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Europas Banken im KI-Rausch

Europäische Banken erleben durch KI-Einsatz eine Rallye, während gleichzeitig Kapitalströme in Schwellenländerwährungen rotieren. Experten warnen jedoch vor Risiken einer möglichen Blasenbildung.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Europäische Bankaktien verzeichnen massive Kursgewinne
  • Künstliche Intelligenz treibt Kostensenkungen und Effizienz
  • Schwellenländerwährungen erreichen mehrjährige Höchststände
  • IWF und Notenbanken äußern Warnungen vor Risiken

Die europäische Finanzwelt durchlebt eine bemerkenswerte Transformation. Während traditionelle Geldhäuser vom Einsatz künstlicher Intelligenz profitieren, verschieben sich gleichzeitig globale Kapitalströme – weg von US-Assets, hin zu unterschätzten Märkten in Europa und Schwellenländern. Doch die Euphorie birgt Risiken, die von IWF bis Bank of England vor einem möglichen Dotcom-Szenario warnen lassen.

KI als Gewinnturbo für Europas Banken

Europäische Bankaktien erleben einen beispiellosen Höhenflug. Societe Generale legte 2025 um 140 Prozent zu, Commerzbank um 125 Prozent, Barclays immerhin 70 Prozent. Der Bankensektor-Index kletterte über 60 Prozent – mehr als viermal stärker als der Gesamtmarkt. Verantwortlich dafür ist nicht nur die robustere Konjunktur, sondern vor allem die Hoffnung auf massive Kosteneinsparungen durch künstliche Intelligenz.

Helen Jewell, Chefanlegerin bei BlackRock, sieht europäische Banken als echte KI-Profiteure: „Viele fokussieren sich auf die Umsatzgewinner der KI-Revolution. Doch ebenso relevant sind die Kostengewinner.“ Goldman Sachs prognostiziert, dass die Kosten zwischen 2025 und 2027 nur um durchschnittlich ein Prozent jährlich steigen werden. Die Effizienzquote – das Verhältnis von Kosten zu Erträgen – soll sich 2026 um 130 Basispunkte verbessern. McKinsey beziffert das globale Einsparpotenzial für Banken auf bis zu 340 Milliarden Dollar pro Jahr, mit möglichen Kostensenkungen von 20 Prozent.

Der Einsatz künstlicher Intelligenz erstreckt sich dabei von Betrugserkennung über operative Effizienz bis hin zu Personalabbau. UBS sieht KI als Katalysator für kurzfristige Bewertungsaufschläge und langfristig steigende Gewinne. Analysten revidierten ihre Gewinnschätzungen für den Sektor im November so stark nach oben wie zuletzt im Mai 2023.

Bewertungslücke zu US-Konkurrenz bleibt massiv

Trotz der Rally bleiben europäische Banken im historischen Vergleich günstig bewertet. Mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,17 liegen sie 40 Prozent unter ihrem Höchststand von 2007 und deutlich unter den 1,7 der US-Konkurrenz. BlackRock erwartet, dass europäische Banken in den nächsten drei Jahren 20 bis 25 Prozent ihrer Marktkapitalisierung durch Dividenden und Aktienrückkäufe an Aktionäre ausschütten werden.

Die Kreditvergabe an Unternehmen in der Eurozone wächst mit 2,9 Prozent nahe des höchsten Stands seit Mitte 2023, während Verbraucherkredite mit 2,8 Prozent auf ein Zweieinhalbjahreshoch kletterten. „Wir sehen wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit in Europa, und selbst bei weiteren Zinssenkungen wird diese Robustheit den europäischen Banken zugutekommen“, betont Jewell.

Zusätzlichen Rückenwind liefert die wieder auflebende M&A-Aktivität. Die Übernahme von Mediobanca durch die staatlich gestützte Monte dei Paschi di Siena transformierte den italienischen Bankensektor – weitere Deals könnten folgen.

Währungsmärkte signalisieren Trendwende

Parallel zur Banken-Rally vollzieht sich eine tektonische Verschiebung an den Devisenmärkten. Der ungarische Forint, lange ein Nischenprodukt, verzeichnete ein Handelsvolumen, das sich seit Januar mehr als verdoppelt hat. Mit einem Plus von rund 20 Prozent gegenüber dem Dollar steuert die Währung auf ihr bestes Jahr seit einem Vierteljahrhundert zu.

