Die Aktie des Cybersecurity-Spezialisten CrowdStrike befindet sich in einer heiklen Zwickmühle. Während einige Analystenhäuser weiterhin von der Wachstumsgeschichte überzeugt sind, werfen behördliche Untersuchungen und eine kritische Neubewertung durch Bernstein SocGen Group dunkle Schatten auf den einstigen Überflieger. Was wiegt schwerer – die operativen Erfolge oder die drohenden juristischen Ungemach?
Bilanzskandal oder Sturm im Wasserglas?
Für erhebliche Unruhe sorgte die Nachricht vom 4. Juni: CrowdStrike selbst bestätigte in einer Pflichtmitteilung Anfragen sowohl vom US-Justizministerium (DOJ) als auch von der Börsenaufsicht SEC. Im Fokus der Ermittler stehen die Praktiken des Unternehmens bei der Umsatzrealisierung und die Meldung von wiederkehrenden Jahresumsätzen. Diese Entwicklung ist besonders brisant vor dem Hintergrund eines massiven IT-Ausfalls im Juli 2024, der zu einer Klage von Delta Air Lines führte. Der CEO sieht sich genötigt, die Finanzberichterstattung öffentlich zu verteidigen – ein Umstand, der Investoren nervös machen dürfte.
Analysten uneins: Höhenflug zu Ende?
Trotz dieser beunruhigenden Nachrichten malen nicht alle Experten schwarz. Die Analysten von Bernstein SocGen Group haben die Aktie zwar kürzlich von "Outperform" auf "Market Perform" herabgestuft und ein Kursziel von 371 US-Dollar ausgegeben. Bei einem aktuellen Kurs von rund 462,94 US-Dollar, nahe dem 52-Wochen-Hoch von 491,20 US-Dollar, und einer beeindruckenden Rendite von 26,6% in den letzten sechs Monaten, sehen sie die Aktie als hoch bewertet an. Sie äußerten Bedenken, ob Cybersecurity-Budgets, die als Kostenstellen gelten, in Zukunft signifikant gesteigert werden können.
Demgegenüber stehen optimistischere Stimmen. BMO Capital beispielsweise schraubte das Kursziel auf 500 US-Dollar hoch, Piper Sandler sieht die Aktie gar bei 505 US-Dollar und Susquehanna vergab ein Ziel von 530 US-Dollar bei einer "Positive"-Einstufung. Auch Cantor Fitzgerald bekräftigte eine "Overweight"-Einstufung mit einem Kursziel von 475 US-Dollar, nachdem CrowdStrike starke Zahlen für das erste Quartal vorgelegt und die Prognose für das operative Ergebnis sowie den Gewinn pro Aktie angehoben hatte. Ein Meilenstein war zudem das Erreichen von einer Milliarde US-Dollar Umsatz durch die Partnerschaft mit GuidePoint Security.
Die kommenden Wochen dürften zeigen, ob die robusten Fundamentaldaten und das Vertrauen einiger Analysten die schwerwiegenden Vorwürfe und die Bewertungsdiskussionen überstrahlen können. Die Anleger stehen vor einer Zerreißprobe.