Boeing meldet sich über die Feiertage mit zwei wichtigen Nachrichten: einem milliardenschweren Rüstungsauftrag und einem heiklen Antrag bei der US-Luftfahrtbehörde zur Sicherung des Frachtergeschäfts. Im Kern geht es um Stabilität im Verteidigungsbereich und um Zeitgewinn im Frachtflugzeug-Portfolio.
Am letzten Handelstag vor Weihnachten schloss die Aktie bei 218,16 US‑Dollar, ein moderater Anstieg von 0,6 % vor der Feiertagspause.
Neuer Milliardenauftrag für B-52-Programm
Die US-Luftwaffe hat Boeing einen Auftrag im Volumen von 2,04 Milliarden US‑Dollar für das B‑52 Commercial Engine Replacement Program (CERP) erteilt. Damit wird die Modernisierung der B‑52J‑Flotte weiter konkret.
- Umfang: Systemintegration, Modifikation und Tests an zwei B‑52‑Maschinen
- Technik: Einrüstung neuer Rolls‑Royce‑F130‑Triebwerke anstelle der Altmotoren
- Zeitplan: Arbeiten an Standorten in Oklahoma City und Seattle bis in die frühen 2030er‑Jahre
Der Auftrag umfasst die Phase nach der sogenannten Critical Design Review und sichert Boeing Defense, Space & Security zusätzliche, langfristig planbare Erlöse. Das Segment hatte in den vergangenen Quartalen unter Margendruck gestanden, profitiert hier aber von einem klassischen Modernisierungs- und Erhaltungsprogramm statt von risikoreichen Festpreis-Neuentwicklungen.
777F: Antrag auf Ausnahmeregelung
Im Zivilgeschäft steht hingegen eine regulatorische Hürde im Mittelpunkt. Boeing hat am 24. Dezember bei der US-Luftfahrtbehörde FAA einen Antrag gestellt, um den 777‑Frachter über die derzeit absehbare Frist hinaus bauen zu dürfen.
Hintergrund ist die Umsetzung verschärfter Treibstoffeffizienz- und Emissionsstandards der ICAO, die ab Januar 2028 gelten. Das aktuelle Modell 777‑200LRF erfüllt diese Vorgaben nicht. Ohne Ausnahmegenehmigung müsste die Produktion zum 31. Dezember 2027 enden.
Boeing beantragt:
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- Auslieferung von rund 35 zusätzlichen, nicht konformen 777F in den Jahren 2028 und 2029
- Eine befristete Übergangsregelung, bis der neue, regelkonforme 777‑8F zertifiziert und lieferbereit ist
Das Unternehmen begründet den Schritt mit der Sicherung der weltweiten Luftfrachtkapazität. Ein abruptes Produktionsende der 777F könnte demnach Lieferketten belasten und eine Angebotslücke entstehen lassen, solange sich der 777‑8F verzögert. In der Logik ähnelt der Vorstoß früheren, regulatorisch abgestützten Lebenszyklus-Verlängerungen des 767‑Frachters.
Einordnung: Stabilität vs. Übergangsrisiko
Die beiden Meldungen zeigen die Spannbreite des Geschäftsmodells: ein stabilisierender Verteidigungsauftrag auf der einen Seite, ein zeitkritischer Übergang im Frachtbereich auf der anderen.
Der B‑52‑Auftrag stärkt den Auftragsbestand im Verteidigungssegment um rund 2 Milliarden US‑Dollar. Für Investoren ist das ein Signal, dass Boeing im umkämpften Markt für Modernisierungsprogramme weiterhin wettbewerbsfähig ist – und damit einen Gegenpol zu Problemen bei anderen Verteidigungsprojekten bietet.
Der Antrag zur 777F macht zugleich deutlich, dass der Übergang vom bestehenden Frachter zur 777‑8F zeitlich unter Druck steht. Faktisch räumt Boeing ein, dass sich der Zeitplan für die 777‑8F so weit nach hinten verschoben hat, dass eine potenzielle Umsatzlücke im Frachtgeschäft entsteht, falls die Ausnahme nicht gewährt wird.
Ausblick auf 2026
Kurzfristig rückt die Reaktion der FAA in den Fokus. Eine Entscheidung über den Ausnahmeantrag wird Anfang 2026 erwartet. Eine Ablehnung würde das Volumen potenzieller 777F‑Auslieferungen deutlich begrenzen und dürfte den Wettbewerbsvorteil von Airbus im Frachtsegment stärken. Eine Genehmigung hingegen würde die Cashflows aus dem Frachtgeschäft voraussichtlich bis zum Ende des Jahrzehnts absichern und den Übergang zur 777‑8F abfedern.
Mit Wiederaufnahme des Handels nach den Feiertagen dürfte der Markt beide Themen – zusätzlichen Rückenwind im Verteidigungsbereich und das regulatorische Risiko im Frachterprogramm – einpreisen. Charttechnisch verteidigt die Boeing‑Aktie aktuell den Bereich um 218 US‑Dollar, ein nachhaltiger Ausbruch über die Zone um 220 US‑Dollar wäre für Trendfolger ein wichtiges Signal. Der nächste größere konkrete Termin ist der Q4‑Bericht, der für den 4. Februar 2026 erwartet wird und bei dem das Management voraussichtlich ein Update zum Zeitplan der 777‑8F geben wird.
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