Eli-Lilly-Anteilsscheine bewegen sich heute nahe ihrem Jahreshoch, doch hinter der stabilen Kursentwicklung steht ein komplexes Bild. Neue Studiendaten zum oralen Abnehmpräparat, anhaltende Übernahmegerüchte um Abivax und eine deutliche Dividendenerhöhung ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Entscheidend ist die Frage, wie diese Bausteine das Gewicht der aktuellen Bewertung rechtfertigen.
- Orforglipron mit soliden, aber differenzierten Phase-3-Daten
- Anhaltende Spekulation um einen möglichen Abivax-Kauf
- Quartalsdividende um 15 % erhöht
- Konkurrenzdruck durch Novo Nordisks orales Semaglutid nimmt zu
Orforglipron: Stärken und Grenzen
Im Fokus steht die Phase-3-Studie „ATTAIN-MAINTAIN“ zu Orforglipron, einem einmal täglich einzunehmenden GLP‑1-Agonisten in Tablettenform. Die im Dezember veröffentlichten Ergebnisse zeigen: Die primären Endpunkte wurden erreicht, dennoch offenbaren die Daten deutliche Unterschiede je nach Vortherapie.
Patienten, die von Novo Nordisks Wegovy (Semaglutid) auf Orforglipron wechselten, konnten ihren Gewichtsverlust im Schnitt weitgehend halten. Die Abweichung lag bei rund 0,9 Kilogramm – praktisch eine Stabilisierung.
Deutlich schwieriger verlief der Wechsel von Lillys eigener Injektion Zepbound (Tirzepatid) auf die orale Alternative. Diese Patientengruppe legte im Mittel etwa 5 Kilogramm im Erhaltungszeitraum wieder zu. Die Daten unterstreichen damit die höhere Wirksamkeit von Zepbound als dualem GIP/GLP‑1-Agonisten im Vergleich zum reinen GLP‑1-Wirkstoff in Tablettenform.
Für Orforglipron bedeutet das: Das Medikament kann sich als sinnvolle Erhaltungstherapie für bestimmte Gruppen eignen, ersetzt aber nicht in allen Fällen die Effektstärke des Premium-Injectables.
Möglicher Zukauf: Fokus auf Abivax
Parallel dazu hält sich die Spekulation über einen strategischen Zukauf. Berichte aus dem Dezember deuten darauf hin, dass Lilly mit französischen Regierungsvertretern gesprochen hat, was Gerüchte um eine Übernahme von Abivax anheizt.
Abivax gilt als möglicher Baustein zur Stärkung der Immunologie-Pipeline von Lilly, insbesondere im Bereich chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen. Auch wenn bislang kein formales Angebot bekannt ist, stützt die Aussicht auf anorganisches Wachstum die Bewertung und wirkt als Absicherungsfaktor nach unten.
Dividende und Kapitalrückführung
Zusätzlichen Halt gibt die Kapitalpolitik. Anfang Dezember beschloss der Vorstand eine Erhöhung der Quartalsdividende um 15 % auf 1,73 US‑Dollar je Aktie. Dieser Schritt fügt sich in eine seit mehreren Jahren offensiv ausgerichtete Ausschüttungs- und Rückführungsstrategie ein.
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Die deutliche Anhebung signalisiert Vertrauen des Managements in die künftige Ertragskraft, insbesondere aus dem stark wachsenden Stoffwechsel-Portfolio, trotz zunehmender Konkurrenz im Adipositasmarkt.
Wettbewerb um orale Adipositastherapien
Der Timing-Druck wächst: Lillys Orforglipron-Daten folgen nur wenige Tage, nachdem Novo Nordisk von der US-Arzneimittelbehörde FDA die Zulassung für seine eigene orale Gewichtsverlust-Formulierung (orales Semaglutid) erhalten hat. Dieses Green Light, kurz vor Weihnachten erteilt, verschafft Novo einen klaren Vorsprung beim Markteintritt.
Lilly verfügt allerdings über einen wichtigen Hebel: Im November 2025 sicherte sich der Konzern im Zuge von Preisverhandlungen mit der US-Regierung einen Priority Review Voucher. Mit diesem Beschleunigungsticket könnte der Zulassungsprozess für Orforglipron verkürzt werden und der Abstand zu Novo Nordisk schrumpfen.
An der Börse dominiert derzeit das Szenario eines Duopols im oralen Adipositasmarkt. Novo Nordisk erhält den Status des First Movers, während Lilly mit einer chemisch kleinen Tablette punktet, die potenziell Vorteile bei Produktion und Skalierung mit sich bringt. Beide Konzerne würden damit unterschiedliche Segmente des Marktes adressieren.
Ausblick: Wichtige Marke bei 1.100 Dollar
Der nächste konkrete Orientierungspunkt ist der Q4‑2025‑Bericht, der für Anfang Februar 2026 erwartet wird. Anleger rechnen dort mit klareren Aussagen zum Einreichungszeitplan von Orforglipron bei der FDA.
Charttechnisch konsolidiert die Aktie derzeit in einer enger werdenden Spanne. Ein klarer Ausbruch über den Widerstand bei rund 1.100 US‑Dollar dürfte in der Regel eine Bestätigung durch harte Nachrichten erfordern – etwa eine offizielle M&A-Ankündigung oder positive regulatorische Signale zur oralen Pipeline. Auf der Unterseite gilt die Zone um 1.050 US‑Dollar als relevante Unterstützung: Ein Bruch dieses Bereichs könnte auf eine tiefergehende Konsolidierung hinweisen, wenn der Markt die Bedeutung der 5‑Kilogramm‑Gewichtszunahme bei Zepbound‑Umsteigern neu einpreist.
Nächster wichtiger Termin: Q4‑2025‑Zahlen, erwartet Anfang Februar 2026.
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