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China unter Druck: Wachstum schwächelt, Handelskrieg verschärft sich

Chinas Wirtschaftswachstum fällt auf Jahrestief von 4,8% während sich der Handelskonflikt mit den USA durch drohende 100% Strafzölle verschärft. Die Zentralbank hält an ultralockerer Geldpolitik fest.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • BIP-Wachstum sinkt auf niedrigsten Stand seit einem Jahr
  • Trump droht mit drastischen 100 Prozent Strafzöllen
  • Exporte seltener Erden gehen deutlich zurück
  • Chinas Notenbank behält Rekordtiefzinsen bei

Chinas Wirtschaft zeigt deutliche Schwächezeichen, während sich der Handelskrieg mit den USA verschärft. Das BIP-Wachstum fiel im dritten Quartal auf 4,8 Prozent – den schwächsten Wert seit einem Jahr. Gleichzeitig droht Präsident Trump mit drastischen Strafzöllen von 100 Prozent, was die Märkte nervös macht.

Wirtschaftswachstum verliert an Schwung

Die chinesische Wirtschaft kämpft mit strukturellen Problemen. Das Wachstum von 4,8 Prozent im dritten Quartal liegt zwar noch über Pekings Jahresziel von fünf Prozent, doch der Abwärtstrend ist unverkennbar. Im zweiten Quartal waren es noch 5,2 Prozent gewesen.

Besonders problematisch: Die Deflation hält hartnäckig an, während der Immobiliensektor weiter schwächelt. Einzelhandelsumsätze stiegen nur noch um drei Prozent – ein deutlicher Rückgang gegenüber 3,4 Prozent im Vormonat. Das zeigt, wie zögerlich chinesische Verbraucher bei Ausgaben bleiben.

Immerhin gab es auch positive Signale. Die Industrieproduktion legte um 6,5 Prozent zu und übertraf damit die Erwartungen deutlich. Dies unterstreicht Chinas Position als Exportnation, kann aber die strukturellen Schwächen nicht überdecken.

Handelskrieg erreicht neue Dimension

Der Konflikt mit Washington eskaliert zeitgleich. Trump kündigte Strafzölle von 100 Prozent auf chinesische Waren an – eine drastische Verschärfung der bereits angespannten Beziehungen. Obwohl der US-Präsident später einräumte, solche Zölle seien „nicht nachhaltig“, bleibt die Unsicherheit groß.

Die Auswirkungen zeigen sich bereits konkret: Chinas Exporte seltener Erden gingen im September um 6,1 Prozent zurück, nachdem sie drei Monate lang gestiegen waren. Diese Materialien sind für Chips und Verteidigungstechnologie unverzichtbar – ein strategischer Hebel im Handelsstreit.

Peking reagierte mit erweiterten Exportkontrollen für seltene Erden, die vor allem Nutzer in der Verteidigungs- und Chipindustrie treffen sollen. Deutschland, Südkorea und die USA gehören zu den wichtigsten Importeuren – sie könnten von Lieferengpässen betroffen sein.

Geldpolitik bleibt ultralockerer Kurs

Als Reaktion auf die wirtschaftlichen Herausforderungen hält Chinas Zentralbank an ihrer ultraexpansiven Geldpolitik fest. Die Leitzinsen blieben im Oktober unverändert bei Rekordtiefs: Der einjährige Referenzzins liegt bei drei Prozent, der fünfjährige bei 3,5 Prozent.

Diese Entscheidung war erwartet worden, zeigt aber auch die begrenzen Optionen der Notenbank. Weitere Zinssenkungen könnten die ohnehin schwache Währung zusätzlich unter Druck setzen – ein riskantes Spiel angesichts der Handelsspannungen.

Märkte zwischen Hoffnung und Sorge

An den Finanzmärkten herrscht gespaltene Stimmung. Einerseits hoffen Anleger auf weitere Konjunkturmaßnahmen Pekings. Die Regierung bereitet bereits den 15. Fünfjahresplan vor, der High-Tech-Fertigung priorisieren soll – eine direkte Antwort auf die US-Konkurrenz.

Andererseits belasten die Handelssorgen das Sentiment. Der Yen schwächelte, da Investoren auf eine entspanntere Geldpolitik in Japan setzen. Rohstoffmärkte zeigten gemischte Reaktionen, wobei Gold von der Unsicherheit profitierte.

Strukturwandel zeichnet sich ab

Langfristig könnte sich Chinas Rolle in der Weltwirtschaft fundamental ändern. Analysten erwarten, dass das Land seinen Anteil am globalen Kupferverbrauch von derzeit 57 Prozent bis 2030 reduzieren wird. Stattdessen dürften USA und Indien als neue Wachstumstreiber auftreten.

Dieser Wandel spiegelt Chinas Transformation von einem investitionsgetriebenen zu einem konsumorientierten Wirtschaftsmodell wider – ein Prozess, der schmerzhaft, aber notwendig ist.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Peking den Balanceakt zwischen Konjunkturstützung und strukturellen Reformen meistert, während gleichzeitig die Handelsspannungen das externe Umfeld belasten.

Eduard Altmann

Eduard Altmann ist Finanzexperte mit über 25 Jahren Erfahrung an den globalen Finanzmärkten. Als Analyst und Autor beim VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft spezialisiert er sich auf Aktienmärkte, Gold, Silber, Rohstoffe und den Euro.

Altmann ist überzeugter Verfechter des Value-Investing und identifiziert unterbewertete Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial. Sein Börsendienst "Megatrend-Depot" vermittelt praxisnahe Strategien erfolgreicher Value-Investoren. Mit seinem Motto "Manage dein Vermögen selbst" inspiriert er Anleger zur eigenverantwortlichen Vermögensverwaltung.

Seine Analysen basieren auf der fortschrittlichen Gann-Strategie, die präzise Vorhersagen für Rohstoffmärkte ermöglicht. Diese technische Analysemethode kombiniert historische Daten mit Zyklusanalysen und macht seine Marktprognosen besonders treffsicher.

Durch zahlreiche Publikationen und verständliche Erklärungen komplexer Finanzthemen unterstützt Altmann sowohl Einsteiger als auch erfahrene Investoren bei fundierten Anlageentscheidungen. Seine Arbeit verbindet theoretische Expertise mit praktischen Empfehlungen für den strategischen Vermögensaufbau.