Mit dem Abschluss der Übernahme durch BioNTech verliert CureVac seinen Status als unabhängiges mRNA-Unternehmen. Die Aktie verschwindet in den kommenden Wochen von der Börse, gleichzeitig entsteht ein neuer Schwergewichtskonzern im mRNA-Bereich. Was steckt konkret hinter dem Deal und welche Schritte stehen noch an?
Übernahme vollzogen
BioNTech hat am 18. Dezember den Abschluss seines öffentlichen Umtauschangebots für CureVac gemeldet. Mit dem Ende der zusätzlichen Annahmefrist in der Nacht auf diesen Tag ist die Transaktion offiziell geschlossen.
- Rund 195,3 Millionen CureVac-Aktien wurden angedient
- Das entspricht etwa 86,75 % des ausgegebenen und ausstehenden Kapitals
- Die Mindestannahmeschwelle von 80 % wurde damit klar übertroffen
BioNTech-CEO Ugur Sahin sprach von einem wichtigen Schritt zur Vertiefung der eigenen mRNA-Plattform und zur Erweiterung der Anwendungsmöglichkeiten dieser Technologieklasse.
Konditionen und Ablauf der Transaktion
Die Übernahme wurde als reines Aktientausch-Angebot strukturiert. Aktionäre von CureVac erhalten für jede eingereichte CureVac-Aktie:
- 0,05363 BioNTech-ADS
Die Tauschrelation basiert auf dem volumengewichteten Durchschnittskurs der BioNTech-ADS der zehn Handelstage bis zum 25. November (101,88 US-Dollar je ADS).
Beim ersten Bekanntwerden des Deals am 12. Juni wurde der Eigenkapitalwert von CureVac mit rund 1,25 Milliarden US-Dollar beziffert. Im November hatte das Bundeskartellamt grünes Licht erteilt und damit ein wesentliches regulatorisches Hindernis aus dem Weg geräumt.
Wichtige Meilensteine im Überblick:
- Juni: Kaufvereinbarung angekündigt
- Oktober: Beginn der Annahmefrist
- November: Außerordentliche Hauptversammlung, Zustimmung mit über 99,16 %
- Dezember: Mindestannahmequote erreicht (81,74 %)
- Dezember: Abschluss der Transaktion mit 86,75 % Beteiligung
Managementwechsel und Integration
Mit Closing der Transaktion wurden die Führungsstrukturen von CureVac neu aufgestellt. Dem Vorstand von CureVac SE gehören nun Ugur Sahin, Sierk Poetting und Ramón Zapata-Gomez an. Die bisherigen Vorstandsmitglieder sind freiwillig zurückgetreten.
Operative Abläufe bei CureVac sollen zunächst unverändert weiterlaufen, um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen. BioNTech plant, strategische, operative und wissenschaftliche Analysen abzuschließen, um die künftige Organisationsstruktur und das gemeinsame Portfolio festzulegen.
Der BioNTech-Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Jeggle betonte die Zusammenführung zweier früher mRNA-Pioniere aus Deutschland, die jeweils von langfristig orientierten Familienholdings wie ATHOS KG und dievini Hopp BioTech Holding unterstützt wurden.
Strategische Logik und Pipeline-Beiträge
Strategisch zielt die Transaktion darauf, BioNTechs Position im mRNA-Bereich zu stärken. Ergänzt werden sollen insbesondere:
- mRNA-Design
- Formulierungen für die Verabreichung
- Herstellungskapazitäten für mRNA
Die Übernahme stützt auch die Onkologie-Strategie von BioNTech, die sich auf zwei zentrale pan-tumorale Programme konzentriert:
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- mRNA-basierte Krebsimmuntherapie-Kandidaten
- Pumitamig (BNT327/BMS986545), einen bispezifischen Antikörper gegen PD-L1 und VEGF-A, der gemeinsam mit Bristol Myers Squibb entwickelt wird
CureVac steuert mehrere Vermögenswerte bei, darunter:
- CVGBM: Glioblastom-Programm in Phase 1, Teil B
- CVHNLC: Programm für plattenepitheliales nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom mit CTA-Zulassung durch die EMA
- Eigene „split poly-A tail“-Technologie, geschützt durch validierte europäische Patente
Beendigung der Patentstreitigkeiten
Im Vorfeld der Übernahme wurden langjährige Patentkonflikte im Zusammenhang mit mRNA-basierten COVID-19-Impfstoffen beigelegt. Im August einigten sich CureVac, GSK, BioNTech und Pfizer auf einen Vergleich zur Beendigung aller anhängigen US-Patentverfahren.