Der MSCI Emerging Market Currency Index erreichte im Juli ein Rekordhoch und liegt auf Kurs für das beste Jahr seit 2017 mit über sechs Prozent Zuwachs. „Wir glauben, dass der 14-jährige Bärenmarkt für Schwellenländerwährungen wahrscheinlich gedreht hat“, erklärt Jonny Goulden, Leiter der Schwellenländer-Strategie bei JPMorgan. „Das ist Teil der Dollar-Zykluswende, bei der die Welt massiv in US-Assets investiert war und Schwellenländer gemieden hat.“

Der Handel mit Schwellenländerwährungen generierte in den ersten neun Monaten 2025 fast 40 Milliarden Dollar Umsatz für die Top-25-Banken – mehr als doppelt so viel wie mit G10-Währungen. Das Handelsvolumen stieg in drei Jahren um 30 Prozent. Hedge Fonds wie EDL Capital, das eine Milliarde Dollar verwaltet, profitieren mit einem Plus von 28 Prozent vor allem durch Wetten gegen den Dollar.

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Die mexikanische Peso und der brasilianische Real gehören ebenfalls zu den Gewinnern, getrieben von hohen Zinsen – Brasilien liegt mit 15 Prozent auf einem Zwanzigjahreshoch – und gut zugänglichen Anleihe- und Devisenmärkten. Samer Oweida, globaler Devisenhandelschef bei Morgan Stanley, bestätigt: „Investoren rotierten in ertragsstärkere strukturelle Storys in Schwellenländern.“

Warnende Stimmen mehren sich

Doch die Begeisterung hat ihre Schattenseiten. Der IWF warnte in seinem jüngsten Finanzstabilitätsbericht vor Risiken am Devisenmarkt: Fast die Hälfte des globalen Währungshandels läuft über eine Handvoll großer Banken. Sollten diese in Stressphasen zurückrudern, könnte der Markt destabilisiert werden.

Auch die KI-Euphorie bei Banken stößt auf Skepsis. IWF und Bank of England warnten vor einer möglichen Dotcom-artigen Blase. Die EZB sieht Banken der Eurozone einem „beispiellos hohen“ Risiko durch geopolitische Spannungen, wechselnde Handelspolitiken, klimabedingte Krisen und Dollar-Engpässe ausgesetzt.

China als globaler Unsicherheitsfaktor

Während Europa und Schwellenländer Kapital anziehen, schwächelt die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt weiter. Chinas Industrieproduktion stieg im November nur um 4,8 Prozent statt erwarteter 5,0 Prozent, Einzelhandelsumsätze enttäuschten mit mageren 1,3 Prozent nach 2,9 Prozent im Vormonat. Die Anlageninvestitionen schrumpften um 1,3 Prozent.

ING-Analysten sehen wachsenden Druck auf Peking, mehr Stimulus bereitzustellen: „Das größte Problem, das Chinas Wirtschaft unterdrückt, ist das niedergeschlagene Vertrauen, das sich zu verfestigen droht.“ Die Immobilienkrise verschärft sich – Hauspreise fielen im November um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat und um 2,4 Prozent auf Jahressicht. Reuters-Umfragen erwarten weitere Rückgänge bis 2026, Stabilisierung erst 2027.

Die Schwäche im Immobiliensektor belastet auch Chinas Kleinbanken massiv. Von 20 regionalen Geldhäusern, die 2024 kleinere angeschlagene Institute übernahmen, meldeten 13 rückläufige Gewinne oder Verluste bis Mitte 2025. Bei 14 verschlechterte sich die Kapitalquote. Die Quote notleidender Kredite bei Stadt- und Landbanken lag Ende September bei 1,84 beziehungsweise 2,82 Prozent – weit über den 1,22 Prozent der großen Staatsbanken.

Zentrale Bankentscheidungen im Fokus

Die Märkte blicken gebannt auf die anstehende Zinswoche. Die Bank of Japan dürfte die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent anheben – eine Tankan-Umfrage zeigte die Geschäftsstimmung bei Großherstellern auf einem Vierjahreshoch. Die Bank of England könnte ebenfalls um 25 Basispunkte auf 3,75 Prozent senken, während die EZB wohl pausiert.

Für die Fed erwarten Händler 2026 zwei weitere Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Der Dollar notiert nahe einem Zweimonatstief bei 98,43 gegenüber einem Währungskorb, Euro und Pfund bewegen sich seitwärts.

Die kommenden Tage mit US-Inflationsdaten und Arbeitsmarktberichten werden zeigen, ob die aktuelle Rotation aus Dollar-Assets nachhaltig ist – oder ob die Euphorie an Europas Börsen und Schwellenländermärkten auf wackeligen Fundamenten steht.

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