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Dollar-Schwäche beschleunigt sich!

Der US-Dollar verliert deutlich an Wert, während der Euro auf ein Dreijahreshoch steigt. Schwache Wirtschaftsdaten und politische Unsicherheit verstärken die Erwartungen an Zinssenkungen der Fed.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Euro erreicht höchsten Stand seit September 2021
  • Fed-Zinssenkungen wahrscheinlicher durch schwache Daten
  • Politische Unsicherheit belastet den Dollar zusätzlich
  • Internationale Märkte zeigen unterschiedliche Reaktionen

Der US-Dollar steht unter massivem Druck. Die Gemeinschaftswährung Euro erreicht mit über 1,17 Dollar den höchsten Stand seit September 2021, während sich gleichzeitig die Erwartungen für weitere Zinssenkungen der Federal Reserve verstärken. Was zunächst als vorübergehende Schwäche erschien, entwickelt sich zu einem nachhaltigen Trend mit weitreichenden Konsequenzen für die globalen Finanzmärkte.

Schwache Wirtschaftsdaten verstärken Zinssenkungserwartungen

Die jüngsten US-Konjunkturdaten zeichnen ein zunehmend schwächeres Bild der amerikanischen Wirtschaft. Konsumausgaben fielen im Mai überraschend um 0,1%, nachdem Ökonomen eigentlich einen Anstieg von 0,1% erwartet hatten. Besonders bemerkenswert: Der Rückgang kommt nach einer Phase des Vorziehens von Käufen vor den Trump-Zöllen, was darauf hindeutet, dass dieser Effekt nun ausläuft.

Die Arbeitsmarktdaten verstärken die Sorgen zusätzlich. Die Zahl der fortgesetzten Arbeitslosenunterstützungsanträge stieg auf den höchsten Stand seit November 2021. Gleichzeitig wurde das Bruttoinlandsprodukt für das erste Quartal nach unten revidiert, was die Konsumausgaben deutlich schwächer ausweist als zunächst angenommen.

Diese Datenlage führt zu einer dramatischen Neubewertung der Fed-Politik. Händler preisen mittlerweile 65 Basispunkte an Zinssenkungen bis Jahresende ein – eine Woche zuvor waren es nur 46 Basispunkte. Fed-Präsident Jerome Powell hatte bereits in seiner Anhörung vor dem Kongress signalisiert, dass Zinssenkungen wahrscheinlich seien, wenn die Inflation im Sommer nicht wie erwartet anziehe.

Politische Unsicherheit belastet zusätzlich

Neben den schwachen Wirtschaftsdaten sorgen auch politische Entwicklungen für zusätzlichen Druck auf den Dollar. Berichte über eine mögliche vorzeitige Ablösung von Fed-Chef Powell verstärken die Verunsicherung. Ein neuer, dovisherer Fed-Vorsitzender könnte Powells Einfluss bereits vor dem Ende seiner Amtszeit im Mai untergraben und wie ein "Schatten-Vorsitzender" agieren.

Die Währungsschwäche hat auch strukturelle Ursachen. Analysten verweisen auf die unter der Biden-Administration eingeführte "Weaponisierung" des Dollars durch Sanktionen gegen Russland nach dem Ukraine-Krieg. Diese Politik habe andere Länder dazu veranlasst, ihre Dollar-Abhängigkeit zu reduzieren – ein Effekt, der noch immer nachwirkt.

Inflationsdaten bieten gemischte Signale

Während die Wirtschaftsdaten schwach ausfallen, präsentieren sich die Inflationsdaten moderat. Der Personal Consumption Expenditures (PCE) Index, den die Fed für ihr Inflationsziel verfolgt, stieg im Mai um nur 0,1% – im Einklang mit den Erwartungen. Die Kernrate ohne Nahrungsmittel und Energie legte um 0,2% zu, etwas stärker als prognostiziert.

Minneaoplis Fed-Präsident Neel Kashkari bleibt dennoch bei seiner Erwartung von zwei Zinssenkungen in diesem Jahr, beginnend im September. Er warnt allerdings vor den verzögerten Auswirkungen der Zölle: "Es ist wahrscheinlich, dass ein Inflationsschub kommt", wenn Unternehmen die höheren Kosten an die Verbraucher weitergeben.

Internationale Märkte reagieren unterschiedlich

Auf den internationalen Märkten zeigen sich unterschiedliche Reaktionsmuster. Der Euro profitiert nicht nur von der Dollar-Schwäche, sondern auch von leicht anziehender Inflation in der Eurozone. Französische Verbraucherpreise stiegen im Juni stärker als erwartet, auch Spaniens harmonisierte Inflation legte zu.

In Asien hingegen verstärken sich die Sorgen. Chinas Zentralbank kündigte eine Beschleunigung der geldpolitischen Reaktion auf die wirtschaftlichen Bedingungen an. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt kämpft mit unzureichender Inlandsnachfrage, anhaltend niedrigen Preisen und den Auswirkungen der US-Zölle.

Ausblick: Struktureller Wandel oder temporäre Schwäche?

Die aktuelle Dollar-Schwäche könnte mehr als nur eine vorübergehende Korrektur sein. Langfristig infragen ausländische Investoren zunehmend den "amerikanischen Exzeptionalismus", der jahrelang Kapital in die USA gelenkt hatte. Die Kombination aus schwächeren Wirtschaftsdaten, politischer Unsicherheit und strukturellen Veränderungen im internationalen Währungssystem deutet auf eine nachhaltige Neuausrichtung hin.

Für Anleger bedeutet dies eine Neubewertung von Währungsrisiken und Diversifikationsstrategien. Der Dollar-Index auf dem niedrigsten Stand seit 2021 signalisiert möglicherweise das Ende einer Ära amerikanischer Währungsdominanz – zumindest vorübergehend.

Eduard Altmann

Eduard Altmann ist Finanzexperte mit über 25 Jahren Erfahrung an den globalen Finanzmärkten. Als Analyst und Autor beim VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft spezialisiert er sich auf Aktienmärkte, Gold, Silber, Rohstoffe und den Euro.

Altmann ist überzeugter Verfechter des Value-Investing und identifiziert unterbewertete Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial. Sein Börsendienst "Megatrend-Depot" vermittelt praxisnahe Strategien erfolgreicher Value-Investoren. Mit seinem Motto "Manage dein Vermögen selbst" inspiriert er Anleger zur eigenverantwortlichen Vermögensverwaltung.

Seine Analysen basieren auf der fortschrittlichen Gann-Strategie, die präzise Vorhersagen für Rohstoffmärkte ermöglicht. Diese technische Analysemethode kombiniert historische Daten mit Zyklusanalysen und macht seine Marktprognosen besonders treffsicher.

Durch zahlreiche Publikationen und verständliche Erklärungen komplexer Finanzthemen unterstützt Altmann sowohl Einsteiger als auch erfahrene Investoren bei fundierten Anlageentscheidungen. Seine Arbeit verbindet theoretische Expertise mit praktischen Empfehlungen für den strategischen Vermögensaufbau.