Ein Rückgang des Nettogewinns um fast 84 Prozent – Zahlen dieser Art kennt man sonst eher von krisengeschüttelten Startups, doch diesmal trifft es den Stolz der deutschen Automobilindustrie. Ein „perfekter Sturm“ aus technischen Defekten, massiven Rückstellungen und einer wegbrechenden Nachfrage in China hat die Bilanz der Münchner im dritten Quartal verhagelt. Anleger stellen sich nun die bange Frage: Ist dies nur ein temporärer Ausrutscher oder offenbart sich hier ein tieferliegendes strukturelles Problem?
Bremsprobleme sorgen für Milliardenbelastung
Verantwortlich für das Desaster ist primär ein technisches Debakel, das teurer kaum sein könnte. Probleme mit dem Integrierten Bremssystem (IBS) eines Zulieferers zwangen den Konzern zu drastischen Maßnahmen. Die Folge waren nicht nur kostspielige Rückstellungen in dreistelliger Millionenhöhe für Garantiefälle, sondern auch schmerzhafte Auslieferungsstopps.
Rund 1,5 Millionen Fahrzeuge sind von den technischen Maßnahmen betroffen. Besonders bitter: Die Stopps betreffen auch Autos, die noch nicht beim Kunden sind, was die Verkaufszahlen in der zweiten Jahreshälfte spürbar nach unten zieht. Die Profitabilität der Autosparte leidet unter diesen Einmaleffekten massiv, was die jüngste Senkung der Jahresprognose bestätigt.
Alarmstufe Rot in China
Doch die technischen Sorgen sind nur die eine Seite der Medaille. Viel bedrohlicher wirkt die Entwicklung im zweitwichtigsten Markt des Konzerns. In China brachen die Verkäufe um knapp 30 Prozent ein. Der dortige Markt kämpft mit einer schwachen Verbraucherstimmung, doch das allein erklärt nicht die Dramatik des Absturzes.
BMW sieht sich im Reich der Mitte einer brutalen Konkurrenz durch lokale Elektroautohersteller ausgesetzt. Die Kundenpräferenzen verschieben sich rasant, und die deutschen Premiumhersteller geraten zunehmend in die Defensive. Auch in den USA und Europa verzeichnete der Konzern Rückgänge, wenn auch weniger dramatisch als in Asien.
Die nackten Zahlen des Quartals verdeutlichen den Ernst der Lage:
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- Nettogewinn: Einbruch um 83,8 % auf nur noch 476 Millionen Euro.
- Umsatz: Rückgang um 15 % auf 32,4 Milliarden Euro.
- Absatz China: Minus 29,8 %.
- Lichtblick: Auslieferungen von E-Autos (BEV) stiegen um 10,1 %.
Die Aktie unter Druck
Die Hiobsbotschaften hinterlassen deutliche Spuren im Chartbild. Auf Wochensicht verlor das Papier über 5 Prozent an Wert und notiert aktuell bei 84,20 €. Zwar liegt die Aktie seit Jahresanfang noch mit rund 8 Prozent im Plus, doch die jüngste Dynamik zeigt klar nach unten.
Der Kurs kämpft derzeit um die Stabilisierung und notiert nur knapp über dem 50-Tage-Durchschnitt von 83,60 €. Sollte diese Unterstützung fallen, könnten die Bären das Ruder vollständig übernehmen. Der Abstand zum 52-Wochen-Hoch von über 91 Euro ist mittlerweile auf fast 8 Prozent angewachsen, was die Verunsicherung der Marktteilnehmer widerspiegelt.
Hoffnungsschimmer E-Mobilität?
Inmitten der düsteren Wolken gibt es jedoch einen strategischen Hoffnungsschimmer. Entgegen dem allgemeinen Trend bei vielen Konkurrenten konnte BMW den Absatz seiner vollelektrischen Fahrzeuge steigern. Mit einem Zuwachs von über 10 Prozent im Quartal und einem BEV-Anteil von mittlerweile 19,1 Prozent scheint die Elektrifizierungsstrategie zumindest produktseitig zu greifen.
CEO Oliver Zipse gibt sich trotz der „außergewöhnlichen Herausforderungen“ kämpferisch und verspricht für das vierte Quartal eine Rückkehr zu stärkeren Erträgen sowie einen signifikanten Lagerabbau. Der Fokus richtet sich nun voll auf die Einführung der „Neuen Klasse“, die die Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern soll.
Fazit: Vertrauen muss neu erarbeitet werden
Die aktuellen Zahlen sind ein Schock, der nicht so schnell verdaut sein dürfte. Während das Brems-Desaster als teures, aber lösbares Einmalproblem gewertet werden kann, wiegt die Schwäche in China schwerer. BMW muss beweisen, dass man gegen die asiatische Konkurrenz bestehen kann. Das vierte Quartal wird zur Nagelprobe: Gelingt die versprochene Erholung, oder müssen Anleger sich auf eine längere Durststrecke einstellen?
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