Die Konditionen im Überblick:
- Gesamtzahlungen von 740 Millionen US-Dollar an CureVac und GSK
- Zusätzlich umsatzabhängige Lizenzgebühren im einstelligen Prozentbereich auf künftige US-Umsätze mit COVID-19-Impfstoffen
- Weitere 50 Millionen US-Dollar an CureVac von GSK für die Monetarisierung eines Teils der US-Produktlizenzgebühren aus einem bestehenden Lizenzvertrag
Die laufenden Verfahren in Deutschland wurden während des Übernahmeprozesses ausgesetzt und sollen im Rahmen der Gesamttransaktion mit geregelt werden.
Delisting und Index-Ausschlüsse
Nach Abschluss der nachgelagerten Strukturmaßnahmen wird die CureVac-Aktie nicht mehr handelbar sein. BioNTech erwartet, die verbliebenen rund 13,25 % der CureVac-Aktien im Rahmen eines Squeeze-out im Januar vollständig zu erwerben.
Der Indexanbieter Solactive hat am 22. Dezember mit Wirkung zum 24. Dezember den Ausschluss von CureVac aus mehreren Indizes angekündigt, da der Streubesitz unter 15 % gefallen ist. Betroffen sind unter anderem:
- RAFI Fundamental Global All Company Index
- Solactive Global Vaccines and Infectious Diseases Index
- Solactive Genomics Index
- Solactive United States Biotechnology Index
Aktionäre, die ihre Aktien nicht angedient haben und im Rahmen der weiteren Schritte BioNTech-ADS erhalten, unterliegen grundsätzlich einer niederländischen Quellensteuer auf Dividenden in Höhe von 15 %.
Finanzlage vor der Übernahme
CureVac hatte kurz vor Abschluss der Transaktion solide Kennzahlen präsentiert. In den Q3-Zahlen, die am 24. November veröffentlicht wurden, meldete das Unternehmen:
- Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente: 416,1 Millionen Euro per 30. September
- Umsatz Q3 2025: 54,1 Millionen Euro
- Operatives Ergebnis Q3 2025: 310,2 Millionen Euro
- Ergebnis je Aktie Q3 2025: 1,21 Euro (unverwässert und verwässert)
Das Management hatte vor der Übernahme eine Finanzreichweite bis ins Jahr 2028 bestätigt.
Nächste Schritte und Bedeutung für die Branche
Die zwangsweise Übernahme der verbleibenden Minderheitsanteile ist für Januar vorgesehen. Im Anschluss soll die CureVac-Aktie von der Nasdaq genommen werden, womit die Börsennotierung des Unternehmens endet.
Parallel dazu plant BioNTech detaillierte Analysen zur künftigen Struktur und zur Ausrichtung des kombinierten mRNA-Portfolios. Ziel ist es, die erweiterten technologischen und klinischen Ressourcen in den Bereichen Krebs- und Infektionskrankheiten einzusetzen.
Damit entsteht ein deutlich stärker gebündelter mRNA-Akteur, der zwei der frühesten deutschen Entwickler dieser Technologie unter einem Dach vereint und die Konsolidierung in dieser jungen Branche ein gutes Stück vorantreibt.
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