Der Devisenmarkt erlebt turbulente Zeiten. Während geopolitische Risiken im Nahen Osten die Märkte in Atem halten, sorgen gleichzeitig dovische Töne der US-Notenbank für zusätzliche Bewegung beim Greenback. Die jüngste Eskalation zwischen den USA und Iran nach amerikanischen Angriffen auf iranische Atomanlagen zeigt, wie schnell sich die Marktdynamik ändern kann.
Fed-Signale drücken Dollar trotz Krisen-Rallye
Die Federal Reserve sendet zunehmend dovische Signale aus, die den Dollar unter Druck setzen. Fed-Aufsichtsvizechefin Michelle Bowman, bekannt als Falke, überraschte die Märkte mit ihrer Bereitschaft für baldige Zinssenkungen. "Bowman ist ein bekannter Falke, daher wird jede Andeutung ihrerseits Richtung Lockerung und niedrigere Zinsen den Dollar schwächen", erklärt Helen Given von Monex USA.
Federal Reserve-Gouverneur Christopher Waller verstärkte diese Tendenz mit seiner Aussage, die Notenbank solle Zinssenkungen bei der nächsten Sitzung Ende Juli in Betracht ziehen. Die Terminmärkte preisen mittlerweile 58 Basispunkte an Senkungen für dieses Jahr ein – ein deutlicher Anstieg gegenüber 46 Basispunkten vor Wallers Kommentaren.
Chicago Fed-Präsident Austan Goolsbee lieferte zusätzlichen Grund für Optimismus: Die Zollerhöhungen hätten bisher einen bescheideneren Einfluss auf die Wirtschaft als erwartet. Diese Einschätzung könnte der Fed mehr Spielraum für Zinssenkungen geben.
Geopolitische Risiken sorgen für Volatilität
Parallel dazu bewegen geopolitische Spannungen die Märkte. Irans Angriff auf den US-Luftstützpunkt Al Udeid in Katar als Reaktion auf amerikanische Bombardements iranischer Atomanlagen sorgte zunächst für Dollar-Stärke. Der Greenback profitierte als sicherer Hafen, während Anleger riskantere Positionen auflösten.
Die Reaktion blieb jedoch gedämpfter als erwartet. "Die Märkte benötigen mehr als normalerweise erforderlich wäre, um Long-Dollar-Positionen einzugehen", so Francesco Pesole von ING. Gleichzeitig seien die Märkte nicht bereit, einen ausgewachsenen Konflikt in der Region einzupreisen.
Yen besonders volatil, Rohstoffwährungen leiden
Der japanische Yen reagierte besonders heftig auf die Entwicklungen. Die Währung schwächte sich auf 147,70 pro Dollar ab – den tiefsten Stand seit Mitte Mai. Bank of America-Strategen sehen weiteres Aufwärtspotenzial für Dollar/Yen, sollten die Ölpreise erhöht bleiben, da Japan fast sein gesamtes Öl importiert, davon über 90 Prozent aus dem Nahen Osten.
Rohstoffwährungen wie der australische und neuseeländische Dollar kamen unter Druck, da sie als Risikobarometer gelten. Der Aussie fiel auf ein Monatstief bei 0,6382 Dollar, der Kiwi sank um 1,3 Prozent auf 0,589 Dollar.
Politische Brisanz in Washington
Die militärische Eskalation sorgt auch in Washington für Diskussionen. Während Republikaner Präsident Trumps einseitiges Vorgehen unterstützen, fordern Demokraten eine stärkere Rolle des Kongresses. Repräsentantenhaus-Sprecher Mike Johnson lehnte jedoch eine War Powers Resolution ab: "Ich denke nicht, dass dies ein angemessener Zeitpunkt für eine Kriegsbefugnisresolution ist."
Ausblick bleibt ungewiss
Die Märkte befinden sich in einer Warteschleife. Fed-Chef Jerome Powells Aussage vor dem Kongress diese Woche könnte weitere Klarheit über die Zinspolitik bringen. Gleichzeitig hängt die Marktentwicklung stark von Irans nächsten Schritten ab – das Parlament hat bereits die Schließung der Straße von Hormus gebilligt, durch die ein Viertel der globalen Öllieferungen fließt.
Die Währungsmärkte bleiben volatil, solange diese beiden Unsicherheitsfaktoren – Geldpolitik und Geopolitik – die Agenda bestimmen.