Konjunkturdaten wider. Australien verzeichnete im Juni einen überraschend starken Anstieg der Einzelhandelsumsätze um 1,2 Prozent – getrieben von kräftigen Ausgaben für Haushaltswaren während der Sommerschlussverkäufe. Gleichzeitig signalisiert die australische Notenbank RBA nach schwächeren Inflationsdaten mögliche Zinssenkungen.
Japan steht vor einer anderen Herausforderung: Die Bank of Japan (BoJ) muss zwischen anhaltenden Zollrisiken und steigendem Inflationsdruck durch höhere Lebensmittelpreise abwägen. Der Yen notiert nahe Vier-Monats-Tiefs und steuert auf einen Monatsverlust von 3,5 Prozent zu.
Ausblick: Fed im Fokus
Die Märkte haben ihre Lektion gelernt: Powell und die Fed lassen sich nicht unter Druck setzen, weder von Politik noch von Börsianern. "Wir haben noch keine Entscheidungen über September getroffen", stellte der Fed-Chef unmissverständlich klar. Diese Geduld zwingt Investoren, mindestens zwei weitere Monate Inflations- und Beschäftigungsdaten abzuwarten.
Die Dollar-Stärke dürfte mittelfristig anhalten, auch wenn Strategen der Bank of America warnen: "Wir sehen immer noch mittelfristige Schwäche für den USD, aber kurzfristig ist das Risikoprofil zweiseitiger geworden." Entscheidend werden die nächsten Datenveröffentlichungen – sie bestimmen, ob die Fed-Geduld gerechtfertigt ist oder die Märkte zu früh kapituliert haben.